Gelsenkirchen. Durch ein Paderborner Eigentor ist S04 die Europa-League-Qualifikation nicht mehr zu nehmen. Über die Leistung der Knappen wird dennoch zu reden sein.
Schalke 04 hat mit einer unterirdisch schlechten Leistung und durch ein Eigentor den Einzug in die Europa League geschafft. Als sich alle schon auf ein trostloses und fast sogar glückliches 0:0 zu Hause gegen den SC Paderborn eingestellt hatten, verlängerte der Paderborner Uwe Hünemeier in der 88. Minute eine Flanke zum 1:0-Siegtor für Schalke ins eigene Netz. Und weil die Konkurrenz patzte, ist Königsblau sicher in der Europa League. Die Fans pfiffen ihre Mannschaft trotzdem aus - sie hatten 90 Minuten Folter-Fußball nicht vergessen. Und als die Spieler danach grußlos in die Kabine gingen, hallte es von den Rängen: “Wir sind Schalker, und ihr nicht.”
Schon kurz vor der Pause stimmten die Anhänger bittere Hohn- und Spottgesänge an: “Oh wie ist das schön, sowas hat man lange nicht gesehen”, schallte es durch die Arena - es war die Reaktion darauf, dass in der Schalker Mannschaft auf dem Rasen mal wieder heilloses Durcheinander herrschte. Moritz Stoppelkamp hatte aber kein Kapital daraus schlagen können - er hatte den Ball hoch übers Tor geschossen. Es war die fünfte Paderborner Chance in der ersten Halbzeit, und das sagte eine Menge aus.
Di Matteo bringt sechs neue Schalker gegen Paderborn
Schalkes Trainer Roberto Di Matteo hatte gegenüber dem 0:2 in Köln sechs neue Spieler in die Start-Elf genommen (Kirchhoff, Kolasinac, Meyer, Farfan, Huntelaar und Matip) - deutlicher konnte seine personelle Antwort nicht ausfallen. Allerdings setzte er mit Sane und Goretzka auch zwei junge Spieler auf die Bank, die die Fans gerne gesehen hätten. Di Matteo wurde im übrigen mit Pfiffen begrüßt.
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Manager Horst Heldt hatte sich eine Mannschaft gewünscht, bei der man von der ersten Sekunde an das Gefühl hätte, sie würde den Gegner “auffressen” wollen - doch davon konnte keine Rede sein. Schalke dümpelte eher wie zuletzt vor sich hin, Paderborn war sogar das aktivere Team. Stoppelkamp hatte die erste Chance in der 7. Minute - seinen abgefälschten Schuss konnte Fährmann parieren. Zwei Minuten später die ersten Pfiffe gegen Schalke, als Jan Kirchhoff beinahe einen Ball vertändelt hätte - es knisterte in der Arena. Den ersten Schalker Torschuss gab Jefferson Farfan in der 16. Minute ab - der Ball landete oben in der Nordkurve, wo die Fans zu dieser Zeit noch schwiegen. Und eine Minute später traf Choupo-Moting das Außennetz.
Schalke bekam einfach nichts auf die Reihe. Paderborn hatte durch Stoppelkamp (22.), Rupp (31.) und Vrancic (34.) weitere Chancen - der Abstiegskandidat war einfach besser. Und als auf dem Video-Würfel die Kunde von der 2:1-Führung des VfB Stuttgart eingeblendet wurde, riefen die Schalker Fans nach Huub Stevens - einfach skurril.
Fan-Proteste von der Tribüne: "Der Fisch stinkt vom Kopf"
Auf der Tribüne unten gab es derweil massive Beschimpfungen gegen Clemens Tönnies und Horst Heldt, und kurz vor der Pause wurde in der Nordkurve ein riesiges Transparent mit eindeutiger Botschaft enthüllt: “Der Fisch stinkt vom Kopf.”
In der Halbzeit reagierte Di Matteo erneut und brachte mit Julian Draxler und Leon Goretzka zwei neue Spieler für Eric Maxim Choupo-Moting und Jan Kirchhoff. Und auch die Fans wurden jetzt laut: Allerdings feierten sie vorwiegend sich selbst und geißelten diejenigen, die sie nicht mögen (“Tönnies raus”).
Als Benedikt Höwedes in der 57. Minute nach einem Foul verletzt vom Platz musste und Tranquillo Barnetta kam, war das Auswechselkontingent erschöpft. Roman Neustädter legte sich derweil auf der Bank mit Paderborns Trainer Andre Breitenreiter an - hätte er doch auf dem Platz ein solches Engagement. Die Nordkurver wurde immer unwirscher: Nachdem Joel Matip in allerletzter Sekunde gegen Süleyman Koc gerettet hatte, ließen sie ihr gesamtes Repertoire an Beschimpfungen vom Stapel. Auch: “Wir sind Schalker, und ihr nicht.”
Schalke schlägt Paderborn
Am Spiel besserte sich nichts - Schalke war offensichtlich mit den Nerven am Ende und Paderborn kämpfte mit dem Mut der Verzweiflung um den im Abstiegskampf so dringend benötigten Dreier. Kachunga prüfte Fährmann (80.), Vrancic schoss knapp vorbei (84.), und dazwischen hatten dann auch die Schalker endlich ihre erste ganz große Chance, doch Draxlers Kopfball verfehlte in der 81. Minute das Tor. Und kurz darauf scheiterte Farfan an Torwart Kruse. Doch dann traf Paderborns Hünemeier in der 88. Minute ins eigene Netz - und brachte Schalke damit in die Europa League.