Gelsenkirchen. . Der Schalker Kultfußballer Gerald Asamoah freut sich auf sein großes Abschiedsspiel am Samstag in der Arena und blickt auf eine tolle Karriere zurück.
Nach seinem ersten Länderspiel kam Gerald Asamoah zurück nach Schalke und wunderte sich. Im Mai 2001 war er als erster gebürtiger Afrikaner für die deutsche Nationalmannschaft berufen worden, in Bremen hatte er einen traumhaften Einstand gefeiert: Beim 2:0 gegen die Slowakei war ihm sogar ein Treffer geglückt. „Ich hatte mir vorher gedacht: Es wird einige Leute geben, die nicht wollen, dass ich für Deutschland spiele, aber ich wollte es unbedingt. Deshalb hatte ich mir vorgenommen, mich ganz besonders reinzuhauen.“ Als er nach 64 Minuten ausgewechselt wurde, gab es tosenden Applaus. „Und das in Bremen, nicht auf Schalke“, betont er.
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Sein erstes Vereinstraining als Nationalspieler aber wurde für den 22-Jährigen zur Qual. Huub Stevens gab den Zuchtmeister, pfiff ihn an, ließ ihn nach Trainingsende alleine Runden laufen. Ausgepumpt und verblüfft fragte er den Trainer hinterher: „Warum musste das sein? Ich habe doch gar nichts gemacht.“ Antwort des Niederländers: „Du brauchst das.“
Gerald Asamoah lächelt, als er die Geschichte erzählt. „Er wollte mich wieder runterholen“, erklärt er. „Ich fand Stevens total streng. Aber irgendwann habe ich gemerkt: Der meint es gut mit mir.“
Als Zwölfjähriger kam er aus Ghana
Natürlich gehört auch Huub Stevens zu den Gästen, die Gerald Asamoah persönlich zu seinem großen Fußballfest eingeladen hat: Am Samstag nimmt der 37-jährige Vollblutschalker, der bis zum Frühjahr noch für die zweite Mannschaft der Königsblauen in der Regionalliga gespielt hatte, in würdigem Rahmen Abschied. Um 18.30 Uhr trifft in der Arena eine Auswahl von „Schalke Allstars“ auf ein gemischtes Team von „Asa Allstars“ – dieses Wiedersehen mit vielen Freunden und früheren Mitspielern wollen sich rund 60.000 Menschen nicht entgehen lassen, es sind nur noch Restkarten zu haben. Gerald Asamoah fühlt sich überwältigt angesichts der großen Sympathiewelle, die da gerade auf ihn zurollt, aber noch weiß er gar nicht richtig damit umzugehen: „Vorfreude ist da, Wehmut ist da, alles andere warte ich ab“, sagt er.
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„Asa seine letzte Schicht“ ist der Titel des Tages. Schön schiefes Ruhrgebietsdeutsch mit Bezug zum Bergbau – „das passt“, sagt Gerald Asamoah. „Ich war auf dem Platz ja auch immer ein Malocher.“
Genau deshalb war dieser Kraftfußballer, der in Ghana geboren wurde, als Zwölfjähriger nach Deutschland kam und 1999 von Hannover 96 zu Schalke 04 wechselte, auch auf Anhieb wie geschaffen für diesen Fußballklub. Ganz am Anfang, erzählt er, habe er gar nicht gewusst, was es heißen würde, für Schalke zu spielen. „Ich habe oft meinen Freund Otto Addo vom Training in Dortmund abgeholt und mir nichts dabei gedacht“, sagt er lachend. „Aber dann habe ich schnell gespürt, dass es ganz wichtig war, sich für die Leute hier den Hintern aufzureißen. Ich habe mich in diesen Verein verliebt.“
Auf Schalke ist Asamoah Kult
Er sagt so etwas nicht, um sich bei den Anhängern einzuschmeicheln, das hat er nicht nötig. Denn er gilt auf Schalke längst als Kultfußballer, der heutige Vereinsrepräsentant und Co-Trainer der U-15-Junioren war immer ein Liebling der Fans. Wie man das wird? „Ganz einfach“, sagt er. „Indem man sich nie verstellt. Wenn du dann merkst, dass die Leute dich auch so nehmen, wie du bist, dann fühlst du dich einfach heimisch.“
Es hatte ihn beeindruckt, dass Rudi Assauer ihn unbedingt aus Hannover holen wollte, obwohl der damalige Schalke-Manager wusste, dass das Talent an einem angeboren Herzfehler litt. So kam eins zum anderen, „und deshalb bin ich stolz, ein Schalker zu sein“.
43 Länderspiele für Deutschland
Zweimal gewann er mit Schalke den DFB-Pokal – dass es zum ganz großen Wurf nicht reichte, nagt noch an ihm. „Viermal Vizemeister, das ist krass“, sagt er. „2001 und 2007 waren wir doch so nah dran.“ Und doch blickt er mit einem guten Gefühl auf seine Karriere zurück. In 43 Länderspielen trug er das deutsche Nationaltrikot, er spielte 2002 im mit 0:2 gegen Brasilien verlorenen WM-Finale und nahm auch an der Heim-WM 2006 teil. Sein Vater hatte sich gewünscht, dass der Junge für Ghana spielen würde, doch der traf „eine Bauchentscheidung“, die er nie bereute.
Gerald Asamoah weiß, dass er als Paradebeispiel für gelungene Integration gilt. Dieser fröhliche Mann, der so häufig und so gewinnend lacht, wird bei diesem Thema ganz ernst. „Integration ist beidseitig“, sagt er. „Man muss die Leute, die zu uns kommen, akzeptieren. Aber die müssen auch das Land kennenlernen wollen und vor allem schnell die Sprache lernen.“ Er selbst, sagt er allen Anfeindungen von Ewiggestrigen zum Trotz, habe diesem Land viel zu verdanken.
In Ghana, erzählt er, sehen sie in ihm übrigens nicht den lockeren Asa. „Da gelte ich als Deutscher. Weil ich so zielstrebig bin.“