Er kann sich noch ganz gut daran erinnern, meinte André Pawlak mal vor einigen Monaten, wie er vor gut vier Jahren mit Christoph Jacob im Bochumer Bermuda-Dreieck zusammen gesessen und über die anstehende, unheimlich schwierige Aufgabe gesprochen habe. Der Präsident hatte den Trainer seinerzeit ja an die Lohrheide geholt, zu einem tief gefallenen und in der tiefsten Krise der Vereinsgeschichte steckenden Klub namens SG Wattenscheid 09.

Pawlak war es anschließend, der den Verein kontinuierlich aus der Bedeutungslosigkeit hinaus und bis in die Regionalliga hievte. Jacob, den die meisten Fans lieber heute als morgen vom Hof jagen würden, hatte sich lange ‘raus gehalten, Ostermann und Pawlak leiteten die sportlichen Geschicke. Seit Oktober aber, seit Jacob erstmals von fehlender Weiterentwicklung der Mannschaft gesprochen und damit auch den Trainer angegriffen hatte, ist der Verein nicht nur in atmosphärische, sondern auch in finanzielle Schwierigkeiten geraten.

Das Tischtuch ist längst zerschnitten

Dass Pawlak und Jacob sich heute nochmal an einen Tisch setzen, im Bermuda-Dreieck oder sonstwo: undenkbar. Das letzte Saisonspiel gegen Rot-Weiß Oberhausen (heute, 14 Uhr, Lohrheidestadion) steht im Zeichen des Abschieds, für Pawlak und für den Großteil seiner Wattenscheider Mannschaft.

Einerseits, sagt Pawlak, freue er sich auf den heutigen Tag, „weil es emotional wird“. Andererseits aber sei es auch „ein trauriger Tag. Nicht nur für uns, auch für den gesamten Verein.“ Denn mit Pawlak und seiner Mannschaft konnten sich die Fans über Jahre identifizieren. Einer der Gründe, weshalb die heutige Startelf gegen den Rückrundenmeister und Tabellendritten aus der letztjährigen Aufstiegsmannschaft bestehen wird.

Gerade Pawlak, der häufig mit Sprechchören gefeiert wurde, genießt ein riesiges Standing bei den Zuschauern. Primär, natürlich, wegen der Erfolge der letzten Jahre, sekundär auch deshalb, weil seine Geradlinigkeit und Ehrlichkeit ankamen. Nicht immer war er ja auf einer Wellenlänge mit den Fans, nahm öffentlich kein Blatt vor den Mund, wenn ihm etwas missfiel. Vor gut einem Jahr etwa ging ihm „die Untergangsstimmung“, die angesichts des nahenden Regionalliga-Aufstiegs völlig deplatziert war, „auf den Sack“.

Pawlak wird den Abschied, auch nach dem Spiel, gemeinsam mit der Mannschaft „zünftig begehen, weil wir mit dem Klassenerhalt ja auch etwas zu feiern haben.“ Einige Utensilien wie T-Shirts oder Trikots möchte er an die hartgesottenen Fans, die die Mannschaft auch auf Auswärtsfahrten begleitet haben, verschenken.

Wie viele Fans übrig bleiben werden in der kommenden Saison, ist kaum vorherzusehen, denn der Alleingang Jacobs hat schon jetzt einige der ohnehin noch immer nicht üppig vorhandenen Anhänger vergrault. Deshalb hat Pawlak mit seiner Einschätzung schon recht: Es wird ein ganz schön trauriger Tag.