Gelsenkirchen. Schalkes neuer Trainer lobt seine Spieler im Trainingslager. Auf dem Platz kündigt sich ein Umschwung an. Denn bei Schalke 04 wird wieder gelacht.

Manchmal weiß man nicht, was der arme Erwin noch alles erdulden muss. Erwin ist ein klobiger Geselle mit einem viel zu großen Kopf, was zunächst einmal nicht unbedingt hilfreich ist, wenn man das Gleichgewicht halten muss. Dieser Tage hat man Erwin auf Wasserski gestellt und hinter einem schnellen Boot über den Wörthersee gezogen.

Man ahnt es: Am Ende war Erwin pitschnass - Kopf und Kleidung mussten auf drei verschiedenen Hotelzimmern getrocknet werden. Die Belustigung war aber gelungen: Erwin ist das Maskottchen von Schalke 04, und wenn der Fußball-Bundesligist im Trainingslager ist, wollen die Fans auch unterhalten werden.

Es wird wieder gelacht bei Schalke 04

Es wird also wieder gelacht bei dem Klub, der seinen Anhängern in den vergangenen Monaten so viele Schmerzen bereitet hat. Zuvorderst ist dafür allerdings nicht Erwin zuständig, sondern der Umschwung findet auf dem Trainingsplatz statt: Der neue Trainer André Breitenreiter hat bisher noch keine Anhaltspunkte dafür finden können, dass es den Spielern an Charakter oder Leistungsbereitschaft mangeln könnte: „Ich bin sehr zufrieden, wie die Jungs zueinander gefunden haben und dass sie als Mannschaft schon funktionieren”, sagt der 41-Jährige, der vom Absteiger SC Paderborn gekommen ist: „Zu kritisieren habe ich nichts. Die Testspielergebnisse sind zu diesem Zeitpunkt unwichtig.”

Auch Clemens Tönnies hat den Eindruck gewonnen: „Da wächst was heran.” Schalkes Vereinschef war auf eine kurze Stippvisite ins Trainingslager eingeflogen, und weil sich die Zeiten ändern sollen, kam er nicht allein: Mit Huub Stevens und Ebbe Sand hatte er zwei der drei Schalke-Ikonen im Schlepptau, die dem Aufsichtsrat künftig mehr sportlichen Sachverstand einflüstern sollen; Dritter im Bunde ist Mike Büskens, der allerdings nicht mit nach Österreich gekommen war.

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Klausur mit Breitenreiter und Heldt

Tönnies, Sand und Stevens beobachteten auch das Training, doch der wichtigste Teil des Besuchs war eine Klausur mit Breitenreiter und Manager Horst Heldt. „Wir haben diskutiert, wie wir die Mannschaft sehen und sie verstärken könnten”, sagte Tönnies: „Mit Zugängen und Abgängen.” Breitenreiter wurde gebeten, seine Vorstellungen zu skizzieren - immerhin hat er nun fast zwei Wochen mit der Mannschaft gearbeitet und sich einen Überblick verschafft, wo der Schuh drückt.

Heftig spekuliert wird augenblicklich mit dem früheren Bayern-Profi Xherdan Shaqiri - einem Mann, zu dem die Schalker sich höflich, aber nichtssagend äußern. Gut möglich, dass sie die Spekulationen bewusst im Raum stehen lassen, weil sie von den eigentlichen Plänen ablenken. Shaqiri könnte nämlich nur dann ein ernsthaftes Thema werden, wenn ein anderer Flügelspieler Schalke verlässt und Ersatz her muss.

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Farfan-Abgang denkbar?

Am ehesten denkbar wäre das bei Jefferson Farfan, der aber noch bis zum 24. Juli in Urlaub ist und bisher keine ernst zu nehmenden Wechselsignale gesendet hat. Unverkäuflich wäre der Peruaner, der nur noch ein Jahr Vertrag hat, aber wohl nicht. Darauf deutet Breitenreiters unverbindliche Aussage hin: „Wie der Spieler denkt und wir es intern sehen, warten wir mal ab.” Doch lange warten will Schalke eben nicht mehr mit den Verstärkungen - „einige sind noch in der Pipeline”, sagt der Trainer.

Und weil Tönnies, Stevens und Sand die Pläne nicht abgeschmettert haben (Breitenreiter: „Ich kann sagen, dass die Ideen von Horst und mir Anklang gefunden haben”), kann der Manager nun langsam mit Abschlüssen um die Ecke kommen. Breitenreiter will ja nicht drängeln, aber er sagt: „Als Trainer wünsche ich mir, dass sie so schnell wie möglich kommen.” Damit die Stimmung auch zu Hause so entspannt bleibt: Am Mittwoch geht’s vom Wörthersee zurück in die Heimat.