Gelsenkirchen. Der ohnehin gut gepolsterte VfL Wolfsburg hat kurzfristig noch mehr Geld zur Verfügung - und könnte dies in Julian Draxler von Schalke 04 investieren.
Als sich die Profis des VfL Wolfsburg am Donnerstagnachmittag auf das brisante Bundesligaspiel gegen den FC Schalke 04 vorbereiteten, war Deutschlands Fußballer des Jahres noch dabei. Kevin De Bruyne wird allerdings an diesem Freitagabend nicht mehr in Wolfsburgs Arena einlaufen (20.30 Uhr, live in unserem Ticker). Denn der von dem belgischen Nationalspieler angestrebte Wechsel zum zahlungskräftigen englischen Erstligisten Manchester City steht unmittelbar bevor.
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Als Ablöse ist eine Bundesliga-Rekordsumme in Höhe von 75 Millionen Euro im Gespräch. VfL-Geschäftsführer Klaus Allofs vermeldete am Donnerstag noch keinen Vollzug, bestätigte aber, dass der Verein dem Wunsch des Spielers nach einem Wechsel entsprechen wolle. Zudem steht auch der kroatische Nationalspieler Ivan Perisic vor einem Transfer: Inter Mailand will den ehemaligen Dortmunder unbedingt nach Italien holen. Der VfL Wolfsburg wird sich also sputen müssen, wenn er sich bis zum Transferschluss am Montag starken Ersatz besorgen will.
Wolfsburg hat noch keinen Kontakt zu Schalke aufgenommen
Der ohnehin schon mit VW-Millionen geförderte und durch seine Champions-League-Teilnahme gut gepolsterte VfL wird kurzfristig noch sehr viel mehr Geld zur Verfügung haben. Und damit kommt der Gegner Schalke 04 ins Spiel. Denn dessen Nationalspieler Julian Draxler passt exakt ins Wolfsburger Beuteschema: Der 21-Jährige könnte De Bruynes Position im offensiven Mittelfeld übernehmen. Vom medial kolportierten VfL-Interesse ist auf Schalke aber noch nichts angekommen. Manager Horst Heldt sagte im Gespräch mit dieser Zeitung, Wolfsburg habe bisher noch keinen Kontakt aufgenommen.
Während die Schalker eine 20-Millionen-Euro Offerte von Juventus Turin vor Wochen gelassen ablehnten, könnten die Niedersachsen sie in die Bredouille bringen: Denn mit den Millionen aus Manchester wären die Wolfsburger problemlos dazu in der Lage, ein extrem hohes Angebot abzugeben. Die in Draxlers bis 2018 laufendem Vertrag verankerte Klausel, die ihm einen Wechsel bei einer Ablöse in Höhe von 45,5 Millionen Euro ermöglicht, greift derzeit nicht, der Verein könnte also sein Veto einlegen. Bei einer ähnlich hohen Summe aber würden die Schalker wohl kaum Nein sagen.
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Julian Draxler hat bisher noch keine Signale gesendet, nach Wolfsburg wechseln zu wollen. „Mit den Spekulationen um seine Person geht er ganz hervorragend um“, lobt Horst Heldt, der zudem bekräftigt: „Wir wollen keinen Spieler mehr abgeben, den wir eingeplant haben.“ Dies gilt für Julian Draxler, aber auch für Max Meyer, nach dem Bayer Leverkusen seine Fühler ausgestreckt hat, sowie für die Verteidiger Sead Kolasinac, Kaan Ayhan und Marvin Friedrich. Fürs Mittelfeld sucht Schalke ja sogar noch Verstärkung: Im Gespräch sind der deutsche Nationalspieler Sebastian Rudy aus Hoffenheim und der dänische Nationalspieler Pierre-Emile Hojbjerg vom FC Bayern.
Europa-League-Auslosung mit Schalke zur Mittagszeit
Im Fall Draxler ergäbe sich bei einem Transfer nach Wolfsburg das Problem, dass die Schalker einen ambitionierten Bundesligisten stärken würden. Draxler könnte ein Interesse daran haben, in der Champions League zu spielen, Europa-League-Teilnehmer Schalke aber müsste befürchten, im deutschen Ranking weiter zurückzufallen.
Beim Mittagessen werden die Königsblauen an diesem Freitag die Namen ihrer Gegner in der zweiten europäischen Liga erfahren, die Lose werden ab 13 Uhr in Monaco gezogen. Dies stört die Konzentration auf das Spiel am Abend genauso wie die Debatte um Draxler. Dieses Problem aber hat Wolfsburg wegen des Rummels um De Bruyne auch. Dass der VfL verunsichert in die Partie gehen könnte, glaubt Horst Heldt nicht: „Jeder Spieler wird zeigen wollen, dass ihn das alles nicht betrifft. Die werden das Theater ausblenden.“