Gelsenkirchen. Daniel Soldanski wird auf Schalke für seine Paraden gefeiert, obwohl die Mitspieler ihn nicht sehen können. „Da bekomme ich Gänsehaut“, sagt er.

Schalkes Nummer eins heißt Daniel Soldanski. Der 20-Jährige ist Stammtorwart der Blindenfußball-Mannschaft des FC Schalke 04. Seit gut einem Jahr ist die ehemalige Abteilung des VfB Gelsenkirchen in den Verein integriert. An diesem Samstag findet im Rathausfoyer des Hans-Sachs-Hauses der Auftakt der Blindenfußball-Bundesliga statt. Die Vorfreude bei den Schalker Spielern ist riesengroß. Vor allem auf das erste Spiel, in dem die Königsblauen auf den Rivalen aus Dortmund treffen.

Vor sieben Jahren fragte der Leiter des Feldmarker Jugendtreffs bei Soldanski an, ob er sich vorstellen könne, Torwart einer Blindenfußball-Mannschaft zu werden. Seitdem ist der heute 20-Jährige dabei, dreimal wurde er schon zum besten Keeper der Bundesliga gewählt. Sonntags steht er auch noch beim Essener Kreisligisten SV Leithe zwischen den Pfosten. Viel lieber hält er aber seine blinden und sehbehinderten Mitspieler mit tollen Paraden im Spiel. „Es ist unbeschreiblich schön, Teil dieses Teams zu sein. Man bekommt soviel Dankbarkeit zu spüren.“

Er hat das Original-S04-Trikot und Fährmann als Vorbild

Soldanski erinnert sich noch gerne an eine Partie gegen das Team aus Marburg, die 1:1 endete. Schalkes Torwart parierte gleich mehrere Strafstöße und wurde anschließend gefeiert, als hätte sein Team gerade die Deutsche Meisterschaft gewonnen. „Die Spieler jubeln dir zu, ohne überhaupt sehen zu können, was da gerade passiert. Da bekomme ich jedes Mal Gänsehaut.“

Der Altenpfleger-Azubi hat den größten Respekt vor den sportlichen Leistungen seiner Vorderleute, die er durch laute Kommandos quasi verbal über das Spielfeld führt. Die Bälle sind etwas kleiner als normale Fußbälle, aber deutlich schwerer. Im Inneren des Balls ist eine Rassel, es wird also nach Gehör gespielt.

Die Spieler fackeln aus jeder Lage – auf Tore, die die Größe eines Handballtores haben. Manche schießen so platziert, dass sich der 1,93-Meter-Hüne noch so lang machen kann und trotzdem chancenlos ist. Außerdem ist Blindenfußball ein extrem körperbetontes Spiel. Vor allem an der Bande. „Es geht immer zur Sache. Die Spieler schenken sich gar nichts“, sagt Soldanski. Neben dem Torwart sind auch der Trainer und ein Guide, der hinter dem gegnerischen Tor steht, berechtigt, den Spielern Anweisungen zu geben.

Ironische Bemerkungen von Bekannten über sein Hobby, das Tor einer Blindenfußball-Mannschaft zu hüten, nerven Daniel Soldanski tierisch. „Ich zeige den Leuten dann einfach ein Video von dem, was wir da tun. Und jeder sieht sofort ein, dass es ein hochklassiger Sport ist.“

Dass er auch in dieser Saison wieder das Schalker Trikot trägt – das Original – macht ihn stolz. Sein Lieblingsspieler ist übrigens Ralf Fährmann. Der andere Schalker mit der Nummer eins.