Gelsenkirchen. Zum letzten Mal erlebte Horst Heldt ein Schalke-Heimspiel als Sportvorstand. “Es war eine Ehre für mich, für diesen Verein zu arbeiten“, sagte Heldt.
- Zum letzten Mal erlebte Horst Heldt ein Schalke-Heimspiel als Sportvorstand.
- "Es war eine Ehre für mich, für diesen Verein zu arbeiten", sagte Heldt.
- Es war ein Appell an den FC Schalke 04.
Dass seine Zeit auf Schalke endet, weiß Noch-Sportvorstand Horst Heldt schon seit Monaten. Viel zu tun gab es für ihn in den vergangenen Wochen nicht mehr, im Hintergrund bastelt Nachfolger Christian Heidel längst an der Schalke-Zukunft. Am Mittwoch verabschiedete sich Heldt mit einem großen Fest von den Mitarbeitern der Geschäftsstelle - und auch die wurden, wie es intern heißt, sehr wehmütig, weil sie Heldt als angenehmen Chef empfunden hatten. "Es war eine Ehre, für diesen Verein zu arbeiten", rief Heldt den 62.000 Zuschauern vor dem Spiel gegen Augsburg zu (1:1) - und er bekam viel Applaus.
Wir haben ihm in der Mixed Zone genau zugehört.
Schalke hätte am letzten Spieltag ein Fernduell mit Mönchengladbach um den vierten Platz austragen können. Warum hat das nicht geklappt?
Horst Heldt: Es wäre ein Fernduell möglich gewesen - dazu hätten wir heute gewinnen müssen. Wir sind in der 80. Minute in Führung gegangen. Danach darf man so ein Gegentor einfach nicht mehr kriegen. Das hätten wir verhindern müssen. Haben wir aber nicht - und deshalb haben wir es nicht verdient, um den vierten Platz zu spielen. Wir haben noch ein Spiel vor uns, da geht es darum, die direkte Qualifikation für die Europa League zu sichern.
Wie beurteilen Sie kurz vor Saisonende die Entwicklung mit André Breitenreiter?
Heldt: In den zehn Jahren als Manager war diese Saison für mich die schwierigste Aufgabe. Auch in diesem Jahr haben wir es nicht geschafft, Ruhe hineinzubekommen. Wir haben schöne Momente erlebt, aber auch Enttäuschungen. Es geht nicht darum zu sagen, dass andere auch Federn gelassen haben. Wir hätten das Potenzial gehabt, um die Champions-League-Plätze mitzuspielen. Damit meine ich nicht Platz eins, auch Dortmund ist uns enteilt, das muss man zugeben. Um die Plätze drei und vier hätten wir mitspielen können. Wir haben es aber immerhin geschafft, international vertreten zu sein. Als Fünfter oder Sechster hätten wir eine gute Grundlage. Ob man dann 4., 5., 6., 1. oder 18. wird - am Ende einer Saison ist alles gerecht.
Wie geht es Ihnen persönlich nach dem letzten Heimspiel?
Heldt: Am Mittwoch hatten wir mit den Mitarbeitern der Geschäftsstelle ein wunderschönes Fest - da war viel Lachen dabei, viel Traurigkeit. Das waren sehr, sehr intensive Emotionen. Heute hatte ich schon ein bisschen schlottrige Knie. Es war anders, allein schon, weil zwei Spieler verabschiedet wurden, die es verdient haben. Man überlegt dann, was man sagt, ob überhaupt überhaupt was sagt, ob man etwas rauskriegt. Dann habe ich wenige Worte gewählt, das war ehrlich und so wie ich es fühle. Es war eine Ehre für mich, für diesen Verein zu arbeiten. Das bleibt unvergessen. Und jetzt gucken wir mal, wie andere hier arbeiten ... (lacht)
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Haben Sie den kurzen Film gesehen, der über Ihre Zeit auf Schalke gezeigt wurde?
Heldt: Es ging alles zu schnell, man hört nicht, was man sagt, was andere sagen. Was ich sagen kann ist, dass wir noch einmal über den Übergang gesprochen haben. Clemens Tönnies hat das in einem konstruktiven Gespräch mit Christian Heidel eingestielt. Es ist ein nahtloser Übergang geregelt.
Vor einem Jahr wären Sie mit Pfiffen verabschiedet worden, nun gab es Applaus. Ist das ein beruhigendes Gefühl?
Heldt: Im letzten Jahr hätte sich keiner getraut, mich zu verabschieden... Auch wenn es in vielerlei Hinsicht belächelt wurde und ich das eine oder andere lesen musste, was ich eigentlich bin, war mir immer klar, dass ich diese Aufgabe bis zum letzten Spiel in Hoffenheim trage. Bis zum heutigen Tag ist mein Nachfolger nicht da. Der Verein wäre eigentlich nicht in der Lage gewesen, zu firmieren, da es schwierig ist, einem Finanz- oder Marketingvorstand diese Aufgaben zu übertragen. Am Ende ist der Respekt geblieben, den habe ich erlebt von 60.000 Zuschauern.
Wie bewerten Sie die Pfiffe gegen Clemens Tönnies?
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Heldt: Der Verein ist mal wieder in einer schwierigen Situation. Wenn ich einen Appell liefern darf, geht es darum, dass der Verein Ruhe braucht. Man diskutiert kontrovers, ist verschiedener Meinung, das ist das Gut von Schalke 04. Nichtsdestotrotz ist es wichtig festzustellen: Da wo Ruhe ist, ist Erfolg. Da wo weniger Ruhe ist, ist weniger Erfolg. Da kann jeder seinen Teil beitragen. Jeder! In vielerlei Hinsicht! Ich habe sechs Jahre sehr loyal mit Clemens Tönnies zusammengearbeitet. Wir haben viel erreicht, wir haben Verbindlichkeiten abgebaut. Das ist für den Verein elementar wichtig.
Was meinen Sie genau, wenn Sie von einer schwierigen Situation sprechen?
Heldt: Es ist zu leicht zu sagen: ,Es ist hier eben so.' Nur weil es hier so ist, muss es nicht gut sein. Oberste Priorität ist Ruhe. Wenn das nicht funktioniert, funktioniert es nicht, den Anschluss an die anderen herzustellen.
Und was machen Sie jetzt?
Heldt: Ich habe es geschafft, aufrecht reinzugehen und aufrecht raus. Was ich danach mache: Es war ja zuletzt etwas ruhiger, deshalb bin ich ausgeruht für die Zeit danach. (lacht)
Schalke patzt gegen Augsburg