Gelsenkirchen. . Im Kampf um die 4,7 Millionen Euro, die Schalke aus dem Rafinha-Transfer an CFC Genua zustehen, tritt die nächste Stufe der Sanktionen in Kraft: Weil eine Zahlungsfrist am 6. Januar verstrichen ist, müssen Genua laut Fifa-Urteil sechs Punkte abgezogen werden.
Es ist eine dieser unendlichen Geschichten im Fußball, bei denen man sich fragt: Wie kann so etwas eigentlich passieren? Seit Jahren kämpft Schalke 04 um einen richtigen Batzen Geld, den der italienische Erstligist CFC Genua den Königsblauen aus dem Rafinha-Transfer im Jahr 2010 noch schuldig ist. Schalke hat vor allen möglichen Gerichten Recht bekommen, doch Genua weigert sich beharrlich, die inzwischen mehr als 4,7 Millionen Euro herauszurücken. Jetzt aber greift die nächste Stufe der Sanktionen: Wenn der Weltfußball-Verband Fifa ernst macht, werden Genua in der italienischen Serie A nun sechs Punkte abgezogen – am gestrigen Dienstag lief nach WAZ-Informationen die letzte Frist zur Zahlung aus.
Das Geld hat Schalke damit trotzdem noch nicht – aber der Druck auf die Italiener wächst. Denn Schalke kämpft um die Millionen. Dass Rafinha schon seit dreieinhalb Jahren nicht mehr in Genua spielt, sondern bei Bayern München, passt in das Bild dieser unendlichen Geschichte, die im August 2010 ihren Anfang nahm.
Damals verkaufte Felix Magath den Brasilianer an Genua und handelte eine Ablösesumme von sieben Millionen Euro aus. Die erste Rate über 3,25 Millionen Euro zahlten die Italiener im September 2011 – offen blieb eine Restschuld von 3,75 Millionen. Und dieses Geld, man kann es kaum glauben, ist bis heute nicht auf dem Schalker Konto eingegangen, obwohl Genua weiter munter Fußball spielt und am Geschäftsleben der Branche teilnimmt. Aktuell ist der Klub Sechster der Serie A.
Schon vor langer Zeit mahnte Schalke die Italiener zur Zahlung an, und als alles nichts half, wurden die Verbände eingeschaltet: DFB und DFL in Deutschland, Fifa und Uefa auf internationaler Ebene. Sogar der Internationale Sportgerichtshof (CAS) beschäftigte sich mit dem Fall und gab den Schalkern Recht. Die pochen nun auf eine Zahlung von mehr als 4,7 Millionen Euro – denn in all den Jahren sind Verzugszinsen von gut einer Million Euro zusammengekommen. Magath hatte für diesen Fall satte 15 Prozent (!) festschreiben lassen.
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Frist am 6. Januar verstrichen
Schalke indes kann das Geld nur einklagen – Sanktionen müssen andere aussprechen. Und so wurde Genua im Oktober 2014 ein Urteil der Fifa-Disziplinar-Kommission zugestellt, in dem es unter anderem heißt: Sollte die Schuld nicht binnen 90 Tagen bezahlt werden, bekommt CFC Genua in der Serie A sechs Punkte abgezogen. Diese 90 Tage sind am 6. Januar verstrichen.
Ein Punktabzug könnte Genua in dieser Saison empfindlich treffen, weil der Verein sogar Chancen auf die Teilnahme an der Champions League hat – die würde weit mehr Geld einbringen als die 4,7 Millionen Euro. Sollte sich Genua für den Europapokal qualifizieren, hätte auch der europäische Verband ein Druckmittel in der Hand: Denn die Uefa kann säumige Schuldner von ihren Wettbewerben ausschließen.
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Schalke hat von diesem Druckmittel schon einmal profitiert: Als Fabian Ernst 2009 für drei Millionen Euro zu Besiktas Istanbul gewechselt war, zahlten die Türken einen noch offenen Teil der Ablöse erst, als sie sich für den Europapokal qualifizierten – und die Uefa mit Nichtbeachtung drohte. Es könnte also sein, dass auch Genua einem solchen Druck nachgibt.
Und wenn nicht? Das Fifa-Urteil besagt, dass Genua zum Zwangsabstieg in die Serie B verdonnert wird, falls der Klub auch auf einen Punktabzug nicht reagiert. Und falls der italienische Verband diese Anordnung ignorieren sollte, könnte das sogar zum Ausschluss von allen Fifa-Wettbewerben führen. Das aber ist noch weit hin.
Wirklich eine unendliche Geschichte...