Gelsenkirchen. Unter Pfiffen verkündet Schalkes Aufsichtsratschef Clemens Tönnies den neuen Gazprom-Vertrag. Tönnies muss aber nicht nur mit dem Widerstand der Ultras, sondern auch aus den Reihen des Aufsichtsrats rechnen.
- Unter Pfiffen verkündet Schalkes Aufsichtsratschef Clemens Tönnies den neuen Gazprom-Vertrag.
- Tönnies muss aber nicht nur mit dem Widerstand der Ultras rechnen.
- Auch aus den Reihen des Aufsichtsrats gibt es Kritik.
Noch vor dem 1:1 gegen den FC Augsburg hatte sich Clemens Tönnies das Mikrofon geschnappt. Der Aufsichtsratsvorsitzende des FC Schalke 04 wollte in der vollbesetzten Veltins-Arena nicht weniger als den besten Sponsoringvertrag der Vereinsgeschichte verkünden: den neuen Gazprom-Vertrag für maximal 150 Millionen Euro bis 2022. Von ihm und Marketing-Vorstand Alex Jobst persönlich in St. Petersburg ausgehandelt.
Doch Tönnies erntete nicht nur wenig Applaus. Schlimmer noch: Die gute Nachricht ging in einem gellenden Pfeifkonzert fast unter.
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Dabei war der Termin, um die gute Nachricht um den Hauptsponsor bekanntzugeben, wohl kalkuliert. Am 26. Juni steht Tönnies bei der Jahreshauptversammlung zur Wahl. Im letzten Heimspiel der Bundesligasaison wollte er bei den Mitgliedern Pluspunkte sammeln. Nicht zu überhören und zu übersehen: Es gibt einen Proteststurm gegen Tönnies.
Hämischer Rat von Schalkes Noch-Sportvorstand Horst Heldt
In der Arena wurden Transparente ausgerollt, die Bände sprachen: „Wenn solche Leute am Ruder sind, machen wir uns sehr große Sorgen um Schalke 04!“ war auf einem zu lesen. „MV 2016: Höchste Zeit für Veränderungen!“, lautete die Losung auf einem anderen. Clemens Tönnies’ Initialen waren in beiden Fällen in Rot hervorgehoben. „26.6. den Zirkus beenden – Tönnies abwählen!“, forderten Fans über den Blöcken I und K.
Die ohnehin verhärteten Fronten scheinen sich unversöhnlicher denn je gegenüber zu stehen. „Tönnies raus!“, skandierten Tausende von Fans in der Nordkurve.
Nach der Punkteteilung ging fast unter, dass die Mannschaft in letzter Minute die Qualifikation zur Champions League verspielt hatte. Baier glich in der 89. Spielminute das Schalker Führungstor aus, das Huntelaar sieben Minuten vorher erzielt hatte. Jetzt kann Schalke allenfalls die Europa League erreichen. Aber die aufgebrachte Stimmung vor dem Saisonfinale in Hoffenheim macht wenig Hoffnung.
Wie zum Hohn bekam Manager Horst Heldt, als er verabschiedet wurde, reichlich Beifall und gab Tönnies einen Rat: „Wo Ruhe ist, ist Erfolg. Wo weniger Ruhe ist, ist weniger Erfolg. Dazu kann jeder seinen Teil beitragen.“
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Die Bekanntgabe eines neuen Trainers könnte Tönnies’ nächster Schachzug sein. Ob der Augsburger Trainer Markus Weinzierl tatsächlich André Breitenreiter beerben wird, ist offen.
Schalke-Kandidat Weinzierl lässt Zukunft offen
Weinzierl lächelte die Fragen nach seiner Zukunft weg, denn mit Augsburg hatte er den Klassenerhalt perfekt gemacht. Locker war er vor dem Spiel auf seinen Schalker Kollegen zugegangen, um ihn zu herzen. Ihr Verhältnis ist trotz der Gerüchte unbelastet.
Die Initiative SchalkeVereint hatte derweil am Samstagmittag zu einer Informationsveranstaltung geladen. Ihr Anliegen: Sechs vom Aufsichtsrat abgeschmetterte Änderungsanträge sollen mit der Stimmenmehrheit der Mitglieder doch auf die Tagesordnung der Mitgliederversammlung gelangen. Pikanterweise wollen drei Aufsichtsratsmitglieder (Axel Hefer, Andreas Horn und Thomas Wiese) dafür sorgen, dass sich das Kontrollgremium aus dem operativen Geschäft heraushält.
Tönnies muss also nicht nur mit dem Widerstand der Ultras, sondern auch aus den Reihen des Aufsichtsrats rechnen. Ihm wird von Strippenziehern aus der Führung (Namen der Redaktion bekannt) böswillig und offenbar ohne Belege unterstellt, er wolle die Ausgliederung der Profiabteilung aus dem Verein. Ein heikles Thema auf Schalke, das, wäre es wahr, zu einem Aufstand führen könnte.
Schalke patzt gegen Augsburg