Gelsenkirchen/Dortmund. Euro-League-Quali oder Gruppenphase? Je besser Schalke und Borussia Dortmund in der Abschlusstabelle abschneiden, desto später müssen sie einsteigen.

Natürlich würde Jürgen Klopp auch vor diesem Spiel nichts Anderes sagen, wie überhaupt kein Bundesliga-Trainer. Wahrscheinlich wird dieser Satz in der Fußballlehrer-Ausbildung immer und immer wieder eingetrichtert, oder er steht im geheimen Handbuch für Fußballtrainer. Und so betonte auch der Trainer von Borussia Dortmund vor dem Heimspiel gegen Hertha BSC Berlin (Samstag, 15.30 Uhr, live in unserem Ticker), dass man sich selbstverständlich nur auf Berlin konzentriere.

BVB trifft am 30. Mai im Pokal-Endspiel auf den VfL Wolfsburg

Anders als sonst so oft, wenn dieser Satz fällt, bestand dieses mal allerdings nicht das kleinste bisschen Anlass, den Wahrheitsgehalt dieser Aussage zu hinterfragen. Denn selbstverständlich guckt in diesen Tagen in Dortmund alles auf Berlin - auf den anstehenden Bundesliga-Gegner Hertha und auf das Pokalfinale, in dem man am 30. Mai dem VfL Wolfsburg gegenüberstehen wird.

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Und auch wenn er es eben nicht sagen will, so hat BVB-Trainer Klopp selbstverständlich auch diese Begegnung schon im Hinterkopf, die den Abschluss seiner siebenjährigen Trainerzeit in Dortmund darstellen wird - und die sich nun wunderbar als Motivationshilfe für seine Spieler im Bundesliga-Endspurt nutzen lässt. "Es ist völlig klar, dass die Form, die man jetzt in dieser letzten Phase zeigt, auch mit darüber entscheidet, wer im Pokalfinale spielen wird", sagt der Trainer. "Und dass das für jeden Fußballer ein wichtiges Ziel ist, versteht sich von selbst."

Doch nicht nur der Pokalsieg, auch der Einzug in die Europa League ist für den BVB zu einem wichtigen Ziel geworden. Das gilt auch für den Revierrivalen FC Schalke 04. Nach Auskunft von Manager Horst Heldt können die Schalker allein in der Gruppenphase inklusive Zuschauereinnahmen bis zu zehn Millionen Euro verdienen.

Dritte Europa-League-Qualifikationsrunde beginnt am 30. Juli

Schalke muss mindestens den sechsten Platz erreichen, dem BVB reicht Rang sieben. Die Profis spielen nicht nur um die Europa League allein, sie spielen auch um die Ausgestaltung ihres Sommers. Denn Europa-League-Qualifikation ist nicht gleich Europa-League-Qualifikation. Durch einen Pokalsieg zöge der BVB direkt in die Gruppenphase ein - das wäre der Idealfall. Auch Platz fünf in der Liga würde für die Gruppenphase reichen - das wäre der Idealfall für die Königsblauen. Dem BVB wäre sogar Rang sechs genügen - weil man eine Woche später entweder selbst den Pokal gewinnen oder dann eben für den Sieger Wolfsburg nachrücken kann. Schalke hingegen genügt der sechste Platz nur dann zur Gruppenphasen-Teilnahme, wenn Wolfsburg Pokalsieger wird.

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Platz sieben hätte dagegen für Schalke und für einen Final-Verlierer BVB zur Folge, dass sie anderthalb Wochen vor dem eigentlichen Saisonauftakt, der ersten DFB-Pokal-Hauptrunde, bereits das erste Pflichtspiel zu bestreiten hätten - man müsste nämlich in Qualifikationsrunde drei einsteigen, die am 30. Juli beginnt. Die Sommervorbereitung wäre deutlich beeinträchtigt. Schalke müsste sogar eine bisher fest eingeplante PR-Reise nach China verschieben. BVB-Coach Jürgen Klopp spricht von einer "Hypothek, die ich dem Verein ungern hinterlassen würde". Klopp ergänzte: "Die Art der Vorbereitung ist dann eine völlig andere." Der Druck auf die Spieler ist jedenfalls erhöht. "Immerhin geht es noch um etwas", meint Klopp. "Das ist allemal besser, als unter massivem Druck im Abstiegskampf oder den Einflüssen der Langeweile im Tabellenmittelfeld zu spielen."

Einer der größten Gewinner ist ohnehin der TV-Sender Sport1, der ab der kommenden Saison die Europa League im Free-TV überträgt. Während Kabel1 in den vergangenen Jahren häufig für die Quote unattraktive Vereine wie Wolfsburg, Frankfurt oder Hannover zeigen musste, könnte Sport1 gleich im ersten Jahr die Wahl zwischen Schalke und dem BVB haben.