Freiburg. . Nach dem schwer enttäuschenden 0:2 in Freiburg hat sich Schalke-Trainer Roberto Di Matteo darauf eingestellt, dass sein Team noch lange Zeit hinter den höher platzierten Mannschaften herlaufen wird. Und Kapitän Benedikt Höwedes stellt sogar die Charakterfrage.

Es habe ihn doch außerordentlich gefreut, sagte der Trainer, dass sein Team gegen eine solche Mannschaft mit so hoher individueller Qualität so wenig zugelassen habe. „Unsere Basis ist die Fähigkeit, dass alle Spieler, die auf dem Platz sind, 90 Minuten lang rauf und runter laufen.“ Der Trainer betonte dies mit berechtigtem Stolz in der Stimme. Denn allein mit diesen sportlichen Grundtugenden wie Schnelligkeit und Leidenschaft hatte seine Mannschaft einen auch von ihm überschätzten Gegner verdient mit 2:0 in die Knie gezwungen. Christian Streich, der Trainer des SC Freiburg, genoss den ersten Heimsieg dieser Saison.

Und Roberto Di Matteo, der Trainer des auf beschämende Weise unterlegenen FC Schalke 04, saß desillusioniert daneben.

Seit sechs Pflichtspielen hat der Italiener nun das Kommando, drei Siegen stehen drei Niederlagen gegenüber. Die Mannschaft bleibt in der Bundesliga weit von ihren Ansprüchen entfernt und droht auch das Achtelfinale der Champions League zu verpassen. Was seinem viel kritisierten Vorgänger Jens Keller nicht gelang, ist bisher auch Roberto Di Matteo nicht gelungen: Konstanz zu erzeugen. Anfangs hatte er sich darauf konzen­triert, die Defensive zu stabilisieren. Doch in der Englischen Woche wurden beim 2:4 bei Sporting Lissabon und nun beim 0:2 in Freiburg altbekannte Schwächen wieder gnadenlos aufgedeckt.

Schalkes Kartenhaus brach mit nur einer Aktion zusammen

Nach 20 ordentlichen Minuten, in denen Schalkes mit Ballbesitzfußball überlegen war, brach das Kartenhaus mit nur einer Aktion wieder zusammen: Nachdem Sidney Sam, der von einer erfolgreichen Vertretung des langwierig verletzten Jefferson Farfan weiter entfernt ist als der SC Freiburg von der Champions League, sich im Mittelfeld leichtfertig den Ball abluchsen ließ, schalteten die Badener blitzschnell um und überrumpelten die Schalker mit dem 1:0 durch Christian Günter.

Die Blau-Weißen verharrten in der Schockstarre. Das Spiel nach vorne: statisch und ideenlos, ohne Durchschlagskraft. Die Arbeit bei gegnerischem Ballbesitz: ungeordnet durch körperliche und geistige Langsamkeit in der Rückwärtsbewegung. Hinzu kamen haarsträubende individuelle Fehler – wie vor dem Freiburger 2:0 durch einen fulminanten Dropkick von Jonathan Schmid: Dennis Aogo produzierte nach einer Flanke zunächst eine Kopfball-Kerze, und als der Ball zurückkam, tickte er vom Hinterkopf des Schalker Linksverteidigers vor die Füße des einschussbereiten Freiburgers.

In dieser 68. Minute war alles entschieden, und die Schalker hatten es der Aufmerksamkeit und der Reaktionsschnelligkeit von Torhüter Ralf Fährmann zu verdanken, dass ihre Niederlage nicht noch höher ausfiel. Ein technisch limitierter Gegner hatte ihnen den Schneid abgekauft – eine satte Blamage.

Schalke-Kapitän Höwedes erklärt, dass es an Kondition und Charakter mangelt

So empfand es auch Benedikt Höwedes. Nachdem der Kapitän nach der Niederlage in Lissabon bereits auf die fehlende Fitness und damit auf die Verantwortung des ehemaligen Trainers Jens Keller hingewiesen hatte, machte er nun die Haltung der Profis zum Thema: „Wir haben vor allem in der zweiten Halbzeit nicht mehr den Charakter bewiesen, um aus der Nummer herauszukommen, deshalb haben wir verloren.“

Wir halten fest: Der Kapitän persönlich erklärt, dass es der Mannschaft an Kondition und Charakter mangelt. Sie muss außerdem mit einer nach wie vor außerordentlich langen Verletztenliste leben – und mit der sich daraus ergebenden Erkenntnis, dass die zweite Reihe zu schwach besetzt ist. „Die Gesamtsituation ist nicht einfach“, sagt Manager Horst Heldt, der wegen der Kader-Zusammenstellung nun zunehmend auch in die Kritik gerät. In erster Linie seien die Spieler gefordert, meint Heldt, der Trainerwechsel sei „keine nur auf 14 Tage oder drei Wochen, sondern auf die nächsten Jahre ausgerichtete Entscheidung“.

Roberto Di Matteo hat sich bereits darauf eingerichtet, dass das Unternehmen Schalke ein schwieriges bleiben wird. „Die Konstellation war von Anfang an schwierig“, sagt er. „Wir müssen hinterherlaufen, und ich glaube, das wird auch über die ganze Saison so sein.”