Wattenscheid. Fußball-Regionalligist Rot-Weiß Oberhausen hat sich sehenswert in die Sommerpause verabschiedet. Das Team von Trainer Peter Kunkel siegte im letzten Spiel der Saison mit 4:1 bei der SG Wattenscheid 09. RWO beendet die Saison damit auf Platz 3, punktgleich mit Vizemeister Sportfr. Lotte.
Peter Kunkel musste wieder zum Zaun. Das forderten die RWO-Fans nach dem Heimausstand. Das forderten sie auch jetzt nach dem letzten Saisonspiel bei der SG Wattenscheid 09. Das gewann RWO mit 4:1 (2:0) und schließt damit auf dem dritten Rang ab. Einziges Manko der Rot-Weißen in einer munteren Partie, in der die Gastgeber längst nicht mehr alles gaben: Von den klaren Chancen her hätte RWO zweistellig gewinnen müssen.
Das war aber allen Beteiligten nach der Partie herzlich egal. Wattenscheid sieht einer unsicheren Zukunft entgegen. Trainer Andre Pawlak und Mannschaft verlassen den krisengebeutelten Club wegen interner Streitigkeiten trotz des frühen Klassenerhalts. Oberhausen krönte eine famose Rückrunde, in der Kunkel eine Mannschaft formte, die mit prima Offensivfußball begeisterte. Manchem wurde im schnellen Rückblick nach Spielende fast schwindlig, was drin gewesen wäre, wenn das Verletzungspech in der Hinrunde nicht so viele Punkte gekostet hätte. Doch die Freude über die starke Leistung, die Abschlussfahrt und/oder den Urlaub herrschte vor.
RWO brannte ein Feuerwerk der Spielfreude ab
Entschieden war die Partie praktisch nach zehn Minuten. Rot-Weiß hatte von Beginn an volle Kontrolle und zeigte starke, torgefährliche Kombinationen. Robert Fleßers vollendete einen zunächst abgewehrten Angriff über Patrick Bauder mit einem Kracher aus fast 30 Metern, dazu noch mit links. Der ehemalige RWO-Spieler Lukas Fronczyk im Kasten der Wattenscheider flog vergeblich,der Ball war schon drin (6.). Nur zwei Minuten später erhöhte David Jansen per Kopf nacheiner zielgenauen Flanke von Bauder.
Danach spielten sich erstaunliche Szenen ab, denn RWO brannte ein Feuerwerk der Spielfreude ab und kreierte gefährliche Situationen nahezu im Minutentakt. Doch der Ball wollte nicht mehr rein. Weder bei Gideon Jungs Kopfball an den Pfosten (11.), noch Felix HerzenbruchsDistanzschuss, den Fronczykfast in den Kasten fallen ließ (12.), noch bei Jungs Alleingang, der in letzter Sekunde geblockt wurde (18.) und auch nicht bei Patrick Schikowskis Knaller ans Lattenkreuz (27.). Soging es fast bis zum Wechselweiter, die SG 09 hatte nicht den Hauch einer Chance. Rot-Weiß gewann nahezu alle Zweikämpfe und schaltete danach sofort in den Vorwärtsgang. Die Gastgeber, die sich schon vor dem Spiel von den Fans verabschiedet hatten, ließen dabei aber auchden letzten Einsatz missen.
Nach dem Wechsel machte RWO ungeniert weiter und auch Schikowski machte so weiter, wie er in Durchgang eins aufgehört hatte: Mit einem Kracher ans Lattenkreuz (52.).Dann passte Felix Haas einmal gegen den eingewechselten Seyit Ersoy im Strafraum nicht auf, kamzu spät und rempelte ihn um. Elfmeter, den verwandelteSerafettin Sarisoy sicher. Der bis dahin beschäftigungslose Philipp Kühn hatte gegen den platzierten Schuss unten links keine Chance (55.).
Peter Kunkel wird dieses Spiel in der Lohrheide nicht vergessen
Trainer Peter Kunkel war stocksauer und trieb seine Mannen zu fortgesetzten Angriffen und vor allem mehr Konzentration an. Wattenscheid witterte nur kurz Morgenluft, danach setzte sich der Einbahnstraßenfußball in Richtung des nun von Benjamin Carpentier gehüteten 09-Tores fort. Fronczyk hatte früh (22.) verletzt passen müssen. Carpentier parierte stark gegen Jansen aus ganz kurzer Distanz (63.). Zehn Minuten später stand Jansen nacheinem Freistoß von Bauder erneut blank vor Carpentier und scheiterte erneut. Der Nachschuss des eingewechselten Marcel Landers wurde auf der Linie geklärt.
So ging es munter weiter, wobei sich dann auch Bauder ins allgemeine Chancenversieben einschaltete. Einen starken Lauf und die anschließende Flanke von Rhys Tyler verstolperte der herausragende Techniker in ungewohnter Manier völlig freistehend (81.). Aber dann machte er alles richtig, sah Jansen wieder frei und der drückte dann aus zehn Metern rechts unten ein (84.). Die Entscheidung, doch einer war immer noch nicht zufrieden. Patrick Schikowski, der bislang zweimal am Lattenkreuz scheiterte, biss sich kurz vor Toreschluss im Strafraum durchund diesmal passte es: Mit links jagte er die Kugel zum Endstand unter die Latte.
Dann war Schluss, die Wattenscheider Fans durften auf den Platz, um sich von ihrem Team und Trainer zu verabschieden. Mittendrin waren die Rot-Weißen und Peter Kunkel, der sich bei vielen Weggefährten, gleich welcher Trikotfarbe, bedankte. Er wird dieses Spiel in der Lohrheide nicht vergessen. Hier hat er 27 Jahre im Fußball verbracht, hier absolvierte er sein letztes Spiel als Cheftrainer der Rot-Weißen. Er hat dem Verein nach zwei Abstiegen in Folge wieder ein Gesicht gegeben. Deswegen war er glücklich in diesen Abschiedsminuten auf dem Platz.
Die Stimmen zum Spiel
RWO-Trainer Peter Kunkel: Ich gratuliere Andre und dem Verein zur gelungenen Saison. Ich hatte den Eindruck, dass das Spiel niemanden mehr so richtig interessiert. Aber ich bin wieder stolz auf meine Mannschaft, Wir waren sehr ballsicher, haben jeden Zweikampf gewonnen und gut nach vorn gespielt. Das Einzige, was ich bemängeln kann: Wir haben viel zu wenig Tore gemacht. Wir hätten hier fast zweistellig gewinnen müssen. Aber das ist jetzt kein Beinbruch mehr, wir haben richtig guten Fußball gespielt. Zu der Frage, ob es mich berührt, was hier in Wattenscheid passiert, sage ich ganz klar: Ja, sehr.
SG 09-Trainer Andre Pawlak: RWO hat eine überragende Runde gespielt. Wenn da nicht so viel Verletzungspech gewesen wäre, wer weiß, was möglich gewesen wäre. Zum Spiel sage ich nichts. Ich war jetzt vier Jahre hier und habe viel Zuneigung und Wärme erfahren. In diesem Klima haben wir es geschafft, in Deutschland wieder wahrgenommen zu werden. Meine Mitarbeiter und ich sind stolz, den Verein dort hingebracht zu haben. Verein kommt von Gemeinsamkeit, das macht man nicht allein. Ich habe Werte wie Respekt, Toleranz und Demut vermittelt bekommen, das kann man mit Geld nicht kaufen. Ich hoffe, dass sich das die richtigen Personen hinter die Ohren schreiben.
RWO-Mittelstürmer David Jansen: Mannomann, eigentlich waren es nur die Spiele gegen Wiedenbrück und Wattenscheid, die uns daneben gegangen sind. Da wäre noch einiges möglich gewesen, auch diese Saison und mit dieser Rückrunde. Aber wir bleiben als Mannschaft zusammen und ich freue mich jetzt schon auf die nächste Saison.
Torwart Philipp Kühn: Es hat alles ziemlich lange gedauert mit meiner Vertragsverlängerung. Aber jetzt bin ich froh, dass es so gekommen it. Denn jetzt können meine Freundin und ich auch planen. Ab sofort suchen wir eine Wohnung.