Velden. S04-Torjäger Huntelaar ist guter Dinge, unter dem neuen Trainer seine Durststrecke hinter sich zu lassen. Weil die neue Ausrichtung ihm entgegenkommt.

Martin Matschnik ist ein überaus gewissenhafter Mann, und so überlässt der Platzwart des ATUS Velden bei seiner Arbeit nichts dem Zufall. Kaum haben die Schalker Spieler ihr Training beendet, rückt Martin Matschnik mit seinem Rasenmäher an und bringt das strapazierte Grün wieder prächtig in Schuss. Die Löcher, die die Fußballschuhe hinterlassen haben, werden gestopft, der Rasen wird gewalzt und die Gräser werden auf exakt 24 Millimeter Höhe gemäht - so hat es Schalke gerne hier im Trainingslager in Österreich.

Zur Ausstattung des Sportplatzes gehören auch gleich sechs Tore - mehr, als ATUS Velden überhaupt besitzt, weshalb der kleine Verein sich für die Zeit des Schalker Aufenthalts einige “Hittn”, wie man die Tore hier auch nennt, bei benachbarten Klubs leihen musste. Manchmal sind bei den Schalker Spielformen nämlich mehr als nur zwei Tore im Einsatz - der neue Trainer André Breitenreiter will das Offensivspiel verbessern. Der 41-Jährige war früher selbst Stürmer, er bestritt 144 Bundesliga-Spiele für den Hamburger SV, den VfL Wolfsburg und die SpVgg Unterhaching. Und diese Herkunft, glaubt Schalkes Torjäger Klaas-Jan Huntelaar, könnte prägenden Einfluss auf das künftige Spiel der Königsblauen haben.

Huntelaar trainiert erstmals unter einem Ex-Stürmer

Huntelaar geht in sein sechstes Jahr auf Schalke, und bisher hat er hier noch nie einen ehemaligen Stürmer als Trainer gehabt. Die letzten Schalke-Trainer kamen aus der Defensive: Sie waren Mittelfeldspieler (Roberto Di Matteo), linker Verteidiger (Jens Keller) oder Manndecker (Huub Stevens). Nun aber ist jemand am Ruder, der die gleiche Auffassung vom Fußball wie Huntelaar hat: Nämlich die, dass offensiver Fußball mehr Erfolg versprechen würde, weil hier die Wege zum Tor kürzer seien. “Die meisten Tore”, sagt Huntelaar, “werden im Sechzehner geschossen.” Wer selbst einmal Stürmer gewesen sei, der würde daher das offensive Spiel mögen.

Die bisherigen Eindrücke lassen Huntelaar darauf schließen, dass Breitenreiter da die gleiche Sprache spricht wie er. In beiden Testspielen agierte Schalke mit zwei Sturmspitzen - “das sagt schon etwas aus”, findet der Holländer. Zwar war der Erfolg noch überschaubar (ein 3:1-Sieg gegen Zweitliga-Aufsteiger Austria Klagenfurt und eine 1:3-Niederlage gegen den Erstligisten Wolfsberger AC), aber Huntelaar zählte beide Male zu den Torschützen. Man würde merken, dass Breitenreiter auf Angriff setzt, und das findet Huntelaar gut: “Ich spiele am liebsten nach vorne. Dafür spiele ich Fußball - und nicht, um sachlich hinter dem Gegner herzulaufen.” So war’s in der vergangenen Saison, als Schalke in 17 Rückrunden-Spielen nur 14 Tore schoss und der “Hunter” monatelang gar nichts traf.

Immer wieder hatte er da angemahnt, dass Schalke als Mannschaft viel geschlossener aufrücken und auf den Gegner Druck ausüben müsse - daran arbeiten sie nun hier in Velden. Dass die Systemumstellung nicht von heute auf morgen klappt, ist klar, aber Huntelaar sagt: “Ich denke, man kann das in der Vorbereitung einstudieren.” Man wird’s sehen: Vielleicht schon am Dienstagabend (20 Uhr) beim nächsten Testspiel gegen Udinese Calcio.