Gelsenkirchen. Schalke-Legenden wie Klaus Fischer, Martin Max und Olaf Thon meinen: Der Zeitpunkt für einen Wechsel von Julian Draxler ist noch nicht gekommen.

Manchmal fasst sich Martin Max (47) in diesen Tagen an den Kopf: Auf dem Transfermarkt ist so viel Geld im Spiel, dass es einem nur schwindelig werden kann. „Gut für den Fußball ist das nicht“, glaubt der frühere Torjäger, für den vor 16 Jahren 750 000 Euro den Besitzer wechselten, als er von Schalke zu 1860 München zog. Heute schlägt das Herz von Martin Max aber längst wieder königsblau. Er kickt in der Traditionself und ist einer von fünf Alt-Stars, die wir gefragt haben: Sollte Julian Draxler auf Schalke bleiben?

Für Martin Max ist die Sache klar: „Ich würde mir wünschen, dass er bleibt und ein tolles Jahr auf Schalke hinlegt – dann stehen ihm doch alle Türen offen, falls er wirklich wechseln will.“ Italien und Juventus Turin hält Max ohnehin derzeit nicht für die beste Adresse: „Das A und O ist England.“

Ähnlich sieht es Klaus Fischer (65): „Julians Entwicklung ist noch nicht zu Ende – er ist ja auch erst 21 Jahre alt und hat noch zu viele Schwankungen in seinem Spiel. Ich würde ihm raten, noch ein oder zwei Jahre auf Schalke zu bleiben und Top-Leistungen abzurufen.“ So könnte sich Draxler auch für die ganz großen Vereine empfehlen: „Spanien wäre besser für ihn, aber für Barcelona oder Real Madrid ist er jetzt noch nicht reif genug.“

Olaf Thon (49) hingegen hält Juventus Turin schon für „eine 1-A-Adresse“. Trotzdem glaubt der Weltmeister von 1990: „Mein Gefühl sagt mir: Julian bleibt noch ein Jahr.“ Thon hatte sich als junger Spieler auch lange Gedanken über seine Karriere gemacht und war dann mit 22 Jahren zu Bayern München gewechselt. Bei Draxler hat er insgeheim einen anderen Wunsch: „Ich würde mich freuen, wenn Julian vom Anfang bis zum Ende seiner Karriere auf Schalke bleiben würde, um hier etwas Besonderes zu werden. Damit könnte er ein Zeichen setzen in diesen Zeiten, in denen Spieler so häufig wechseln. Aber natürlich möchte er auch einmal Titel gewinnen mit seinem Verein.“

Schalkes Torwart-Idol Norbert Nigbur hat Bedenken

Auch Schalkes ehemaliger Torwart Norbert Nigbur (67) fände es klasse, wenn Schalke um Draxler herum „eine Mannschaft für die nächsten Jahre aufbauen“ würde. Aber natürlich müsse der Verein abwägen, ob man sich das finanziell erlauben könne. Generell  hat Nigbur Bedenken, ob Draxler jetzt schon reif genug für einen Wechsel ist: „Es ist wichtig, dass er in Deutschland erst einmal eine richtige Persönlichkeit wird. Im Ausland ist es einen Tick schwieriger – da findet er sich schneller auf der Bank wieder, als er sich das vorstellen kann.“

Für Ingo Anderbrügge (51) ist die entscheidende Frage: „Bin ich mit 21 Jahren schon bereit, um in ein anderes Land zu gehen?“ Wenn Draxler diese Frage mit Ja beantworten könnte, würde nichts gegen einen Wechsel sprechen – sportlich würde er sich durchsetzen. Andererseits glaubt Anderbrügge aber, dass Draxler im gewohnten Schalker Umfeld vielleicht die besseren Voraussetzungen hat, um sich in der Nationalmannschaft wieder in den Blickpunkt zu spielen: „Wenn er auf Schalke bleibt, wird es seiner Entwicklung sicher nicht schaden.“

Einig sind sich alle, dass Julian Draxler seine Möglichkeiten noch längst nicht ausgeschöpft hat. Deswegen sei es auch schwierig, die Schmerzgrenze zu benennen, bei der Schalke schwach werden müsste. Es werde jetzt keinen Verein geben, der ähnlich wie beim Wolfsburger Kevin de Bruyne eine astronomische Summe zu zahlen bereit sei, weiß Klaus Fischer: „Dafür ist die letzte Saison für Julian einfach nicht gut genug gelaufen und die aktuelle Saison ist noch zu jung.“

Draxler soll eine tolle Saison auf Schalke spielen - meint Martin Max

Norbert Nigbur glaubt, dass im Moment eine Ablösesumme von 30 Millionen Euro wohl angemessen wäre: „Aber bei den Möglichkeiten, die er hat, würde ich ihn dafür nicht gehen lassen.“ Und Martin Max bleibt dabei, dass Draxler einfach erst einmal noch eine tolle Saison auf Schalke spielen soll: „Derzeit sind 45 Millionen Euro utopisch, aber wenn er ein gutes Jahr spielt, ist diese Summe im nächsten Sommer denkbar.“

Auch wenn einem dabei vielleicht schwindelig werden kann...