Gelsenkirchen.. Über 30 000 Fans von Trabzonspor verwandelten das Parkstadion in einen Hexenkessel. Am Ende jubelte aber Schalke. Olaf Thon erinnert sich.

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Verkehrte Welt im Parkstadion. Die türkischen Fans von Trabzonspor sind beim Hinspiel der 2. Runde des Uefa Cups auf Schalke in der Überzahl. 30 000 Anhänger von Trabzonspor machen aus dem Auswärtsspiel fast ein Heimspiel. Am Ende jubeln aber die Schalker. Mit einem 1:0-Sieg im Hinspiel und einem spektakulären 3:3 im Rückspiel in der Türkei behält der FC Schalke 04 die Oberhand. Der Wahnsinn geht in die nächste Runde – in die dritte.

In unserer Serie erinnert sich Olaf Thon an den Siegeszug der Eurofighter vor 20 Jahren. Heute: an die Duelle mit Trabzonspor.

Der Gegner

Trabzonspor Kulübü, der Verein aus der türkischen Hafenstadt Trabzon. „Ein Exot“, sagt Olaf Thon, der bei der Auslosung sofort an den türkischen Nationalspieler und Abwehrspieler Abdullah Ercan dachte, der später sogar einmal mit Schalke in Verbindung gebracht wurde. „Der einzige blonde Türke, gegen den ich jemals gespielt habe“, sagt Thon und lacht.

Co-Trainer Hubert Neu habe die Schalker Spieler perfekt auf den doch ziemlich unbekannten Gegner vorbereitet. „Wir waren so gut vorbereitet, als ob wir auf eine Mannschaft treffen würden, die wir seit fünf Jahren kennen“, sagt der damalige Kapitän über den damaligen Co-Trainer von Huub Stevens. „Wir hatten von jedem Spieler ein Bild, dazu kannte Hubert Neu alle Stärken und Schwächen. Von den meisten Spielern konnten wir uns sogar TV-Szenen anschauen. Man darf es nicht vergessen: 20 Jahre sind seitdem vergangen.“ 

Das Hinspiel

Die Wechselgesänge von Gegengerade, Kurve und Haupttribüne galten im Parkstadion ausnahmsweise mal nicht den Schalkern. Aber Olaf Thon, der sich als Libero vor allem auf die Defensive konzentrieren sollte, und seine Mitspieler ließen hinten nichts anbrennen, sodass Schalke mit 1:0 gewann. Martin Max war in der 77. Minute der Torschütze. Jiri Nemec hatte geflankt, Max war seinem Bewacher Iskender Günen enteilt und köpfte den Ball ins Tor. Pech hatte Ingo Anderbrügge, als er mit einem wuchtigen Freistoß nur die Latte traf. Es war der erste Sieg für Huub Stevens als Trainer der Königsblauen. Dazu ein hochverdienter.

Das Rückspiel

Das Rückspiel im Stadion Avni Aker von Trabzonspor war keines für schwache Nerven. „Dort passten nur 25 000 Fans rein, ein Hexenkessel war es trotzdem”, sagt Olaf Thon. Schalke begann bärenstark und führte durch zwei Tore von Abwehrspieler Johan de Kock nach 36 Minuten schon mit 2:0. Zweimal war der Niederländer per Kopfball erfolgreich. In der zweiten Halbzeit drehte Trabzonspor das Spiel binnen einer Viertelstunde. Sota Arveladse (55.), und ein Doppelpack von Hami (66.,70.), der 1998 nach Schalke wechselte, stellten den Verlauf auf den Kopf. Schalke zitterte. Allerdings nur bis zur 73. Minute, als Martin Max den erlösenden Ausgleich erzielte.

Die Erinnerung

„Ganz klar das Hinspiel, als mehr türkische als deutsche Fans im Parkstadion waren“, antwortet Olaf Thon auf die Frage, was ihm sofort einfällt, wenn er an Trabzonspor denkt. Der Kapitän hatte eine Idee. Die Anfeuerungsrufe der türkischen Fans wertete er einfach für sich, weil er sie nicht verstand.

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Beim Rückspiel in der Türkei, sagt Thon, seien die Schalker von der Außenwelt wie abgeschnitten gewesen. „Überall standen Leute vom Militär”, sagt er. Außerdem war die Reise ans Schwarze Meer die erste im Europapokal mit Trainer Huub Stevens, der neben akribischer Defensivarbeit mindestens genauso viel Wert auf das Auftreten seiner Spieler legte. „Ich glaube, er hat uns sogar vorgeschrieben, welche Unterhose wir tragen müssen”, sagt Thon und lacht.

Der Held der Runde

Für Olaf Thon gibt es keine zwei Meinungen: Johan de Kock ist sein Schalker Held der 2. Runde. „Johan war gegen Trabzon unser Goldköpfchen“, sagt der heute 50-Jährige. Der Abwehrspieler aus den Niederlanden legte im Rückspiel mit zwei Kopfballtoren den Grundstein für den Einzug ins Achtelfinale. In dem der FC Brügge wartete...