Gelsenkirchen. . Turbulente Tage liegen hinter Schalke. Leon Goretzka ist ein Typ, der sich nicht aus der Ruhe bringen lässt. Das Interview mit dem Leistungsträger.

Leon Goretzka ist mit 20 Jahren schon einer der Leistungsträger beim FC Schalke 04. Im Interview mit unserer Redaktion spricht er über seine Rolle.

Wie haben Sie die Debatte um Trainer André Breitenreiter in der vergangenen Woche miterlebt?

Leon Goretzka: Für mich kam das total überraschend, ich habe damit überhaupt nicht gerechnet, weil ich es selber auch überhaupt nicht so gesehen habe. Ich denke, das ging eigentlich allen in der Mannschaft so.

Generell scheint es schwierig zu sein, als Trainer mit dem Umfeld auf Schalke klarzukommen. Sehen Sie das ähnlich?

Goretzka: Ich bin immer ganz gut damit gefahren, mir nicht alles durchzulesen, was so geschrieben wird. Unter anderem wurde ja André Breitenreiters Training kritisiert. Dabei hatten wir den Spielaufbau in dieser Zeit besonders trainiert und dies gegen Bremen in der ersten Halbzeit auch hervorragend umgesetzt. Auch auf das Spiel in Darmstadt wurden wir bestens eingestellt. Das ist das beste Beispiel dafür, dass die Trainingsinhalte gut sind und bei der Mannschaft auch fruchten. Letztlich müssen wir über solche Berichte drüberstehen, und unseren Job machen.

Im Sommer haben Sie sich sehr positiv über André Breitenreiter geäußert und die entfachte Aufbruchstimmung gelobt. Hat das noch Bestand?

Goretzka: So eine Aufbruchstimmung hält nicht ewig an, irgendwann kehrt der Alltag zurück. Trotzdem bin ich immer noch absolut davon überzeugt, dass André Breitenreiter der richtige Trainer für uns ist. Er hat schon sehr viel verbessert, er konnte mit uns im Sommer in Ruhe arbeiten und wir haben gleich den besten Saisonstart hingelegt, den man auf Schalke seit Langem gesehen hat. Solche Dinge darf man nicht vergessen. Deshalb bin ich absolut guter Dinge und auch zu 100 Prozent davon überzeugt, dass er die Mannschaft mitreißen kann und die Spieler ihm folgen.

Hat der große mediale Wirbel die Mannschaft verunsichert? Wie gehen Sie damit um, dass so viel geschrieben wird?

Goretzka: Fest steht, dass sehr viel geschrieben wird. Das ist auf Schalke nun mal so. Je länger man hier ist, desto besser weiß man aber auch damit umzugehen. Man kann nicht ganz vermeiden, dass diese Themen einen erreichen, man sollte es dann aber richtig einschätzen können. Es geht immer sehr schnell in beide Richtungen, davon sollte man sich nicht verrückt machen lassen.

Eine anderes wiederkehrendes Thema ist die Frage, ob Schalke genug Führungsspieler hat. Wie schwer wiegt der Ausfall von Benedikt Höwedes in dieser Hinsicht?

Goretzka: Dass er uns fehlt, ist doch klar. Benedikt ist unser Kapitän, wenn man nicht bemerken würde, dass er fehlt, wäre das ja auch sonderbar. Man kann ihn nicht eins zu eins ersetzen, denn er ist ein Weltklasse-Spieler. Aber wir haben die Qualität, um das als Kollektiv aufzufangen. Ich bin überzeugt, dass wir das hinbekommen werden.

Wie sehr nehmen Sie dabei sich selbst in die Pflicht? Als Kapitän der deutschen U21-Nationalmannschaft sollten Sie ja Führungsaufgaben übernehmen können, oder?

Goretzka: Das müssen andere beurteilen. Langfristig ist das aber mein Ziel. Ich habe mir am Anfang der Saison als erstes Ziel gesetzt, so viele Spiele wie möglich zu machen, um erstmal wieder in Tritt zu kommen. Als nächstes gilt es, der Mannschaft noch mehr zu helfen und in solch eine Rolle hinein zu wachsen. Ich denke, auch da bin ich auf einem guten Weg.

Der Hype dreht aber sich um andere Spieler. Stehen Sie im Schatten dieser Kollegen?

Goretzka: Das würde ich nicht sagen. Ich glaube einfach, dass es Spieler wie beispielsweise Leroy Sané gibt, die aufgrund ihrer Spielweise mehr auffallen und auch mehr mediale Aufmerksamkeit bekommen. Das finde ich absolut okay. Ich konnte in Ruhe meine Leistung bringen, das ist wichtig. Spätestens bei unseren internen Analysen bekommen dann auch die Spieler fundiertes Feedback zu ihren Leistungen, die vielleicht öffentlich nicht so im Blickpunkt stehen.

Sie sind also nicht neidisch auf Leroy Sané, weil um Sie während der Transferperiode keinerlei Wechselgerüchte kursierten?

Goretzka: Ich glaube nicht, dass mir solche Gerüchte viel bringen würden, deshalb weine ich ihnen auch keine Träne hinterher.