Gelsenkirchen. Schalke-Kapitän Benedikt Höwedes weiß, wie wichtig der Sieg gegen Stuttgart war - und dass er Clemens Tönnies nach unserem Interview zustimmt.

Die Mannschaft mit den grauen Leibchen ist der Sieger des Kleinfeldturniers bei der Trainingseinheit des FC Schalke 04 am Dienstagvormittag im Parkstadion: Julian Draxler, Sead Kolasinac, Joel Matip und Kevin-Prince Boateng jubeln lautstark. „Hochverdient“, ruft Julian Draxler noch und klatscht dann mit Joel Matip ab. Benedikt Höwedes liegt derweil auf dem Rasen, er hält sich das Sprunggelenk und ist stinksauer. Schalkes Mannschaftskapitän trägt ein rotes Leibchen, er hat das entscheidende Spiel verloren.

Nach dem Training, als der Fuß schon nicht mehr so schmerzt, erzählt Höwedes, dass ihn nicht nur die Niederlage genervt hat, sondern vor allem die Art und Weise der Pleite. „Die anderen haben ja nur Foul gespielt, das ging gar nicht“, sagt er. Schiedsrichter ist übrigens Co-Trainer Sven Hübscher – Höwedes will und kann sogar eine Bestechung nicht ausschließen. „Dem werde ich mal nachgehen“, sagt er und lacht.

Die Stimmung auf Schalke ist nach dem 3:2-Sieg am Samstag gegen den VfB Stuttgart deutlich besser. Auch nach einem verlorenen Trainingsspiel wird gelacht, es wird geflachst, aber es geht auch richtig zur Sache. Mit der Folge, dass eben hier und da mal der Fuß schmerzt. Der erste Dreier nach sechs Partien hat der Mannschaft spürbar gut getan. „Ja, die Erleichterung ist riesengroß. Es war mit Sicherheit kein Glanzstück von uns. Aber es war wichtig, vor heimischen Publikum die Wende zu schaffen“, sagt Höwedes.

Zumindest der Einsatz stimmte am Samstag gegen den VfB Stuttgart – dabei hatte der Aufsichtsratsvorsitzende Clemens Tönnies im WAZ-Interview von einer „Wohlfühl-Oase“ auf Schalke gesprochen. Davon, dass sich manche Spieler in eine Hängematte legen.

Auch Höwedes hat dieses Interview gelesen und gibt Tönnies recht. „Sicher ist an diesem Statement etwas Wahres dran, keine Frage“, sagt er und schildert seine Sicht der Dinge: „Jeder Spieler lebt sein Profidasein anders aus. Die einen leben unheimlich diszipliniert, achten auf Kleinigkeiten, auf die Ernährung, trinken keinen Alkohol. Andere können auch gute Leistungen bringen, wenn sie anders leben. Das ist Auslegungssache, das ist Typsache.

Schalke-Boss Tönnies glaubt, dass Höwedes bleibt

Dass Clemens Tönnies für den Sommer einen großen Umbruch ankündigt, überrascht den Mannschaftskapitän nicht: „Es ist wie in jedem Jahr, dass gewisse Spieler den Verein verlassen und dass gewisse Spieler den Verein verstärken wollen.“ Höwedes stellt klar, dass die Ziele nicht erreicht wurden, Konsequenzen deshalb gezogen werden müssen. Angesprochen auf die eigene Zukunft auf Schalke wirkt Höwedes am Dienstag genervt. Auch dazu hatte Tönnies an anderer Stelle ja etwas gesagt. Nämlich, dass er nachvollziehen könne, wenn Höwedes einen Wechselwunsch verspüre – dass dies aber nicht in diesem Jahr passieren werde. Höwedes erklärt am Dienstag: „Ich habe mich zu diesem Thema deutlich genug geäußert und glaube nicht, dass ich mich dazu nochmal äußern muss.“ Derzeit gibt es keine sicheren Anzeichen, dass er wirklich geht.

Fest steht aber, dass sich der Weltmeister auf der Position des rechten Verteidigers nicht besonders wohlfühlt. Lässt Cheftrainer Roberto Di Matteo hinten mit einer Viererkette spielen, spielen Joel Matip und Matija Nastasic im Zentrum, Höwedes rückt dann auf die rechte Abwehrseite. „Ich weiß natürlich, wo meine größeren Qualitäten liegen – und das ist in der Innenverteidigung. Da kann ich der Mannschaft mehr Input geben“, sagt Höwedes. „Ich habe dem Trainer aber auch klar gesagt, dass ich mit der Position kein Problem habe. Wenn ich als rechter Verteidiger gebraucht werde, dann spiele ich die Position so gut ich kann.“

Die Frage ist nur: wie lange noch?