Gelsenkirchen. Der Wechsel von Schalke-Talent Leroy Sané zu ManCity wurde über viele Monate vorbereitet. Jetzt ist es bald soweit. Noch warten alle auf ein Fax.
- Der Wechsel von Schalke-Talent Leroy Sané zu ManCity wurde über viele Monate vorbereitet.
- Jetzt ist es bald soweit.
- Noch warten alle auf ein Fax.
Es waren außergewöhnlich schwierige und intensive Verhandlungen im Frühsommer des Jahres 2015, und dies, obwohl sich beide Seiten darüber einig waren, weiter miteinander zu arbeiten. Gefeilscht wurde über die Bedingungen und Konditionen im Vertrag von Leroy Sané, der damals nur ein großes Talent war und erst 14 Bundesligaspiele für Schalke bestritten hatte.
Jürgen Milewski, der Berater des Spielers, sah Sané auf Schalke gut aufgehoben, wollte sich aber für die Zukunft absichern: Er verlangte eine Ausstiegsklausel von zehn Millionen Euro im Vertrag, die sofort gültig sein sollte.
Ausstiegsklausel für Sané war 2015 noch gut
Horst Heldt, damals Schalkes Manager, hielt wochenlang dagegen und setzte schließlich einen Kompromiss durch: Sané unterschrieb bis 2019, die Ausstiegsklausel wurde erst ab Sommer 2017 verankert und auf 37 Millionen Euro festgesetzt. Drei Millionen davon wurden dem Spieler zugesichert. Die Eckdaten wurden fixiert, ehe der Abschluss am 25. Juli 2015 verkündet wurde. Für Schalke damals ein sehr guter Vertrag.
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Heute, ein knappes Jahr später, ist Sané nicht nur Nationalspieler, sondern einer der begehrtesten Profis auf dem europäischen Spielermarkt überhaupt. Seine sportliche Entwicklung hat den Vertrag überholt – die Ausstiegsklausel, die erst in einem Jahr greift, sorgt heute schon für Druck. Wenn Schalke richtig Reibach mit dem 20-Jährigen machen will, ist ein Verkauf in diesem Sommer angeraten.
Sobald Manchester City ein offizielles Angebot auf den Tisch legt, kann es ganz schnell gehen: Die Engländer von Pep Guardiola verfügen über ein Transferbudget von 500 Millionen Euro und wollen ein Zehntel davon in Sané investieren. Ein Insider sagte der WAZ: „City will ihn jetzt haben, damit Real Madrid oder Barcelona ihn nicht bekommen. Die wollen sich Leroy sichern.“ Wer so viel Geld hat, kann es sich leisten, 40 bis 60 Millionen für ein Talent auszugeben.
Schalkes neuer Manager Christian Heidel kennt die Spielregeln: Er weiß, dass sich Manchester erst bei ihm meldet, meistens per Fax, wenn Einigung mit dem Spieler besteht – eigentlich müssten die Engländer zuvor um Erlaubnis fragen, ob sie mit dem an Schalke gebundenen Sané überhaupt verhandeln dürfen. Noch halten sich alle bedeckt, auch Sanés Berater Milewski, der nur sparsam sagt: „Ich äußere mich erst, wenn es ein Ergebnis gibt.“ Und auch Heidel kann bisher noch „keinen direkten Kontakt“ zu ManCity bestätigen.
Ausstiegsklauseln in Spielerverträgen
- Spieler und Verein schließen immer einen Arbeitsvertrag, der zeitlich begrenzt ist und jeweils zum 30. Juni des Jahres ausläuft.
- Ist der Vertrag ausgelaufen, darf der Spieler wechseln, wohin er will. Der neue Verein muss dem alten keine Ablöse zahlen.
- Will der Spieler vorzeitig weg, muss der neue Klub eine Ablöse zahlen; die wird verhandelt.
- Im Vertrag kann der Spieler eine Ablösesumme festschreiben lassen, für die er vorzeitig den Verein garantiert verlassen darf. Das nennt man Ausstiegsklausel.
Dass es auf einen Wechsel im Sommer 2016 hinauslaufen wird, ist Schalke seit Monaten klar – nur will das niemand öffentlich sagen.
Schalke wollte Klausel behalten
Deswegen verzichtete der Klub im vergangenen Herbst auch auf die Möglichkeit, Sané die Ausstiegsklausel ab dem Jahr 2017 abzukaufen – dieser Schritt hätte sich am Ende nicht rentiert und nur Geld gekostet. Denn er wäre mit einer sofortigen Gehaltserhöhung für Sané im Bereich von vier bis fünf Millionen Euro verbunden gewesen: Warum, so hat man sich auf Schalke gefragt, sollte man dem Spieler ab sofort mehr bezahlen, wenn er ohnehin ein halbes Jahr später gehen will?
Der Sané-Transfer, der über Monate vorbereitet wurde, ist vor allem ein Ringen um Millionen. Selbst die Ausstiegsklausel für 37 Millionen Euro ab 2017 schien vor einem Jahr noch hoch angesetzt, weil Sanés rasanter Aufstieg seinerzeit noch nicht abzusehen war.
Ein Vergleich: Donis Avdijaj, der als Jugendspieler für weitaus mehr Aufsehen gesorgt hat als Sané, ließ sich einst eine Ausstiegsklausel für 49,5 Millionen Euro festschreiben – die wurde eher als humorvolles Beiwerk angesehen.
Erfüllen will sie keiner.