Gelsenkirchen. . Die Schalker sehen sich nach dem 1:0 gegen Gladbach mit einer Stilfrage konfrontiert. An Trainer Roberto Di Matteo prallt jedoch jegliche Kritik ab.

Wer sich umhörte nach diesem 1:0-Heimsieg, mit dem der FC Schalke 04 seinen Kontrahenten Borussia Mönchengladbach überholte, der wurde im Sammelsurium der Meinungen häufig mit zwei Sichtweisen konfrontiert. Die eine, königsblau eingefärbt und dennoch durchaus begründet: So diszipliniert, konzen­triert und geschlossen habe Schalke ewig nicht agiert – Hut ab also vor einer Mannschaft, die sich auch durch neun Ausfälle nicht unterkriegen ließ und sich den Sieg vor allem durch aufmerksame Abwehrarbeit redlich verdiente.

Die andere, meist von neutralen Beobachtern formuliert und auch nicht ohne Belege: Diese Spielweise sei für Ästheten nur schwer zu ertragen – wahlweise war von Minimalistenfußball, Ergebnisfußball oder gar Betonfußball die Rede.

Roberto Di Matteo lässt diese Form von Kritik an sich abprallen, er weiß: Als Gewinner hat er die besten Argumente. Als der Italiener im Herbst seinen Job in Schalke angetreten hatte, war das Team trotz seiner Offensivqualitäten eine anfällige, unstrukturierte Ansammlung von Individualisten. Es gehe ihm darum, „Organisation in die Mannschaft zu bringen“ – diesen Satz formulierte der neue Trainer wiederholt. Nach drei Rückrundenspielen lässt sich feststellen: Jetzt haben die Spieler ihn begriffen. „Wir stehen unglaublich stabil, das ist ein Fundament“, meinte Kapitän Benedikt Höwedes.

Di Matteo kontert Kritik

Wer auf kreative, schnelle und torgefährliche Kräfte wie Julian Draxler, Jefferson Farfan und Klaas-Jan Huntelaar verzichten muss, der kann sich Hurrafußball abschminken, der sollte sich auf eine kompakte Defensive verlassen können. „Wir sind personell in Not, deshalb legen wir größten Wert auf Organisation“, rechtfertigte sich Di Matteo und widersprach all denen, die ihn für einen Maurermeister halten, mit unumstößlicher Statistik: „Seit dem achten Spieltag haben wir mehr Tore geschossen als Mönchengladbach, Leverkusen und Augsburg.“ Die Konkurrenten im Gerangel um die Königsklassen-Plätze also.

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Lucien Favre, der Baumeister der Borussia vom Niederrhein, klang äußerst respektvoll, als er Schalkes Sieg beurteilte. „Wir hatten viel Ballbesitz, aber das reicht manchmal nicht“, sagte der Trainer aus der Schweiz. „Es war schwer, eine Lücke zu finden, die Schalker waren sehr gut aufgestellt und körperlich präsent. Außerdem haben sie ein frühes Tor geschossen, bei dem wir viele Fehler produziert haben.“

Das 1:0 durch Tranquillo Barnetta verteidigten die Königsblauen konsequent, die Gladbacher verzweifelten: „So defensiv habe ich die Schalker noch nie erlebt“, klagte Kapitän Tony Jantschke.

Lob für Torwart Wellenreuther

„Wenn man gegen Gladbach spielt, dann weiß man, was man nicht machen darf – nämlich offen nach vorne spielen und sich dabei Ballverluste leisten“, erklärte Schalkes Manager Horst Heldt. „Beim 1:4 im Hinspiel sind wir klassisch ausgekontert worden, das wollten wir diesmal vermeiden. Und das ist uns gelungen.“

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Vor allem die souveräne Dreier-Abwehr mit Benedikt Höwedes, Joel Matip und dem sagenhaft abgebrühten, erst 21-jährigen Neuzugang Matija Nastasic sorgte dafür, dass Timon Wellenreuther bei seinem Heimdebüt nur wenig zu tun bekam. Und wenn Schalkes 19-jähriger Torhüter doch mal gefragt war, dann packte er entschlossen zu. „Er hat eine Bierruhe ausgestrahlt, toll,“ lobte Horst Heldt, dessen gute Laune sichtbar war. Kein Wunder: Schalke ist schon seit fünf Spieltagen ungeschlagen.