Gelsenkirchen. . Schalke könnte allein in der Gruppenphase der Europa League mehr als zehn Millionen Euro einnehmen. Die sportliche Attraktivität ist auch gestiegen.

Mit Schalke und der Europa League verhält es sich ungefähr so wie mit einem Schatzsucher, der beim Tauchen auf dem Meeresboden zwar nicht den ganz dicken Tresor findet – aber dafür jede Menge Muscheln, von denen er ganz gut leben kann. Oder, um es weniger plakativ zu sagen: Das Erreichen der Europa League ist für Schalke nicht nur „eine Frage der Ehre“, wie es Klubchef Clemens Tönnies ausdrückt, sondern auch aus sportlichen und finanziellen Gründen attraktiv. „Für uns ist es wichtig, in die Europa League zu kommen“, wiederholt Manager Horst Heldt vor dem Spiel am Sonntagabend (17.30 Uhr/im Live-Ticker) beim 1. FC Köln, wo Schalke einen entscheidenden Schritt dorthin machen kann.

Attraktivität hat zugenommen

Jahrelang hatte die Europa League ein Image wie vor 20 Jahren der UI-Cup: So richtig dabei sein wollte keiner – zumindest von den Etablierten nicht. Doch jetzt hat die Uefa ihren zweitklassigen Wettbewerb aufgewertet, und das geht im Fußball meistens übers Geld: Ab der kommenden Saison werden an alle Teilnehmer insgesamt 381 Millionen Euro ausgeschüttet – das entspricht einer Steigerung von fast 64 Prozent gegenüber dem Vorjahr (232,5 Millionen). Zwar wurden auch die Prämien in der Champions League gewaltig erhöht, doch für Schalke wichtig ist: Auch in der Europa League lässt sich jetzt sehr anständig Geld verdienen. Allein die Teilnahme an der Gruppenphase bringt inklusive der Zuschauer-Einnahmen aus den drei Heimspielen mehr als zehn Millionen Euro ein. „Das ist nicht zu hoch gegriffen“, bestätigt Heldt. Damit kann Schalke sicher planen, wenn in der Bundesliga zum Ende der Saison Platz fünf gesichert wird.

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Schalkes Manager hatte sich schon in den vergangenen Jahren, als die Königsblauen Stammgast in der Königsklasse waren, vehement für eine Aufwertung der Europa League ausgesprochen – möglicherweise in weiser Voraussicht, dass es die Schalker ja mal mit einem Abstieg in die zweite Reihe erwischen könnte... Auch nach der aktuellen Anhebung findet er die EuroLeague im Vergleich zur Königsklasse „immer noch unterbewertet“. Die Prämienstaffelung gibt ihm Recht.

Auch sportlich hat die Europa League zugelegt

Nicht berücksichtigt sind in der Tabelle die Zahlungen aus dem Marketingpool, deren Höhe immer davon abhängt, wie viele Vereine aus dem einzelnen Landesverband wie weit im Wettbewerb kommen. So weiß Schalke heute noch nicht exakt, wie hoch die Einnahme aus der laufenden Champions-League-Saison ist – noch sind die Bayern ja im Wettbewerb. Würden sie doch noch das Finale erreichen, würde sich auch der Schalker Anteil am gesamten Kuchen reduzieren. Auch in der Europa League würde so „ein schöner Batzen“ (Heldt) zusammenkommen.

Aber auch sportlich hat die Europa League in den vergangenen Jahren zugelegt, was auch auf die Reformen der Uefa zurückzuführen ist: Sie hatte zuletzt in der Qualifikation immer mehr „Kleinen“ den Zugang zur Champions League ermöglicht, so dass automatisch einige „Große“ in die EuroLeague abgestiegen sind. So hatte Schalke in der diesjährigen CL-Gruppe mit NK Maribor ein Leichtgewicht zum Gegner – in der Europa League wären es vermutlich zwei.

Ein Pott mit Geschichte

Der VfL Wolfsburg, der von den Bundesliga-Vertretern in diesem Jahr in der Europa League am weitesten kam, hatte es auf dem Weg ins Viertelfinale mit dem FC Everton, OSC Lille, Sporting Lissabon, Inter Mailand und dem SSC Neapel zu tun bekam – alles Mannschaften mit einem guten Namen. „Wir lieben diesen Wettbewerb“, sagte Manager Klaus Allofs. Und als an diesem Donnerstag der FC Sevilla und der AC Florenz im Halbfinale aufeinander trafen, fand Horst Heldt: „Diese Partie hätte auch in der Champions League stattfinden können.“

Die Europa League ist also mittlerweile mehr als nur ein Stiefkind – und ganz nebenbei geht es ja auch um den Pokal, der ganz Schalke 1997 so stolz und glücklich gemacht hatte: den Uefa-Cup, den die Uefa irgendwann weg reformiert hatte. Und so könnte bei der in dieser Saison für Schalke vergeblichen Suche nach dem ganz großen Schatz am Ende ja sogar eine wertvolle Perle in einer der Muscheln stecken...