Hamburg. . Mit dem 1:0 beim Hamburger SV festigt das Team von André Breitenreiter den dritten Platz. Sané erzielt das Tor des Tages. Höger verletzt sich schwer.
Bevor die Schalker Spieler in dieser Saison ihre Siege gemeinsam mit den Fans feiern dürfen, haben sie immer noch einen Termin beim Trainer. André Breitenreiter versammelt alle, auch die Ersatzspieler, nach dem Abpfiff auf dem Rasen und hält eine kurze emotionale Ansprache. Diesmal hob er hervor, dass seine Spieler „als Mannschaft überragend funktioniert” und genau das gezeigt hätten, was er von ihnen sehen will. In den Gesichtern spiegelte sich dabei diebische Freude: Wie es eben ist, wenn man in 14 Tagen fünf Fußballspiele nacheinander gewinnt. So gut wie nach dem 1:0-Sieg beim Hamburger SV ist Schalke 04 seit 44 Jahren nicht mehr in eine Saison der Bundesliga gestartet.
Hamburg war ein guter Schauplatz, um die Freude so richtig herauszulassen. Vor gerade einmal vier Monaten boten die Schalker an gleicher Stätte eine Leistung zum Schämen, sie verloren mit 0:2 und schenkten dem HSV die Teilnahme an den Relegationsspielen zum Klassenerhalt. Jetzt hüpften sie wie kleine Kinder über den Rasen und nahmen sich an die Hand.
„Das Geheimnis ist, dass wir ein Team sind”, sagte Mittelfeldspieler Johannes Geis. „Jeder steht für den anderen ein, und kein Spieler ist beleidigt, wenn er mal nicht spielt. Deswegen stehen wir im Moment auch zurecht auf dem dritten Platz.”
Huntelaar nahm auf der Bank Platz
Der Hinweis, dass sich jeder seiner Rolle fügt, galt ganz eindeutig Klaas-Jan Huntelaar. Breitenreiter hatte dem Torjäger diesmal nur einen Platz auf der Ersatzbank zugewiesen, weil er der Meinung war, dass dem „Hunter” nach den vielen Spielen mal eine Pause guttun würde. Huntelaar akzeptierte die Entscheidung. „Er hat gar nicht diskutiert”, verriet Breitenreiter, „das ist ein gutes Zeichen.” Nach dem Sieg umarmte Huntelaar den Trainer demonstrativ. Und strahlte ehrliche Freude aus.
Auch interessant
Im Moment greift auf Schalke tatsächlich ein Rädchen ins andere. Rotation mit dem Top-Torjäger? Funktioniert. Die Abwehr? Beeindruckend. Torwart Ralf Fährmann ist seit 408 Minuten ohne Gegentor und kann im nächsten Spiel am Donnerstag in der Europa League gegen Tripolis einen neuen persönlichen Rekord aufstellen. Spielerische Entwicklung? Erstaunlich. Das Tor des Tages in der 60. Minute war das beste Beispiel dafür: Nachdem Johannes Geis einen Abschlag von HSV-Torwart Jaroslav Drobny abgefangen hatte, spielte er den Ball sofort zu Leon Goretzka, der den Vorwärtsgang einschaltete und Leroy Sané bediente, der vorzüglich in Position gelaufen war. Der 19-Jährige vollstreckte abgeklärt zu seinem dritten Tor im dritten Spiel nacheinander. Imposant war aber diesmal vor allem die Vorbereitung durch Goretzka, die Breitenreiter als Zeichen des spielerischen Wandels deutete: „Wo in der Vergangenheit in solchen Situationen quer und auf Sicherheit gespielt wurde, wollen wir das Risiko suchen.”
Eine gute Entwicklung
Um den Torschützen Sané versuchte er diesmal dagegen so wenig wie möglich Aufheben zu machen. Der Junge wird mit seinen 19 Jahren schon genug gefeiert. Sané hatte zunächst auf der Ersatzbank gesessen und war nur schon früh ins Spiel gekommen, weil sich Marco Höger bereits in der dritten Minute das linke Knie verdreht hatte. Bei der MRT-Untersuchung am Sonntag wurde ein Teilriss des vorderen Kreuzbandes diagnostiziert. An diesem Montag wird der Augsburger Spezialist Dr. Ulrich Boenisch den Mittelfeldspieler untersuchen. Danach wird entschieden, ob Höger, der sich vor zwei Jahren das Kreuzband im rechten Knie gerissen hatte, operiert oder konservativ behandelt wird. So oder so fehlt er monatelang.
Mit Matija Nastasic (Riss der Achillessehne) muss Schalke ja bereits einen Spieler bis Saisonende ersetzen, aber ansonsten sind die Blauen in ihrer Entwicklung weiter, als man dies erhoffen durfte. „Es ist erstaunlich, mit welcher Konstanz wir auftreten. Und damit meine ich nicht nur die Punkte, sondern die Art und Weise”, findet Dennis Aogo. Den Grund dafür sieht auch er darin, dass Schalke wieder entdeckt hat, wie man als Mannschaft spielt. Dass keine Egoismen aufkommen, darauf achtet André Breitenreiter. Vermutlich schon im Kreis nach dem Abpfiff.