Gelsenkirchen. . Das Pokalspiel zeigt: Die Borussen setzen ihre Erfolgsserie fort, während die vor dem Tor schwachen Schalker erste Rückschläge verkraften müssen.

Sehen so Sieger aus? Von Max Eberl hätte man erwarten können, dass er strahlend durch die Gänge der Gelsenkirchener Arena spaziert wäre, stattdessen zog der Manager von Borussia Mönchengladbach ein Gesicht, als habe er in eine Zitrone gebissen. Dabei hatte sein Team gerade zum zweiten Mal innerhalb von drei Tagen den FC Schalke 04 besiegt, der 2:0-Auswärtserfolg bedeutete diesmal den Einzug ins Achtelfinale des DFB-Pokals.

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Eberl war sauer, weil neun Minuten vor Schluss der Gladbacher Tony Jantschke von dem Schalker Pierre-Emile Höjbjerg gefoult worden war, nach der Vorgeschichte vom Sonntag mit dem brutalen Tritt von Johannes Geis und der schweren Verletzung von André Hahn war Eberls Vorwurf nicht ohne Gewicht: „Das ist auch relativ rücksichtslos, wie die Schalker dann Fußball spielen, gerade, wenn sie zurückliegen.“ Jantschke zog sich eine Kapsel-Bänderdehnung im Schulter-Eckgelenk zu und wird am Samstag im Bundesligaspiel in Berlin passen müssen. Bis dahin dürfte sich auch Eberls Laune wieder gebessert haben, vielleicht gönnt er sich ja zwischendurch mal einen Blick in die Statistik: Fünf Bundesligaspiele in Serie hat die Borussia gewonnen, der Zweitrundensieg im Pokal ist nun die Sahne auf dem Kuchen.

Schalkes Stürmer haben Ladehemmung

Interimstrainer André Schubert, mit dem Gladbach seit dem Rücktritt von Lucien Favre von Sieg zu Sieg eilt, wusste allerdings genau, dass sein Team auch mit Pauken und Trompeten aus dem Pokal hätte fliegen können. „In der ersten Halbzeit war uns Schalke in allen Belangen überlegen“, analysierte Schubert, und sein Schalker Kollege André Breitenreiter stimmte ihm zu: „Das war unsere beste Halbzeit in dieser Saison.“

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Dumm nur, dass die Schalker im Angesicht des formidablen Gladbacher Torhüters Yann Sommer mehrmals alles vermissen ließen, was man beim Abschluss braucht: Konzentration, Kaltschnäuzigkeit, Cleverness. Fleißarbeiter Franco Di Santo hat sich bisher nur in der Europa League als Torjäger erwiesen, und auch Schalkes Stammknipser Klaas-Jan Huntelaar trifft nicht mehr mit der einst von ihm gewohnten Zuverlässigkeit.

Warum sind ausgerechnet die beiden Routiniers gehemmt? „Ich war ja auch mal Stürmer“, erklärt Breitenreiter, „und ich kann nur sagen: Sie brauchen Erfolgserlebnisse. Dann bekommen sie auch wieder Sicherheit.“ Huntelaar hat mit seinen 32 Jahren solche Phasen schon öfter erlebt, er verfällt nicht in Panik: „Ich hake es ab und fange immer wieder neu an. So einfach geht das. Der Kopf ist das Wichtigste.“

Manchmal kommt bei dieser Sportart aber auch dem Fuß eine gewisse Bedeutung zu. Als Schalkes Innenverteidiger Joel Matip auf dem auffallend seifigen Geläuf die Standfestigkeit verlor, nahm Lars Stindl den verunglückten Rückpass dankend zum 1:0 auf – glücklich für Gladbach und der Anfang vom Ende für Schalke.

Matip war nicht der Einzige, der an diesem Abend ausrutschte. Schalkes Manager Horst Heldt erinnerte deshalb daran, dass früher auch schon mal Schuhe gewechselt worden waren: „Heutzutage wird mehr auf Farbe als auf Qualität geachtet. Die Spieler müssen das anziehen, was sie zur Verfügung gestellt bekommen.“ Er meint: von ihren Ausrüstern.

Der FC Schalke 04 steht jetzt unter Druck

Vor dem Heimspiel am Samstag gegen Ingolstadt wäre ein sorgfältiger Stollentest angebracht. Der Tabellendritte Schalke 04 steht nach ersten Rückschlägen unter Druck. Trainer Breitenreiter erkennt noch keinen Negativtrend, sagt aber: „Man hat gesehen, dass Gladbach eine gestandene Mannschaft ist. Wir dagegen sind eine Mannschaft, die sich entwickelt.“ Nach den November-Spielen gegen Dortmund, Bayern und Leverkusen wird auch Breitenreiter wissen, wie weit die Entwicklung fortgeschritten ist.