Gelsenkirchen. Am Montag ist der Wechsel von Schalkes Julian Draxler nach Wolfsburg verkündet worden. Die Schalker bekommen ein großes Stück von Wolfsburgs Geld.
Am Sonntag war es fast nur noch eine Randnotiz: Der VfL Wolfsburg meldete Vollzug beim Rekordwechsel von Kevin De Bruyne zu Manchester City – die Karawane der spektakulären Transfers war da längst weitergezogen und hatte Schalke 04 erreicht. Denn Wolfsburgs Manager Klaus Allofs bestätigte Verhandlungen mit Schalke über Julian Draxler. Doch die Gespräche gestalten sich schwierig: Schalke braucht einen Ersatz. Manager Horst Heldt erwartet, dass sich das Transfer-Thema an diesem Montag „vermutlich bis zur letzten Minute“ hinziehen wird.
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Wolfsburg war erst am Samstag in den Poker um Draxler eingestiegen – man wollte offenbar erst das Bundesligaspiel am Freitagabend gegen Schalke 04 (3:0) noch abwarten. Doch nachdem klar war, dass die Wolfsburger für Kevin De Bruyne und den zu Inter Mailand wechselnden Ivan Perisic zusammen mehr als 90 Millionen Euro einnehmen würden, meldeten sie ihr Interesse an Draxler an – und stießen auf einen gesprächsbereiten Heldt. Zu verlockend war die Aussicht, auch ein großes Stück vom dicken Wolfsburger Kuchen abzubekommen.
Schalke 04 erhielt nach dem 27. Juli keine Offerte mehr aus Turin
Juventus Turin, das über Wochen ein zwar medienwirksames, aber nicht handfestes Spiel in der Causa Draxler geführt hatte, hatte sich nicht mehr gemeldet – zumindest hatten die Italiener nach Informationen dieser Zeitung bis Sonntag kein verbessertes Angebot mehr eingereicht, nachdem Schalke am 27. Juli eine Offerte aus Turin zurückgewiesen hatte: Die Höhe des Angebots sei „nicht nennenswert“ gewesen, sagte Horst Heldt damals – es soll sich um weniger als 20 Millionen Euro gehandelt haben. Was danach folgte, waren nur noch Scheingefechte aus Italien: Selbst am Samstag noch, als italienische Medien schon Draxlers Ankunft in Turin feierlich terminierten.
In Wahrheit war der Weltmeister auf dem Weg nach Wolfsburg, denn Schalke hatte grünes Licht für Verhandlungen mit dem von VW unterstützten Klub gegeben. Dies sah ein „Gentleman’s Agreement“ vor, das zwischen Heldt und Draxler seit dessen Vertragsverlängerung vor zwei Jahren bestand: Sobald ein seriöses Interesse eines anderen Vereins auftauchen würde, würde man sich damit auseinandersetzen. Aus Wolfsburg lag dieses Interesse nun vor.
Nur: Schalke hatte es bis Ende der vergangenen Woche kaum für möglich gehalten, dass Draxler an einem Wechsel zu dem Werksklub interessiert sein könnte. Doch dies war ein Trugschluss, wie sich nun herausstellte. Daher konstatierte Heldt am Sonntagmittag: „Die Türe ist noch nicht geschlossen, denn am Samstag kam noch einmal Bewegung in das Thema. Deswegen müssen wir es weiter bearbeiten.“
Den ganzen Sonntag wurde verhandelt, und zwar an mehreren Fronten. Zum einen ging es mit Wolfsburg um die Ablösesumme: Schalke hätte Draxler für 45,5 Millionen Euro (das ist die Höhe der Ausstiegsklausel, die im Moment aber nicht greift) sofort ziehen lassen – Wolfsburg bot dem Vernehmen nach 36 Millionen Euro sofort und weitere Zahlungen aus erfolgsabhängigen Prämien. „Wir haben noch keine Einigung“, erklärte Allofs dazu und bestätigte damit Informationen dieser Zeitung.
Schalke 04 sucht einen Ersatz für Julian Draxler
Denn ein Knackpunkt war auch: Schalke konnte nicht eher zustimmen, bevor der Vertrag mit einem Nachfolger für Draxler festgezurrt war. Heldt hatte sich auf diesen Fall vorbereitet und mit mehreren Kandidaten gesprochen – als Favorit kristallisierte sich der serbische Linksaußen Filip Kostic vom VfB Stuttgart heraus. Indes soll Stuttgart die Freigabe für den 22-Jährigen verweigern und diese Haltung nur bei einer Ablösesumme um die 15 Millionen Euro überdenken wollen.
Es sieht so ein bisschen danach aus, als ob im Fußball derzeit Monopoly gespielt wird.
Schalke ohne Chance in Wolfsburg