Gelsenkirchen. . Nach der 0:1-Niederlage im Bundesliga-Topspiel gegen Bayer Leverkusen haderte der FC Schalke 04 mit sich und Schiedsrichter Peter Gagelmann.

Klaas-Jan Huntelaar plauderte ein bisschen aus dem Nähkästchen. Vor der Saison würden die Schiedsrichter immer die Mannschaften aus der Fußball-Bundesliga besuchen und den Spielern dabei nett erklären, was ein Elfmeter ist – und was nicht. Diese Zeit könne man sich künftig wohl sparen, zürnte der Schalker Torjäger. Wie alle anderen Königsblauen fand auch Huntelaar, dass seiner Mannschaft beim 0:1 gegen Bayer Leverkusen ein Handelfmeter verwehrt geblieben wäre und Schiedsrichter Peter Gagelmann auch sonst Anlass zur Kritik gegeben hätte. Doch dann sagte Huntelaar noch etwas, das viel mehr den Kern traf: „Wir waren abhängig von den Schiedsrichter-Entscheidungen. Wenn wir gut spielen, sind wir nicht davon abhängig.”

Schalke zittert um die Champions League

Schalke hatte nicht gut gespielt und muss sich nach der verdienten Niederlage gegen den nun um sechs Punkte enteilten Mitbewerber Leverkusen langsam darauf einstellen, in der nächsten Saison nicht in der Champions League vertreten zu sein – zumal der zweite Konkurrent Mönchengladbach am Sonntag überraschend in München auftrumpfte. Von Platz drei ist Schalke dadurch nun schon acht Punkte entfernt. „Die Situation ist nicht einfach”, konstatiert Manager Horst Heldt: „Wir müssen eine Serie starten.” Doch die Anzeichen, dass Schalke dazu in der Lage ist, sind dünn. Zumal gleich fünf der noch ausstehenden acht Spiele auswärts stattfinden. Nach drei Jahren Champions League ist die Europa League mit Mindereinnahmen von 15 bis 20 Millionen Euro im Moment deutlich näher.

Vor einem Jahr hatte Schalke unter dem ungeliebten Trainer Jens Keller nach 26 Spielen satte 50 Punkte und lag komfortabel auf Platz drei – jetzt sind es zum gleichen Zeitpunkt elf Zähler weniger. Ein Leistungsverlust, den man auch auf dem Platz erkennt. Gegen Leverkusen griff Trainer Roberto Di Matteo zwar zu allen augenblicklich zur Verfügung stehenden Mitteln, doch die Anstrengungen verpufften. Noch vor der Pause ersetzte er den an diesem Tag überforderten Youngster Leroy Sané (19) durch Kevin-Prince Boateng – ein zwar unpopulärer, aber nachvollziehbarer Wechsel. Und in der Schlussphase brachte er den seit einem Jahr verletzten Jefferson Farfan, mit dem zwar neue Emotionen kamen, aber keine Durchschlagskraft. „Wir konnten nie richtig die Kontrolle des Spiels übernehmen”, räumte der Italiener ein.

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Er ist wieder da: Jefferson Farfan (r.) wurde von den Schalke-Fans stürmisch gefeiert.
Von Andreas Ernst, aufgezeichnet in der Mixed Zone

Schalke fehlte es augenscheinlich an Klasse: Das Potenzial von Spielern wie Roman Neustädter, Marco Höger, Christian Fuchs oder Tranquillo Barnetta, die beinahe immer in der Start-Elf stehen, wirkt ausgereizt. Leverkusen war reifer und hatte wenig Mühe, das entscheidende Tor durch Karim Bellarabi aus der 35. Minute ins Ziel zu bringen. Auch bei dessen Entstehung stand Schalke mit einer Fehlerkette (Höger, Neustädter, Barnetta, Ayhan) Spalier – am Ende ging auch Torwart Timon Wellenreuther bei Bellarabis wuchtigem Schuss früh in die Knie. Bei der Schuldfrage nahm Di Matteo den jungen Fährmann-Ersatz diesmal aber aus der Verantwortung: „Da konnte er nichts machen.”

Die umstrittenen Entscheidungen von Gagelmann

Fußballerisch limitiert war Schalke tatsächlich am Ende nicht in der Lage, auch gegen die Entscheidungen von Schiedsrichter Gagelmann noch den so wichtigen Ausgleich zu schaffen. Punkt Nummer eins war ein Rückpass von Ömer Toprak, den Leverkusens Torwart Bernd Leno im Fünfmeterraum mit der Hand aufnahm – Gagelmann wollte aber keine Absicht beim Zuspiel erkennen.

Punkt Nummer zwei war ein Handspiel von Roberto Hilbert, der einen Schuss von Kevin-Prince Boateng zwar unbeabsichtigt, aber dennoch effektiv abblockte. Auch dabei ließ Gagelmann den Leverkusener gewähren, weshalb Huntelaar zu dem Schluss kam: Im nächsten Sommer könne man sich den Schiedsrichter-Besuch wohl auch sparen.