Tripoli. Der FC Schalke befindet sich in Tripolis in einer ähnlich Situation wie 2011 beim Europa-League-Spiel bei Maccabi Haifa – als Andy Wiegel traf.

Marvin Friedrich und Alexander Nübel blickten in die griechische Sonne: Am Samstag hatten sie noch mit Schalkes U23 gegen Viktoria Köln gespielt - jetzt durften sie mit den Profis die Reise nach Griechenland zum Europa-League-Spiel an diesem Donnerstag (21.05 Uhr/ live in unserem Ticker) bei Asteras Tripolis mitmachen. Zum Einsatz kommen werden sie wohl kaum - Trainer André Breitenreiter hat fast seinen kompletten Kader mitgenommen.

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Anders als vor vier Jahren: Damals hatte Huub Stevens beim letzten Gruppenspiel in der Europa League bei Maccabi Haifa fast alle Stammspieler zu Hause gelassen, weil Schalke schon für die K.o.-Runde qualifiziert war. Einziger Unterschied zu heute: 2011 war den Königsblauen auch der Gruppensieg nicht mehr zu nehmen. Selbst der Trainer verzichtete wegen der Erkrankung seiner Mutter auf die Reise, und den Kader füllten gleich fünf Talente aus der U23 auf - sie hofften auf den Beginn einer schönen Karriere. Doch es blieb für sie ein einmaliges Erlebnis. Und ein "sehr aufregendes", schmunzelt Andy Wiegel.

Wiegel mit dem Tor in der Europa League

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"Es kam für uns relativ überraschend, dass wir jungen Spieler mitfahren durften", erinnert sich Andy Wiegel (heute 24). Die anderen vier Talente waren Nils Zander, Alban Sabah, Alexander Langlitz und Philipp Hofmann. Untereinander wurde gerätselt, wer am Ende eingewechselt werden würde. Als Erster kam Alban Sabah nach 58 Minuten für Benedikt Höwedes, dann löste Andy Wiegel in der 65. Minute Julian Draxler ab, und kurz vor Schluss kam auch noch Alexander Langlitz für Jose Manuel Jurado. Und in der 90. Minute zeigten die Jungs dann, was sie können: Da erzielte Andy Wiegel nach Vorarbeit von Alexander Langlitz nämlich das Tor zum 3:0-Endstand. Für den Mittelfeldspieler heute noch "das Highlight meiner Karriere".

Ein Sieg, ein Tor und ein Traum-Debüt: Besser hätte die Premiere in Schalkes erster Mannschaft für Andy Wiegel nicht laufen können. Als wenn’s gestern gewesen wäre, erzählt er: “Nach dem Tor habe ich mich gefühlt wie in einer Schockstarre. Ich habe nur gedacht: Ist das jetzt wirklich passiert, dass ich reinkommen und ein Tor schießen durfte?” So denkt man, wenn einen das Glück total übermannt. Sympathische Ansichten.

Wiegels Weg führte zum MSV Duisburg

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Wiegel durfte bis dahin nur einige Male bei den Profis mittrainieren; öfter unter Ralf Rangnick, seltener unter Huub Stevens, der nicht ganz so viel mit den jungen Spielern anfangen konnte. Doch nach seinem Tor in der Europa League hoffte er, dass die Karriere mit 20 Jahren nun etwas an Fahrt aufnehmen würde. Sein Gedanke: “Vielleicht haben einige das Spiel gesehen, vielleicht hat es ihnen gefallen, und vielleicht bekommt man dann eine Chance.” Doch auf Schalke durfte er drei Wochen später nicht einmal mehr mit ins Wintertrainingslager nach Katar - da hatte Stevens bereits wieder andere Leute auf dem Zettel, und Wiegel war “schon ein bisschen enttäuscht, dass er mich nicht nominiert hat.”

Es war eben nur ein kurzes Glück: Andy Wiegel hat danach nie wieder ein Pflichtspiel für Schalkes Profis machen dürfen - zum Saisonende wechselte er zu Erzgebirge Aue in die zweite Liga. Den anderen aus dem Haifa-Quintett ging es ähnlich: Auch sie verließen den Verein. Heute kicken Alban Sabah (bei Waldhof Mannheim), Alexander Langlitz (Sportfreunde Lotte) und Nils Zander (SSVg Velbert) in der Regionalliga, Philipp Hofmann hat es immerhin in die zweite englische Liga zum FC Brentford geschafft, und Andy Wiegel steht seit dieser Saison beim Zweitliga-Aufsteiger MSV Duisburg unter Vertrag. Derzeit kuriert der Mittelfeldmann einen Kreuzbandriss aus, aber den Traum von der Bundesliga hat er noch nicht begraben.

Wie heute Marvin Friedrich und Alexander Nübel.