Gelsenkirchen. Der Defensiv-Allrounder zeigte seine beste Leistung. Er fühlt sich zum ersten Mal in seiner Schalke-Zeit richtig fit - und er lobt Trainer Di Matteo.
In der zehnten Minute ahnte Jan Kirchhoff die spielentscheidende Szene voraus. Der Defensiv-Allrounder des FC Schalke 04 stand im Spiel gegen Borussia Mönchengladbach am Strafraum der Gäste und spürte, dass Gladbachs Raffael einen Pass nicht kontrollieren kann. Kirchhoff eroberte den Ball, passte ihn zu Kevin-Prince Boateng - und Boatengs scharfe Flanke nutzte Tranquillo Barnetta zum 1:0 (1:0)-Siegtor. Ausgangspunkt war der 1,95 Meter große Kirchhoff, der es bisher nicht leicht hatte auf Schalke. Und der womöglich gehen muss. Denn der Leihvertrag mit dem FC Bayern endet am Saisonende.
12,37 Kilometer - Kirchhoff laufstärkster Spieler auf dem Feld
Kirchhoff zeigte im Gladbach-Spiel seine beste Saisonleistung. Er leitete nicht nur das Tor ein, sondern war der laufstärkste Spieler auf dem Feld. Er spulte 12,37 Kilometer ab und überzeugte im Stellungsspiel. Nach dem Abpfiff präsentierte er sich wohltuend reflektiert in der Mixed Zone. "Es ist das erste Mal, seit ich auf Schalke bin, dass ich mich körperlich gut fühle. Nach dieser Winter-Vorbereitung nehmen mich die Spiele nicht so mit wie in der ersten Halbserie. Ich kann mich da an viele Partien erinnern, in denen ich nach 60 Minuten sagen musste, dass der Tank leer ist", sagte er.
Dass er immer wieder auf sich aufmerksam machen darf, hat er Trainer Roberto Di Matteo zu verdanken. Der erwähnte schon kurz nach seinem Amtsantritt Mitte Oktober, von Kirchhoffs Qualitäten im Spielaufbau überzeugt zu sein. "Ich habe bei ihm immer auf dem Platz gestanden, wenn ich gesund und fit war. Er hat immer zu mir gehalten, auch in Situationen, die nicht ganz so einfach waren", erklärt Kirchhoff. Damit meint er zum Beispiel die 0:5-Niederlage im Heimspiel gegen den FC Chelsea. Da hatte Kirchhoff einen rabenschwarzen Tag erwischt.
Doch nicht nur auf den Trainer kann der 24-Jährige bauen - sondern auch auf die Mitspieler. Er verletzte sich nach dem Wechsel im Januar 2014 in der ersten Trainingseinheit und fiel monatelang aus. Dennoch behielt er den Kontakt zur Mannschaft: "Auch in der Verletzungszeit, in der ich nicht zum Kader gehört habe, habe ich mich sehr wohl gefühlt", sagt er.
Kirchhoffs Berater ist Roger Wittmann - und den kennt Schalke gut
Klar, dass er am liebsten bleiben würde. Die Schalker ließen Ende Dezember 2014 jedoch eine Kaufoption über sechs Millionen Euro verstreichen - Kirchhoff muss, das ist im Moment der Stand, zurück nach München. "Ich weiß natürlich, dass es kein Wunschkonzert ist und ich es mir nicht aussuchen kann. Aber ich würde mich freuen, auf Schalke zu bleiben. Das habe ich oft genug betont, auch öffentlich. Horst Heldt weiß das ebenfalls", sagt er.
Ob er wirklich bleiben darf oder nicht - das ist Verhandlungssache. Mit Kirchhoffs Berater steht Heldt in einem regelmäßigen Kontakt. Kirchhoff wird von Schalkes Lieblings-Agentur Rogon betreut.