Nizza. Schalke hat gegen den OGC Nizza mit 1:0 gewonnen. Ein verdienter Sieg. Die Mannschaft bekommt Struktur. Aber es gibt noch Verbesserungsmöglichkeiten.
- Schalke hat gegen den OGC Nizza mit 1:0 gewonnen
- Ein verdienter Sieg. Die Mannschaft bekommt Struktur
- Aber es gibt noch Verbesserungsmöglichkeiten
So und nicht anders: Der FC Schalke 04 hat beim 1:0 in Nizza in eindrucksvoller Weise gezeigt, wie die Saison 2016/17 laufen könnte. Druckvoll, engagiert, lauf- und zweikampfstark: Das eine Tor von Baba war nur ein schüchterner Ausdruck, wie überlegen die Schalker ihr erstes Spiel in der Europa League absolviert haben. Halbzeit eins fand fast vollständig in der Spielfeldhälfte von OGC Nizza statt. Endlich bekommt die neue Mannschaft Strukturen bei Trainer Markus Weinzierl — mit weitreichenden Konsequenzen bei Schalke 04: Offen bleiben Personalfragen.
Die wichtigste: Klaas-Jan Huntelaar. In der Sturmmitte läuft es auf eine Konkurrenz zwischen ihm und Embolo hinaus. Hier der 33-jährige Niederländer, der seit sechs Jahren regelmäßig Tore auf Schalke schießt und mit seinem Treuebekenntnis zur Ikone aufgestiegen ist. Dort der 19-jährige Schweizer, der zu Saisonbeginn für eine Rekordablöse kam, um eine neue Ära auf Schalke einzuleiten.
Alt gegen Jung, Bewährt gegen Neu, Effizienz gegen Fleißarbeit, Huntelaar oder Embolo: Um beide spielen zu lassen, müsste Weinzierl Kompromisse in der Mannschaftsstruktur schließen und Embolo wie zuletzt nach rechts verschieben. Warum sollte er das nach dem Sieg in Nizza tun?
Leon Goretzka war bester Schalker
Seine Mannschaft hat herausragend gespielt. In der Mitte steuerte Leon Goretzka als bester Mann auf dem Platz den Spielaufbau, abgeschirmt von Benjamin Stambouli und dem überragenden Nabil Bentaleb. Die linke Seite: sehr offensiv mit Eric Maxim Choupo Moting und dahinter Baba. Die rechte Seite: ebenfalls angriffslustig mit dem zweikampfstarken Benedikt Höwedes und Alessandro Schöpf davor. Endlich spielte Schalke wie aus einem Guss.
Aber ganz ehrlich: Es kamen auch zu wenig Bälle in den Strafraum. Und wenn sie vors Tor kamen, scheiterten die Schussversuche reihenweise. Es wäre nicht verwunderlich gewesen, wenn die überlieferte Weisheit „Wer das Tor nicht macht…“ Anwendung gefunden hätte. Das Tempo, das die Schalker eine Stunde lang gezeigt haben, können sie nicht über eine komplette Spielzeit zeigen. Und bei Nizza stand, ja stand Mario Balotelli, der nur darauf gelauert hat, die eine Unachtsamkeit für ein Tor auszunutzen. In diese Situation darf Königsblau erst gar nicht kommen. Nicht am Sonntag bei Hertha BSC. Und nicht in der Woche darauf zu Hause gegen den 1. FC Köln.
In dieser neuen Struktur einer Flügelzange muss Schalke zwei Dinge schleunigst beherrschen lernen:
Erstens: Das Flanken. Die Bälle von außen kamen zwar im Strafraum an, aber viel zu flach, um tatsächlich Gefahr auszulösen. Dadurch fehlte, was Fußballer „Durchschlagskraft“ nennen. Auch der Rückraum an der Strafraumgrenze muss besser besetzt sein.
Zweitens: Das Toreschießen. Breel Embolo konnte sich an seinem neuen Arbeitsplatz im Sturmzentrum nicht den Raum schaffen, den Stürmer zum Toreschießen brauchen, und die Raumaufteilung am kurzen und langen Pfosten, wenn Bälle abprallen, war nicht glücklich.
Zugegeben, die zwei Anmerkungen sind Petitessen. In Schalkes Woche der Wahrheit ist der erste Sieg verdient eingefahren. Nur das zählt. Der Saisonstart ist ja auch alles andere als einfach für Schalke. In den ersten fünf Spielen (mit DFB-Pokal) viermal auswärts — und das eine Spiel zu Hause war gegen Bayern. Mit der Form von Nizza wird Schalke auch in Berlin punkten.
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