Gelsenkirchen. Das Urteil der Schalke-Fans war nach dem 0:1 gegen Frankfurt ist vernichtend - und die Spieler waren mit der Kritik nicht einverstanden.

  • Das Urteil der Schalke-Fans war nach dem 0:1 gegen Frankfurt ist vernichtend
  • Die Fans wollen die Spieler kämpfen sehen
  • Die Spieler waren mit der Kritik nicht einverstanden

Am Sonntag war Ruhetag auf Schalke. Cheftrainer Markus Weinzierl gönnte seinen Spielern zwei Tage nach der 0:1-Niederlage gegen Eintracht Frankfurt einen trainingsfreien Tag. Wahrscheinlich sollten Benedikt Höwedes und Co. den Kopf frei bekommen und neue Kraft tanken. Auftritte wie diesen am Freitagabend gegen Frankfurt darf sich die Mannschaft nicht mehr erlauben. Die Geduld der Fans ist arg strapaziert und der Spielplan eng. In den nächsten 20 Tagen bestreitet Schalke in der Bundesliga, im DFB-Pokal und in der Europa League fünf Spiele.

Allerhöchste Zeit also, die sportliche Talfahrt zu stoppen. Die Frage ist nur: wie? Die Bestandsaufnahme nach dem ersten Spieltag der Hinrunde ist vernichtend und lässt vor dem Duell am Samstag beim Tabellenführer FC Bayern München kaum Platz für Hoffnung. Ein Strohhalm, an den sich die Fans klammern können: Schlimmer kann es eigentlich kaum noch werden.

Schlechteste Schalke-Bilanz seit 23 Jahren

Schalke hat in dieser Saison schon neun Partien und damit die Hälfte seiner Spiele verloren. Das gab es nach 18 Spieltagen zuletzt vor 23 Jahren – in der Saison 1993/94. Trainer war Jörg Berger – seine Mannschaft schaffte damals den Klassenerhalt mit einem einzigen Punkt Vorsprung.

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Es müsste in dieser Saison noch wesentlich schlechter laufen als bisher, damit Schalke tatsächlich in Abstiegsgefahr gerät. Der Vorsprung auf den Relegationsplatz beträgt sechs Punkte. Dennoch: Um diese Saison, die erste unter Manager Christian Heidel und Markus Weinzierl, noch einigermaßen zu retten, bedarf es einen Kraftakt, der Schalke Stand jetzt nicht zuzutrauen ist. „Es geht jetzt darum, Erfolgserlebnisse zu haben, kurzfristig Spiele zu gewinnen. Das wird gegen Bayern und dann zu Hause gegen Hertha aber nicht einfach“, sagt Markus Weinzierl. Es geht auch darum, die treuen Schalker Fans nicht noch mehr zu verärgern.

Schalkes Innenverteidiger Naldo hatte die Fans nach dem 1:0-Duselsieg gegen den FC Ingolstadt vor einer Woche darum gebeten, die Mannschaft, wenn es denn nötig sei, erst nach dem Spiel auszupfeifen. Während der 90 Minuten bräuchten die Spieler, vor allem die jungen Spieler, die volle Unterstützung.

Bei der noch gruseligeren Heimniederlage gegen Eintracht Frankfurt folgten die meisten der Bitte Naldos. Zwar gab es zur Halbzeitpause erneut ein lautes Pfeifkonzert, während des Spiels konnte sich die Mannschaft aber auf die Unterstützung aus der Nordkurve verlassen. Nach dem Abpfiff war aber auch der Geduldsfaden der Fans auf den Stehplätzen gerissen.

Schalke gewann nur 45 Prozent der Zweikämpfe

Als die Spieler in die Kurve schlichen, gab es laute Pfiffe und Gesänge wie „Wir wollen euch kämpfen sehen.“ Dass die Pfiffe von der Gegengerade und der Haupttribüne weitaus leiser waren, lag nur daran, dass die meisten Fans die Arena schon vor dem Abpfiff enttäuscht verlassen hatten.

„Wir wollen Euch kämpfen sehen“ – ein vernichtenderes Urteil kann es für eine Mannschaft kaum geben. Gut und attraktiv Fußball zu spielen, ist das eine. Das gelingt selbst einer Topmannschaft wie dem FC Bayern nicht an allen 34 Spieltagen. Sich von den Fans aber den Vorwurf gefallen lassen zu müssen, nicht gekämpft zu haben, ist das andere. Wenn 60 000 Zuschauer die Basistugend vermissen, ist das ein verheerendes Signal. Die Statistik belegt: Schalke hat am Freitag nur 45 Prozent der Zweikämpfe gewonnen.

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Kapitän Benedikt Höwedes war mit dem Vorwurf der Fans allerdings nicht ganz einverstanden. „Natürlich spielen wir einen Scheiß, das weiß ich auch. Doch wenn man so ausgepfiffen wird, ist das schon schade“, sagte er.

Mittelfeldspieler Leon Goretzka war ähnlicher Meinung: „Wenn wir uns am Ende ‘Wir wollen euch kämpfen sehen’ anhören müssen, dann tut mir das leid. Wenn wir eines gemacht haben, dann war es kämpfen.“ Manager Christian Heidel stellte klar: „Es lag nicht am fehlenden Willen oder an der Leidenschaft. Uns haben die fußballerischen Lösungen gefehlt.“

Am Samstag, das versprechen die Spieler, soll es ausgerechnet gegen Bayern besser werden. Wie haben die Fans während des Spiels so schön gesungen? „Steht auf, wenn ihr Schalker seid!“