Gelsenkirchen. . Im ersten Heimspiel der Saison gegen Darmstadt 98 wird von den Königsblauen ein Sieg erwartet. Doch der Sensations-Aufsteiger hat nichts zu verlieren.

Dem Trainer André Breitenreiter bietet sich an diesem Samstag (live in unserem Ticker) eine große Chance. Wenn es ihm gelingt, seine Spieler auf Kurs zu halten, dann kann der FC Schalke 04 seit langer Zeit endlich einmal wieder einen rundum gelungenen Saisonstart hinlegen. Nach dem 5:0 im Pokal in Duisburg und dem 3:0 zum Liga-Auftakt in Bremen steht nun allerdings ein kniffliges erstes Heimspiel an: Denn es kommt der SV Darmstadt 98, der Aufsteiger, den niemand auf dem Zettel hatte – und der in jedes Spiel als Außenseiter gehen wird. Genau das macht ihn so gefährlich. Denn Darmstadt hat nichts zu verlieren, während von Schalke selbstverständlich nichts anderes als ein Sieg erwartet wird.

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André Breitenreiter wüsste genau, was zu sagen wäre, wenn er seine Ansprache in der Gästekabine halten müsste. Ihm ist klar, dass Darmstadts Spieler den ersten Auswärts-Auftritt in der Bundesliga in einer vollen Hütte unbeschwert genießen können. Es ist noch kein Jahr vergangen, als Breitenreiter Trainer des SC Paderborn war, mit dem damaligen Überraschungs-Aufsteiger fuhr er am zweiten Spieltag nach Hamburg. „Wir haben uns richtig gefreut auf dieses Spiel in einem großen Stadion“, erzählt er. Aus der Vorfreude entstand Euphorie, die ungeahnte Kräfte frei werden ließ: Paderborn blamierte den HSV mit 3:0.

Eben weil es solche Beispiele gibt, verkriecht sich auch Darmstadts Trainer Dirk Schuster nicht: „Das wird ein Erlebnis, auf Schalke zu spielen. Wir fahren mit Respekt dahin, aber nicht mit Angst oder Ehrfurcht. Wir wollen Schalke so lange wie möglich ärgern.“

Klaas-Jan Huntelaar ist rechtzeitig fit geworden

Ob aus dem Wollen auch Können wird, liegt an dem Favoriten. Breitenreiter kann eine formstarke Elf aufs Feld schicken, auch der angeschlagene Klaas-Jan Huntelaar hat am Freitag trainiert und ist startklar. Der Trainer muss in erster Linie darauf achten, dass das derzeitige Selbstbewusstsein seiner Spieler nicht in Arroganz umschlägt: Wer den Aufsteiger unterschätzt, macht schon den ersten großen Fehler. „Ein ganz gefährliches Spiel“, warnt Breitenreiter deshalb. „Darmstadt wird alles auf den Platz bringen: Laufstärke, hundertprozentigen Einsatz, Leidenschaft, dazu ein total schnelles Umschaltspiel.“ Der 41-Jährige bittet die Fans schon im Vorfeld um Geduld: „Wir werden Darmstadt nicht in den ersten 20 Minuten so überrennen können, dass das Spiel entschieden ist.“

Den direkten Durchmarsch der „Lilien“ von Liga drei in Liga eins nennt Breitenreiter eine „Sensationsleistung“. Aber er weist auch darauf hin, dass der Aufsteiger Spieler unter Vertrag genommen hat, die es gewohnt sind, vor über 60.000 Fans zu spielen. „Der komplette Kader hat über 700 Bundesligaspiele Erfahrung, in Paderborn waren es im letzten Jahr nur 63 Spiele. Deshalb bin ich nicht der Meinung, dass Darmstadt der noch krassere Außenseiter ist als Paderborn im letzten Jahr. Es macht schon einen Unterschied, wenn da eine reife Mannschaft auf dem Platz steht.“

Die Rollen sind klar verteilt

Bei allem Respekt hält aber auch Breitenreiter die naturgemäße Rollenverteilung ein: „Wenn wir alles mitbringen, was wir uns vorstellen, wird es zu einem Sieg reichen. Aber wir müssen darauf eingestellt sein, was uns erwartet. Nicht, dass wir uns wundern, dass da ein Gegner ist, der Widerstand leistet.“

Die Statistik macht Schalke-Fans übrigens ganz optimistisch. Denn die Zahlen im direkten Vergleich sprechen eindeutig für die Königsblauen. 4:2. Das war das Ergebnis am 12. April 1979 – beim bisher einzigen Bundesliga-Gastspiel der Darmstädter auf Schalke.