Gelsenkirchen. . Christian Heidel feilscht mit dem FC Augsburg um eine Ablöse. Der neue Schalker Sportvorstand betont, es gäbe aber auch Alternativen.

Fleißige Menschen wuseln durch die Schalker Arena, sie ziehen Kabel, drehen an Knöpfen, schleppen Kisten. Letzte Vorbereitungen für den großen Auftritt, die beeindruckende Bühne ist längst bereitet. Allerdings nicht für Christian Heidel, den neuen Sportvorstand des FC Schalke 04. Sondern für die Nachtigall mit der vom Eierlikör geölten Stimme: Hier gibt der gerade 70 Jahre jung gewordene Udo Lindenberg am Freitagabend sein Geburtstagskonzert. Während der Panikrocker am Mittwochnachmittag vor der Südtribüne unbehelligt proben kann, drängeln sich im Raum Libuda zahlreiche Fotografen und Kameraleute Libuda um den Fußballmanager. „Er ist der neue starke Mann auf Schalke“, stellt Aufsichtsrats-Chef Clemens Tönnies gleich mal klar.

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Heidel ist vorbereitet, der 52-Jährige kommt bei seiner Präsentation nie ins Schleudern, hat auf jede Frage eine Antwort parat. Auch auf die wichtigste: „Wann werden Sie den neuen Trainer Markus Weinzierl vorstellen?“ Heidel lacht, dann bittet er um Geduld. „Ich setze mich ungern unter Druck“, sagt er. Er erwartet „in den nächsten Tagen Klarheit“ – den Namen Weinzierl dementiert er nicht. Mitbringen konnte er den bisherigen Trainer des FC Augsburg noch nicht, weil sich dessen Manager Stefan Reuter als hartnäckiger Verhandlungspartner erwiesen hat. Es geht nur noch ums Geld, eine Rekord-Ablösesumme in Höhe von fünf Millionen Euro soll aufgerufen sein. „Der Trainer ist die wichtigste Person im Verein“, sagt Heidel. „Deshalb habe ich Verständnis dafür, wenn ein Verein, der einen guten Trainer unter Vertrag hat, eine Entschädigung verlangt.“

Heidel sagt, er habe einen Favoriten, es gebe aber auch Alternativen. „Ich würde meinen Job nicht gut machen, wenn ich mich allein auf eine Personalie konzen­trieren würde.“ In Augsburg wird bereits Thorsten Fink als Weinzierls Nachfolger gehandelt: Der frühere Trainer des Hamburger SV soll um Auflösung seines Vertrages bei Austria Wien gebeten haben.

Heidel: „Schalke ist unruhig“

Durch das Profilbild, das Heidel für einen Schalke-Trainer zeichnet, werden Kandidaten wie Lucien Favre (vereinslos), Marcelino Garcia Toral (FC Villarreal) oder An­dré Villas-Boas (Zenit St. Petersburg) zu Außenseitern. „Erfahrung spielt für mich nur eine kleine Rolle“, skizziert Heidel. Intelligenz sei wichtiger, großes Fachwissen auch. Außerdem sei es zwar nicht zwingend nötig, aber doch hilfreich, wenn der Trainer Deutsch spreche. Er müsse auch nicht ein erfolgreicher Profi gewesen sein: „Ich glaube, dass Trainer, die nicht die ganz große Fußballer-Karriere hatten, dazu bereit sind, sich noch mehr in die Arbeit hineinzudenken.“

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24 Jahre lang hat Heidel für Mainz 05 gearbeitet, bei der Trainerauswahl landete er in der jüngeren Vergangenheit imponierend oft Volltreffer: Jürgen Klopp, Thomas Tuchel und Martin Schmidt schlugen auf Anhieb ein. Auch deshalb war Heidel in Mainz unumstritten. Warum also hat er seinen Herzensklub verlassen? Weil er einen Strandliegestuhl verlassen und sich in Wellen stürzen will. „Ich finde Schalke total spannend – und schwierig“, sagt er. „Schalke ist unruhig, und es ziehen nicht immer alle an einem Strang. Ich weiß auch, dass die Leute hier skeptisch sind. Das freut mich sogar, das stachelt meinen Ehrgeiz noch mehr an.“ Sein Ziel formuliert er klar: „Alle Schalker sollen sich mit der Spielweise identifizieren können. Die Fans sollen stolz auf Schalke 04 sein.“