Gelsenkirchen. . Nach dem Rauswurf von drei Spielern geht es für die Königsblauen um mehr als die Europa League - auch und vor allem für den Trainer und den Manager.

Es ist die Zeit der Bilder mit Symbolkraft. Als Horst Heldt und Roberto Di Matteo zum Ende dieser Woche den Konferenzsaal in der Arena betraten, hatte sich ein Kamerateam vom TV an der Treppe im Vorraum in Position gebracht: Aufnahmen, die Schalkes sportliche Leitung auf dem gemeinsamen Weg nach unten zeigen, werden gerne genommen.

„Wir sind alle unter der Lupe im Moment”, sagt Trainer Di Matteo vor dem brisanten Heimspiel in der Fußball-Bundesliga an diesem Samstag (15.30 Uhr/im Live-Ticker) gegen den SC Paderborn. Alle – nicht nur die Mannschaft, für die es das Spiel eins nach dem spektakulären Rauswurf von drei Spielern ist.

Auch Trainer und Manager stehen unter besonderer Beobachtung. Zwar bilden Roberto Di Matteo und Horst Heldt keine Schicksalsgemeinschaft, aber ein Scheitern des einen (Di Matteo) würde automatisch auch auf den anderen (Heldt) zurückfallen. Ein Großteil der Fans lastet dem Manager schon jetzt eine verfehlte Personalpolitik im Spieler- und Trainerbereich an. Während Heldt bei den Erfolgen in den vergangenen Jahren nicht als der Hauptverantwortliche galt, trifft ihn der Misserfolg nun mit voller Wucht. Bemerkenswert.

Heldt wird als Erfüllungsgehilfe des Aufsichtsratschefs gesehen

Dem 45 Jahre alte Heldt haftet der Makel an, von vielen Fans und Kritikern nur als Erfüllungsgehilfe des extrem dominanten Vereinschefs Clemens Tönnies angesehen zu werden. Ein gutes Beispiel dafür ist der Vorgang um den Rauswurf der drei Spieler Kevin-Prince Boateng, Sidney Sam und Marco Höger am Montag. Tönnies goutierte diese Maßnahme und erwähnte bei der Gelegenheit, dass er Heldt zuvor eine SMS geschickt habe („Du bist der Boss, treff’ die Entscheidungen”). Vermutlich wollte Tönnies damit unterstreichen, dass sie auf Schalke an einem Strang ziehen. Tatsächlich hatte er aber wieder den Eindruck erweckt, die Initiative sei von ihm ausgegangen.

Heldt kann das in der gegenwärtigen misslichen Lage so sehr gebrauchen wie ein Unwetter am Vatertag. Deswegen geht er in diesen Tagen mehr und mehr dazu über, sein Profil zu schärfen und auf eigene Verantwortungen und Verdienste hinzuweisen.

Profilierung gegenüber Tönnies

Besonders deutlich wurde dies vor dem Spiel gegen Paderborn, als die Einschätzung im Raum stand, Tönnies habe Trainer Di Matteo eine „Jobgarantie” für die kommende Saison gegeben. Heldt widersprach im kleinen Kreis energisch: Tönnies könne eine solche Garantie gar nicht aussprechen, „weil er nicht entscheidet, wer Trainer ist“. Dies sei durch die Satzung klar festgelegt erklärte Heldt – mit Recht, denn Tönnies ist als Vorsitzender des Aufsichtsrates gar nicht für das operative Geschäft zuständig.

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Mit solchen Äußerungen will sich Heldt als Krisenmanager profilieren – das sollte in einem gut funktionierenden Verein auch im Interesse des Aufsichtsrates sein, dem ja an einem handlungsstarken Sportvorstand gelegen sein muss. Heldt muss dabei allerdings darauf hoffen, dass seine Maßnahmen ad hoc zum Spiel gegen Paderborn greifen. Dass er sich mit Tönnies abstimmt, ist für ihn kein Makel, sondern „ein Zeichen von Stärke, wenn man sich auch andere Meinungen anhört“. Einen Konflikt zwischen Heldt und Tönnies muss man deswegen nicht konstruieren: Den könnte sich der Manager derzeit aber auch gar nicht leisten.

„Gewinnen, gewinnen, gewinnen“

Der Aufruhr ist groß in diesen Tagen auf Schalke. Dass die Fans angekündigt haben, die Mannschaft beim Spiel gegen Paderborn zumindest in der ersten Halbzeit nicht zu unterstützen und stattdessen ihren Unmut mit Transparenten zum Ausdruck bringen wollen, lässt auf eine brisante Stimmung in der Arena schließen. „Ich habe die Spieler darauf vorbereitet, dass es ein schwieriges Umfeld sein wird“, sagt Di Matteo. Sein Rezept: „Gewinnen, gewinnen, gewinnen.“