Gelsenkirchen. . Tobias Hellwig ist Schalkes Videoanalyst. Der 28-Jährige liefert Roberto Di Matteo Infos über die eigene Mannschaft, aber auch über die Gegner.
Wenn Roberto Di Matteo seinen Spielern kurz vor dem Anpfiff die letzten Anweisungen mit auf den Weg gegeben hat, dann muss auch Tobias Hellwig schnell sein. Der 28-Jährige stand zwar noch nie in Schalkes Startelf, er wird es höchstwahrscheinlich auch nie, und trotzdem ist er ein wichtiger Bestandteil der Mannschaft. Kurz vor dem Anpfiff eilt der gebürtige Gelsenkirchener hoch auf die Pressetribüne, Laptop und Kamera sind längst aufgebaut und miteinander verbunden. Tobias Hellwig ist Spiel- und Videoanalyst beim FC Schalke 04. Und damit zweifelsohne: der beste Techniker im Team.
Seine Kamera ist so eingestellt, dass er konstant alle 20 Feldspieler im Blick hat. Zwar hat die Deutsche Fußball Liga (DFL) mittlerweile in jedem Bundesligastadion Kameras installieren lassen, zu deren Aufnahmen auch die Vereine Zugang haben, doch Hellwig verlässt sich lieber auf sich und seine eigene kleine Kamera. „Sicher ist sicher“, sagt er.
Fernsehbilder etwa sind für die Arbeit des Analysten ungeeignet. „Es geht mir um das große Ganze des Spiels“, erklärt Hellwig. „Für mich ist es eben auch relevant, was die Spieler machen, die gerade nicht in Ballnähe sind. Wie verschieben sie sich, wie baut der Gegner einen Angriff auf, welche Laufwege haben die Spieler?“ Deshalb sitzt Tobias Hellwig am liebsten in einer der letzten Reihen des Stadions – im Optimalfall auf Höhe der Mittellinie. „Unten am Spielfeldrand, von der Trainerbank aus, sind gewisse taktische Verhaltensweisen einfach nicht gut einzusehen“, sagt er.
Erste Erkenntnisse schon in der Halbzeit
Die ersten wichtigen Erkenntnisse teilt Hellwig dem Trainerteam schon in der Halbzeitpause mit. Drei bis vier Minuten vor dem Halbzeitpfiff eilt er wieder runter in Richtung Kabine. Bevor Roberto Di Matteo zur Mannschaft spricht, findet ein kleines Meeting im Trainerzimmer statt, währenddessen stellt Hellwig kurze Videosequenzen vor. „Ich erkläre anhand von drei oder vier Szenen, was in unserem Spiel gut und was weniger gut klappt. Bei Bedarf diskutieren wir über Optionen“, erklärt er. Die ausführliche Besprechung, die Nachbereitung eines jeden Spiels, folgt erst am nächsten Tag. Anschließend bekommen die Spieler anhand von Bildern erneut Feedback.
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Im Vorfeld der Schalker Pflichtspiele ist Tobias Hellwig dafür zuständig, das Material des Gegners zu sichten. Szenen, die wichtige Erkenntnisse über die Spielweise bringen, werden gemeinsam mit Roberto Di Matteo und seinen Assistenten analysiert. Es geht immer um Stärken und Schwächen. Auch von einzelnen gegnerischen Spielern. Für die Mannschaftsbesprechung schneidet Hellwig dann noch mal ein „Best of“ zusammen. Die Kommunikation mit Roberto Di Matteo sei intensiv, der Austausch zielführend.
Vom Hamburger SV überrascht
Vorbereitung ist eben alles. Manchmal aber auch nicht. So wie im letzten Heimspiel der Hinrunde gegen den Hamburger SV, Schalke spielte nur 0:0. „Der HSV hat uns mit seiner taktischen Aufstellung überrascht“, gibt Hellwig zu. „Es kann eben vorkommen, dass wir unsere Taktik ändern müssen.“
Auch bei den Trainingseinheiten steht Tobias Hellwig meistens auf dem Platz. Manchmal wird sogar das Aufwärmprogramm gefilmt. Während des Trainingslagers in Katar wurde sogar das Torwarttraining aufgenommen. „Es war der Wunsch unseres Torwarttrainers Massimo Battara“, sagt Hellwig. Das Ziel: Erkenntnisse über die Reaktionsschnelligkeit und das Stellungsspiel.
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„Mein Berufsfeld ist sehr eng mit dem technischen Fortschritt verbunden“, erklärt Tobias Hellwig. Und dieser Fortschritt sei in Deutschland gewaltig, die Programme seien exzellent. Die Videoanalysten der Profiklubs, sagt Hellwig, haben hervorragende Arbeitsbedingungen, unter anderem haben sie auch Zugriff auf eine weltweite Datenbank.
Es kommt auch vor, dass der Analyst Material von externen Spielern zusammenstellt, die für Schalke interessant sein könnten. War das auch bei Matija Nastasic der Fall? „Das kann sehr gut sein“, sagt Tobias Hellwig und lacht. Ob der Serbe tatsächlich die erhoffte Verstärkung in der Defensive ist, wird man sehen. Tobias Hellwig sowieso. Welcher Spieler allerdings aktuell über den Bildschirm seines Laptops sprintet, das will er nicht verraten. Zumindest jetzt noch nicht.