Gelsenkirchen. . Fabian Ernst hat sofort zugesagt, als ihn sein Klassenkamerad Gerald Asamoah zum Abschiedsspiel eingeladen hat. Beide verbindet mehr als nur Schalke
Es war im Jahr 1990, als Gerald Asamoah als Zwölfjähriger mit seiner Familie aus Ghana nach Deutschland kam. An einer Realschule in Hannover hatte er seinen ersten Schultag, ganz vorsichtig klopfte er an die Tür seines Klassenzimmers. Nur ein einziger Stuhl war noch frei. Der Platz neben Fabian Ernst, mit dem er 15 Jahre später gemeinsam für den FC Schalke 04 kickte. Zufälle gibt’s!
„Wir haben uns schnell angefreundet, ich habe Gerald im Deutschunterricht geholfen, habe den Finger immer auf die Wörter gelegt“, erinnert sich Fabian Ernst. Noch immer hat diese besondere Freundschaft Bestand und deshalb musste Ernst keine Sekunde überlegen, als Gerald Asamoah ihn fragte, ob er zu „Asa seine letzte Schicht“, zu seinem Abschiedsspiel kommen würde, das am Samstag um 18.30 Uhr in der Veltins-Arena angepfiffen wird.
Asamoah und Ernst spielten für Hannover - unter Slomka
Die gemeinsame Schulzeit endete nach der Realschule, Ernst ging aufs Gymnasium, machte dort sein Abitur. Doch seinen Kumpel Gerald wurde er einfach nicht los. Denn Gerald Asamoah hatte mittlerweile den Fußballverein gewechselt, schon in der Jugend spielten beide für Hannover 96. Trainer damals: Mirko Slomka. Ernst und Asamoah schafften sofort den Sprung in die Regionalliga-Mannschaft der Hannoveraner und stiegen 1997/98 in die 2. Bundesliga auf. Fabian Ernst wechselte anschließend zum Hamburger SV, Gerald Asamoah blieb noch ein Jahr und unterschrieb 1999 dann auf Schalke.
Im Sommer 2005 sorgte Schalkes damalige Manager Rudi Assauer dafür, dass die beiden Freunde wieder vereint waren. Assauer holte Fabian Ernst von Werder Bremen nach Schalke. „Asa hat mir viel über diesen besonderen Verein erzählt. Das hat mir die Entscheidung leichter gemacht“, sagt Ernst.
Der Traum von der Meisterschaft blieb ein Traum
Dreieinhalb Jahre, bis Januar 2009, trugen Ernst und Asamoah zusammen das königsblaue Trikot. Der Traum der Deutschen Meisterschaft blieb aber auch für die Freunde nur ein Traum: 2007 reichte es wieder nur zur Vizemeisterschaft. Asamoahs dritte von insgesamt vier Vizemeisterschaften. 2006 gewannen beide wenigstens den Ligapokal und standen im gleichen Jahr im Halbfinale des Uefa-Cups gegen den FC Sevilla.
In der Winterpause 2009 wechselte Fabian Ernst zu Besiktas Istanbul, aber auch den Wechsel ins Ausland überstand die Freundschaft unbeschadet. „Gerald und ich wissen beide sehr gut, wie schwer es ist, Freundschaften zu ehemaligen Mannschaftskollegen zu pflegen. Bei uns hat es aber immer funktioniert“, sagt Ernst.
Heute wohnt er wieder in Hannover
Vor zweieinhalb Jahren kam der heute 36-jährige Ernst aus der Türkei zurück, mit seiner Frau Julia und den beiden Söhnen wohnt er wieder in Hannover. In der vergangenen Saison schnürte er noch einmal beim Landesligisten OSV Hannover die Fußballschuhe. Aktuell hält er sich bei der Ü32-Mannschaft von Hannover 96 fit. Den Begriff Alte Herren mag er nicht so.
Während seiner Zeit auf Schalke gelang Fabian Ernst nur ein einziges Bundesligator. Ausgerechnet im Revierderby – in dem Derby, das für ihn noch immer die Nummer eins ist. Da kommt kein Besiktas gegen Galatasaray ran, auch kein HSV gegen Werder.
Ernst traf einst zum Siegtreffer im Derby - nach Asamoah-Pass
Im September 2008 traf Fabian Ernst für Schalke zum 3:2 gegen den BVB, es war der Siegtreffer. Mit einem trockenen Schuss ins linke Eck ließ er Keeper Marc Ziegler keine Chance. „Was Geileres als den Siegtreffer im Derby zu erzielen, gibt es nicht“, sagt Ernst. Und wer hatte die Vorarbeit geleistet, den Ball perfekt in den Rücken der Abwehr gespielt? Natürlich Gerald Asamoah.
Am Samstag stehen andere Dinge im Vordergrund. In dem Spiel, das für Gerald Asamoah und Fabian Ernst viel mehr als ein Abschiedsspiel ist: ein Freundschaftsspiel.