Gelsenkirchen. . Weil sich Ralf Fährmann verletzte, steht Fabian Giefer Samstag gegen Hannover erstmals zwischen Schalkes Pfosten. Der frühere Düsseldorfer erkennt die Chance.
Es gibt Spieler, bei denen es sich lohnt, zweimal hinzuschauen. Fabian Giefer ist so einer.
Der Fabian Giefer im Sommer 2014 war: Ein ehrgeiziger Torwart, der von Fortuna Düsseldorf zum FC Schalke 04 wechselte, um die Nummer eins zu werden – der dann aber den Konkurrenzkampf mit Ralf Fährmann verlor und sich zudem schwer verletzte.
Der Fabian Giefer im Winter 2015 ist: Der Torwart, der nach der Kreuzbandzerrung von Ralf Fährmann da angekommen ist, wo er schon vor einem halben Jahr sein wollte – im Tor des Fußball-Bundesligisten Schalke 04. Wer Giefer aber damit kommt, dass das erste halbe Jahr auf Schalke für ihn verlorene Zeit gewesen sein könnte, der muss sich auf Gegenwind einstellen: Dieser Verein sei so groß und facettenreich, dass selbst die Zeit ohne Einsatz ein Erlebnis gewesen sei. „Schalke”, sagt er, „ist mehr als nur ein Spiel am Wochenende.”
Ein Satz, der viel aussagt über diesen Mann.
Giefer strahlt innere Ruhe aus
Fabian Giefer strahlt etwas aus: Höflichkeit, Zuversicht, innere Ruhe. Auch Eigenschaften, die ihm helfen können, wenn er am Samstag (15.30 Uhr, LIVE bei uns im Ticker) beim Schalker Heimspiel gegen Hannover 96 wieder auf die Bundesliga-Bühne zurückkehrt. Ein Jahr lang hat er dort in der Saison 2012/13 schon für Fortuna Düsseldorf gespielt. Aber Düsseldorf ist nicht Schalke.
Die Zeit bei der Fortuna: Sie hat dem nun 24-Jährigen alles an Erfahrungen gegeben, was man als junger Torwart nur mitnehmen kann. Im ersten Halbjahr galt der 1,96 Meter große Kerl sogar als Kandidat für die Nationalmannschaft. Das zweite Halbjahr endete mit dem Abstieg, an dem auch Giefer sein Päckchen zu tragen hatte. „Enorm lehrreich”, nennt er die Zeit. „Alle haben gesehen, was für eine Qualität möglich ist. Aber alle haben auch gesehen, dass die Qualität auf diesem Level gehalten werden muss.” Schalke hat sich an Giefers oberem Qualitäts-Level orientiert und war sich mit ihm sehr früh einig. Zu einem Zeitpunkt, als Timo Hildebrand noch die Nummer eins war. Dass sich danach Ralf Fährmann wie ein Fels in der Brandung behauptete, war im Herbst 2013 noch nicht abzusehen.
Giefer gab die Zusage in der Erwartung, die künftige Nummer eins zu sein – und wurde die Nummer zwei. Geplant war, dass er wenigstens im DFB-Pokal spielen sollte. Doch dieses Trostpflaster verhinderten kurz vor dem Saisonstart ein komplizierter Anriss der Sehne im Adduktorenbereich – und Schalkes Pokal-Aus in Runde eins.
Dass Giefer nun vom Pech des Konkurrenten profitiert, ist Teil des Geschäfts. Er weiß, dass dies nun seine Chance ist. Giefer hat größere Ambitionen, als nur ein guter Ersatzmann zu sein. Im Sommer hatte der frühere Leverkusener gesagt, er wolle auf Schalke auch erfahren, wie weit es in der Karriere nach oben gehen kann: „Ich will wissen, wo das Limit liegt.”
Er weiß, wie sein neuer Verein tickt
Für Schalke ist die Konstellation mit zwei starken Torhütern in dieser Situation zunächst einmal ideal. Das Gefahrenpotenzial liegt eher in der Zukunft, wenn beide Torhüter fit sein sollten und spielen wollen. Giefer blendet das aus: „Es wäre Quatsch, sich darüber Gedanken zu machen.” Für ihn zählt das Hier und Jetzt: Das Spiel gegen Hannover, das einen erfolgreichen Start markieren soll. Für ihn und für den Verein. Dass er inzwischen weiß, wie „einzigartig” Schalke tickt, betrachtet er als Vorteil: „Man muss sich mit diesem Verein identifizieren. Wenn man Leistung bringen will, kann man das nutzen.”
Vor wenigen Tagen hat er mit einigen Mitspielern das Friedensdorf in Oberhausen besucht – eine Einrichtung, in der verletzte Kinder aus Krisengebieten behandelt werden. Fabian Giefer hatte dort unermessliches Leid erwartet, und dann traf er Kinder, „die so viel Lebensfreude in sich haben”.
Auch aus solchen Eindrücken nimmt Fabian Giefer etwas mit. Wirklich ein Mensch, bei dem man zweimal hinschauen kann.