Frankfurt. . Der 32-jährige Stürmer von Eintracht Frankfurt ist in der Form seines Lebens. Vor dem Bundesligaspiel gegen die Königsblauen führt er die Torschützenliste an.

Fast drei Jahre ist es jetzt her, dass die Eintracht Frankfurt Fußball AG in enger Abstimmung mit der Verkehrsgesellschaft Frankfurt dazu aufgerufen hatte, die „Säulen der Eintracht“ zu wählen. Es ging darum, welche elf Spieler in der U-Bahnstation Willy-Brandt-Platz, dem unterirdischen Drehkreuz im Bankenviertel, an ausgesuchten Säulen überdimensional abgebildet werden. Über 15 000 Teilnehmer beteiligten sich damals, und seitdem können Bernd Hölzenbein und Jürgen Grabowski, Alexander Schur und Uwe Bindewald, Bum-Kun Cha und Anthony Yeobah vom Bahnsteig bestaunt werden.

Identifikationsfigur seit zehn Jahren

Würde heute die Prozedur wiederholt, das Ergebnis würde auf einer Position anders ausfallen: Dann wäre nämlich auch Alex Meier dabei. Die Aufnahmebedingungen, mindestens 100 Pflichtspiele oder vier Jahre Zugehörigkeit zum Verein, einen sportlich wie charakterlich prägenden Einfluss, hatte der 1,96-Meter-Schlaks, 288 Erst- und Zweitligaspiele, 96 Tore, auch im Frühjahr 2012 bereits erfüllt, doch damals mühte sich die Eintracht gerade in der Zweiten Liga ab. Die Idole der Vergangenheit standen da höher im Kurs.

Dass der scheue Meier auch dieses Wellental mitmachte und 17 Treffer zum Wiederaufstieg beisteuerte, war für ihn eine Selbstverständlichkeit. Alex Meier, in Buchholz in der Nordheide geboren, 2004 vom Hamburger SV nach Frankfurt zur Eintracht gekommen, ist das Gesicht der Adler, fast bekannter als Maskottchen Attila. Fast jedes zweite verkaufte Trikot wird mit seinem Allerweltsnamen beflockt. Und wenn er bei Heimspielen als Torschütze ausgerufen wird, tönt ein „Fußballgott“ von den Rängen hinterher.

Ob sich die Prozedur an diesem Samstagabend (18.30 Uhr) gegen den FC Schalke 04 wiederholt? Die Schalker haben bereits gehörigen Respekt vor dem 32-Jährigen geäußert, der am vergangenen Sonntag wie selbstverständlich beim 2:2 in Augsburg sein 14. Saisontor erzielte. Macht er so weiter, gehört die Torjägerkanone am Saisonende ihm. Das wäre schon überraschend nach all den Jahren.

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Seit einem Jahrzehnt Frankfurts Lebensversicherung

Seit einem Jahrzehnt gibt die Nummer 14 die Lebensversicherung und Identifikationsfigur von Eintracht Frankfurt. „Er ist ein Spieler, für den es sich lohnt, jeden Tag im Büro zu arbeiten“, sagte Heribert Bruchhagen einmal. Seinen Lieblingsspieler, der im vergangenen Sommer einen gut dotierten Drei-Jahres-Vertrag unterschrieb, überschüttet der Vorstands-Chef mit Lob. „Alex Meier hat es nicht nötig, sein Trikot zu küssen. Er fällt nicht durch Schlagzeilen, sondern durch Leistung auf.“

Einzige Ausnahme: die Scheidung von seiner Frau vor einigen Monaten. Aber auch da versicherte Meier: alles ganz normal. Man habe halt nicht zusammengepasst.

Auch im Binnenverhältnis mit Trainer Thomas Schaaf und dem Torgaranten knirschte es anfangs, weil Schaaf zu Saisonbeginn keine richtige Verwendung für den angeschlagenen Meier hatte. In den ersten vier Pflichtspielen stand Meier nicht in der Startelf – und Kapitän wurde in dieser Phase Torhüter Kevin Trapp. Meier schluckte seinen Unmut hinunter, das entsprach am ehesten seinem Naturell.

Die Irritationen sind längst ausgeräumt, seit der frühere „Mittelfeldstürmer“ eine neue Rolle angenommen hat („Ich hole mir die Bälle nicht mehr hinten ab“). Mit dem Schweizer Haris Seferovic bildet er ein Sturmduo, das unterschiedlicher kaum sein könnte. Schleicher Meier nimmt oft am Spiel gar nicht richtig teil – Draufgänger Seferovic geht überall hin, wo es weh tut. „Ich bin der Normale, er der Verrückte“, erklärt Meier.

Nie in der Nationalelf

Schaaf sagt über das Phänomen Meier: „Es ist seine größte Qualität, dort zu stehen, wo die Kugel hinkommt.“ Und doch stand dieser Spieler weder auf der Wunschliste von Spitzenvereinen, geschweige denn, dass er je ein Thema für die Nationalmannschaft wurde. „Damit habe ich mich nie beschäftigt“, sagt er. Er habe das immer einschätzen können: „Wahrscheinlich fehlte mir die Konstanz. Ich habe ja immer mal wieder gute Phasen, aber konnte das nie über zwei Jahre bestätigen.“

Das Abbild an einer U-Bahn-Säule hätte er trotzdem verdient.