Gelsenkirchen. Ex-Schalke-Profi Marcelo Bordon hofft, dass der S04 noch einmal auf ihn zukommt. Er kann sich verschiedene Aufgaben beim FC Schalke vorstellen.
Von 2004 bis 2010 hielt Marcelo Bordon für den FC Schalke 04 die Knochen hin. 168 Bundesligaspiele absolvierte der Innenverteidiger für die Knappen, bevor ihn Felix Magath 2010 vom Hof jagte. Nach dem Abschiedsspiel von Gerald Asamoah erklärte er im Interview wie sein derzeitiges Leben in Brasilien aussieht, warum er demnächst in Hoffenheim bei Huub Stevens hospitieren möchte, und warum er gerne zu den Königsblauen zurückkehren würde.
Marcelo Bordon, vier Jahre nach Ihrem eigenen Abschiedsspiel sind Sie am Samstagabend wieder einmal in Gelsenkirchen aufgelaufen. Wie haben Sie die Atmosphäre in der Arena empfunden?
Marcelo Bordon: Jedes Mal, wenn ich nach Schalke komme, fühle ich mich wie zu Hause. Ich bin immer wieder aufs Neue überrascht und fasziniert, dass die Menschen mich hier immer noch so sehr mögen, obwohl ich aktuell gar nichts mehr für Schalke mache und auch gar nicht so engen Kontakt habe. Ich hoffe deshalb sehr, dass Rafinha irgendwann von Bayern München zu Schalke 04 zurückkehrt und dann noch einige Jahre hier spielen wird. Ich will zumindest so ein Abschiedsspiel nochmal erleben dürfen.
Was fasziniert Sie immer noch so an Schalke?
Bordon: Ich habe hier sechs Jahre gespielt. Schalke ist einfach viel emotionaler, als alle anderen Vereine. Ich liebe das.
Wie sieht Ihr Leben derzeit in Brasilien aus?
Bordon: Ich betreibe in meiner Geburtsstadt Ribeirão Preto, 300 Kilometer nördlich von Sao Paulo, eine Fußballschule. Die läuft auch sehr gut. Alles, was ich in Deutschland gelernt habe, habe ich nach Brasilien transportiert und setze es dort ein. Außerdem besitze ich noch ein Fitnessstudio. Aber das nimmt mich zeitlich nicht so sehr in Anspruch. Ich habe das aufgebaut und meine Philosophie implementiert, aber es ist nicht so, dass ich täglich vor Ort sein muss. Ich habe dort einen Mitarbeiterstamm, auf den ich mich verlassen kann.
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Könnten Sie sich vorstellen, nochmal in Deutschland zu arbeiten?
Bordon: Sehr gut sogar. Das würde mich nicht hindern, nach Deutschland zu kommen. Denn ich glaube, ich muss Schalke und Deutschland noch etwas zurückgeben. Das wäre sogar mein Wunsch. Ich bin Brasilianer, aber von der Mentalität her bin ich sowieso mehr Deutscher, als Brasilianer, deswegen könnte ich mir gut vorstellen, nochmal nach Schalke zu kommen. Aber ich bleibe ganz ruhig und möchte nicht stören. Ich möchte nichts erzwingen, sondern dass es sich ergibt. Aber es wäre in der Tat schon sehr schön, wenn ich eines Tages wieder hier sein könnte.
Bordon: "Hoffe, dass etwas von Schalke kommt"
Woran hakt es?
Bordon: Ich warte die ganze Zeit. Ich will nicht stören, ich will nicht hierherkommen und mich aufdrängen nach dem Motto: Lass´ uns doch etwas zusammen machen. Ich warte und hoffe, dass vielleicht vom Verein etwas kommt. Aber das wäre für mich perfekt. Diese Verbindung zwischen Schalke und mir ist zu groß, als dass wir daraus nicht noch einmal etwas machen könnten.
Welche Tätigkeit könnten Sie sich vorstellen?
Bordon: In jedem Verein gibt es einen Repräsentanten, so etwas könnte ich zum Beispiel für Schalke sein. Aber ich will mich nicht in den Vordergrund drängen, und jetzt schon davon reden, was ich machen könnte. Schalke müsste mir sagen, welche Aufgabe ich vielleicht übernehmen könnte, dann würden wir schon zusammenkommen.
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Wann fliegen Sie zurück nach Brasilien?
Bordon: Ich bleibe noch eine Woche in Deutschland. Ich möchte demnächst gerne bei einigen Vereinen im Training hospitieren, um zu lernen. Ich habe in meiner Bundesligakarriere viele wichtige Erfahrungen gesammelt. Aber ich möchte an mir arbeiten, damit ich mich weiter verbessern kann. Ich würde zum Beispiel gerne bei Huub Stevens in Hoffenheim eine Woche hospitieren und vielleicht noch eine Woche bei Bayern München. Das werde ich in den kommenden Tagen organisieren und dann bald wiederkommen.
Braucht Brasilien keine Trainer wie Sie?
Bordon: In Brasilien hatte ich schon einige Angebote, aber ich glaube, ich bin zu hart für Brasilien. Ich habe dort schon Theater gehabt, nur weil ich vor dem WM-Halbfinale gegen Deutschland die Art und Weise kritisiert habe, wie in Brasilien gearbeitet wird. Wir haben zwar einen Neymar, vorher einen Ronaldinho oder einen Ronaldo. Aber es gibt keine systematische Nachwuchsförderung. Deutschland hat irgendwann aus seinen Fehlern gelernt und erntet jetzt die Früchte dieser Arbeit. Was meinen Sie, was ich mir nach dem 1:7 alles anhören musste!