Frankfurt. . Frankfurts Vorstandschef Heribert Bruchhagen ist seit 25 Jahren S04-Mitglied. Ein Interview über eine im Profifußball ungewöhnliche Verbindung.

Dieser Tage hatte Heribert Bruchhagen Besuch: Dieter Burdenski war in seinem Büro zu Gast – auch einer mit einer königsblauen Vergangenheit. So ganz ohne den FC Schalke 04 geht bei Bruchhagen wenig, obwohl seine Zeit in Gelsenkirchen schon ewig lang zurückliegt und er seit vielen Jahren den Vorstand von Eintracht Frankfurt führt. Heute (18.30 Uhr, live in unserem Ticker) spielt Schalke in Frankfurt. Ein Gespräch über eine ungewöhnliche Verbindung.

Herr Bruchhagen, sind Sie eigentlich immer noch Schalke-Mitglied?

Heribert Bruchhagen: Ja selbstverständlich, warum denn nicht? Am 1. Juni 2014 waren es ganz genau 25 Jahre.

Ungewöhnlich, oder sind Sie bei allen Ihrer früheren Vereine Mitglied?

Bruchhagen: Nein, nur auf Schalke. Der damalige Schalke-Mäzen Franz Siefert hat mich am 1. Juni 1989 dazu überredet, weil wir dringend die Mitgliederzahl erhöhen wollten. Wir haben uns nicht weiter darum gekümmert, ob das alles so konform war – ich war schließlich auch Angestellter des Vereins. Auf jeden Fall ist es bis heute bei der Mitgliedschaft geblieben. Bei Eintracht Frankfurt werde ich erst Mitglied, wenn ich hier am 1. Juli 2016 als Vorstandsvorsitzender aufhöre. Dieser Verein ist mir auch ans Herz gewachsen.

Ist die Verbindung nach Schalke für Sie ein Stück Romantik?

Bruchhagen: Es war eine kameradschaftliche und herzliche Zeit – ganz tolle Jahre. Als mich Günter Eichberg geholt hatte, waren wir in der 2. Liga und auf der Geschäftsstelle, das muss man sich heute mal vorstellen, haben gerade einmal zwölf Mitarbeiter gearbeitet. Meine Aufgabe war anfangs das Merchandising, und da habe ich mir manchmal auch Ärger mit Charly Neumann eingehandelt.

Wie kam denn das?

Bruchhagen: Schalke hatte in den Jahren davor die Rechte an der Bandenwerbung im Parkstadion an die Deutsche Städtereklame abgegeben – Charlys Kumpel Oscar Siebert wollte halt nur Fußball machen… (lacht). Ich habe die Rechte dann nach Schalke zurückgeholt, was dem Verein damals viel Geld eingebracht hat. Drei Jahre habe ich jeden Tag von morgens 9 Uhr bis abends 9 Uhr auf der Geschäftsstelle gearbeitet. In den letzten eineinhalb Jahren wurde mir nach der Trennung von Manager Helmut Kremers auch noch der sportliche Bereich übertragen – das wurde dann alles ein bisschen viel. Und so war ich froh, dass ich ein gutes Angebot vom Hamburger SV bekommen habe, bei dem ich dann am 1. Juli 1992 als Manager angefangen habe.

Was verbindet Sie heute noch mit Schalke?

Bruchhagen: Freundschaften. Etwa zu Peter Peters, und mit Clemens Tönnies bin ich durch unsere gemeinsame ostwestfälische Herkunft sowieso befreundet. Beide Tönnies-Brüder habe ich kennengelernt, als sie 17 oder 18 Jahre alt waren: Ich war damals Spieler und später Trainer in Gütersloh, und die Tönnies-Brüder sind mit einem goldlackierten Motorrad bei uns vorgefahren. Das vergisst man nicht.

Treffen Sie sich heute vor dem Spiel?

Bruchhagen: Um 15.30 Uhr sind Peter Peters, Wolfgang Niersbach und ich zum Essen verabredet. Clemens Tönnies kommt leider erst später dazu.

Dass Sie Eintracht Frankfurt im Spiel gegen Schalke die Daumen drücken, versteht sich von selbst, oder?

Bruchhagen: Natürlich. Ich traue unserer Mannschaft einen 2:1-Sieg zu. Wir stehen an neunter Stelle der Tabelle, und mit einem Sieg könnten wir noch ein bisschen nach oben rücken. Es stimmt uns sehr zufrieden, dass wir uns in der Bundesliga seit längerer Zeit in einer Range zwischen den Plätzen 6 und 13 bewegen. Das ist für unsere Möglichkeiten ein gutes Ergebnis. Seit fast elf Jahren bezahlen wir die Mannschaft aus dem laufenden Geschäft. Wir haben uns nie mit dem Gedanken befasst, Schulden zu machen.

Fürchten Sie, dass es auch für Schalke in Zukunft schwerer werden könnte, ganz oben zu bleiben? Wolfsburg kauft mal eben Schürrle, und mit Leipzig und Ingolstadt wollen weitere finanzstarke Klubs unbedingt in die Bundesliga.

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Bruchhagen: Solange Clemens Tönnies der Patron ist, mache ich mir über Schalke keine Gedanken. Natürlich sind Leverkusen, Wolfsburg oder Hoffenheim eine ganz starke Konkurrenz, aber Bayern, Dortmund und Schalke sind die großen Drei im deutschen Fußball. Inwieweit das in Zukunft so bleibt, dazu wage ich keine Prognose. Für Schalke wird es sicher nicht einfacher, seinen Status als dritte Kraft zu bestätigen.

Schalke hält daran fest, ein Eingetragener Verein bleiben zu wollen. Richtig in einem Umfeld der Aktiengesellschaften?

Bruchhagen: So wie Schalke im Moment aufgestellt ist, spricht aus meiner Sicht nichts gegen den Status des Eingetragenen Vereins. Solange die Konstellation mit Horst Heldt als sportlich Verantwortlichem und Clemens Tönnies als Patriarch so gefestigt ist, sehe ich keinen Grund, davon abzugehen. Ich habe damals andere Mitgliederversammlungen auf Schalke erlebt…

Hat Sie eigentlich jemals eine Rückkehr nach Schalke gereizt?

Bruchhagen: Es gab in der Tat mal ein Angebot, zurückzukehren. Das war zu der Zeit, als ich HSV-Manager war. Aber die Frage hat sich für mich nie gestellt, weil die Zeit auf Schalke damals abgeschlossen war.