Oberhausen. Rot-Weiß Oberhausen mischt wieder oben mit. Zum Jahresende unterhielt sich die Redaktion mit Trainer Mike Terranova und Sportchef Patrick Bauder.

Das Fußballjahr ist gespielt. RWO liegt in der Fußball-Regionalliga West mit 35 Punkten und 32:17 Toren gut im Rennen. Die Sportredaktion hat sich mit dem sportlichen Leiter Patrick Bauder und dem Cheftrainer Mike Terranova über die bisherige Saison und die Runde im kommenden Jahr unterhalten.

Als wir uns hier im April zuletzt getroffen haben, forderte der damalige sportliche Leiter Jörn Nowak die Fans auf, RWO stärker zu unterstützen. Da hatte er bereits ein Angebot von Rot-Weiss Essen. Haben Sie Angebote anderer Vereine?

Mike Terranova: „Nein.“

Patrick Bauder: „Nein.“

Und Spieler?

Bauder: „Soweit wir wissen, hat keiner irgendwelche Angebote vorliegen . Obwohl wir davon ausgehen, dass manche Berater einige auf dem Zettel haben. Wenn nicht, würden wir schlecht arbeiten. Aber bis auf die Abgänge Ahmet Uzun und Rinor Rexha bleibt unser Kader unverändert. Wenn Tim Hermes wieder zurückkommt, gehen wir mit 25 Mann in die Vorbereitung. Das liegt an der guten Belastungssteuerung des Trainerteams. Das ist eines ihrer Lieblingswörter.“

Terranova (lacht): „Stimmt doch auch. Wir haben deswegen bislang wirklich wenige Verletzungen. Bei uns passt derzeit alles. Jeder macht seinen Job, wir haben keine Klugscheißer an Bord. Wir teilen unsere Gedanken ständig, auch wenn dann manche Bauchentscheidung dabei ist. Unsere wichtigste Aufgabe ist es, den Kader am Leben zu erhalten, wir brauchen alle.“

Sind Sie denn mit dem erreichten Punktestand zufrieden?

Bauder: „Nein, wir haben zu wenig. Unser Team erarbeitet sich sehr viele Chancen, macht aber daraus zu wenig Tore, Wenn wir die Spiele gegen Essen und gegen Fortuna Köln mit je drei Toren ausnehmen, haben wir eine Gegentrefferquote von 1. Das ist sehr gut.“

Terranova: „Das war zum Teil mein Fehler. Ich habe am Anfang zu offensiv spielen lassen. Gegen Verl haben wir Glück gehabt, dass wir nicht verloren haben. Gegen Essen und Köln fangen wir uns drei Tore nach individuellen Fehlern auf den Außenbahnen gegen zugegeben starke gegnerische Spieler ein. Aber danach haben wir gelernt, auch wenn das gegen Dortmund im Ergebnis noch schief ging.“

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Was waren gute, was schlechte Spiele?

Terranova: „Jetzt gegen Schalke war ein gutes Spiel, das wir unbedingt höher hätten gewinnen müssen. Gegen Bonn davor ist ein Beispiel für ein schlechtes Spiel. Wir hatten einen schlechten Spielaufbau und gegen eine Mannschaft, die nur zerstören wollte, kein Rezept. Hinzu kam, das manche der Spieler schon etwas überspielt waren. Wenn wir schlecht spielen, analysieren wir das und versuchen es anders.“

Und dann?

Terranova: „Ändert sich was. Christian März ist flexibel, ebenso wie Jerome Propheter, der sich immer mehr zum Mann vor der Abwehr entwickelt hat und dort ein ganz wichtiger Spieler im neuen Jahr für uns wird. Genau wie Raphael Steinmetz, dessen Kreativität und Schusspräzision wir vorne brauchen. Der ist auf den ersten fünf, zehn Metern einer der schnellsten im Team. Das müssen wir besser einsetzen. Ballannahme vor dem Strafraum, kurzer Lauf, Abschluss. Wenn er defensiver noch stärker würde, könnten wir ihn nicht mehr halten.“

Wie reagieren Sie auf Kritik aus dem Umfeld?

Terranova: „Ich höre mir alles an und diskutiere dann mit den entsprechen den Leuten. Wenn sie das direkt an mich herantragen. Wir arbeiten hier noch mit Prinzipien. Wir wollen allen das Gefühl geben, dazu zu gehören. Denn letztlich entscheiden die Spieler selbst, ob sie spielen. Indem sie Leistung bringen. Sie haben es selbst in der Hand.“

Bauder: „Die Entwicklung eines Kaders, einer Mannschaft und einzelner Spieler ist ein fließender Prozess. Jeder muss seine Stärken aufarbeiten. Bei Propheter ist es das Auge und der Schuss, bei Kofi Twumasi die für Gegner unangenehme Spielweise. Oder Nico Klaß, bärenstark innen.“

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Nachholspiele und Pokal verengen den Zeitplan im nächsten Jahr.

Terranova: „Ich sage ganz klar, wir hätten Lippstadt abgeschossen, die drei Punkte waren fest eingeplant. Wir lägen vor Essen und hätten dann gegen Verl ein Spitzenspiel gehabt. Wir wollten mit drei Punkten hinter Rödinghausen ins neue Jahr gehen. Die stehen oben, weil sie sehr effektiv und verletzungsfrei durchgekommen sind.“

Bauder: „Ich glaube, dass diese beiden, wir und RW Essen die ersten Plätze unter sich ausmachen. Von hinten dürfte keiner mehr kommen, der Abstand ist zu groß.“

Wie sind die Planungen für den Jahresstart?

Bauder: „Es ist wichtig, gut aus der Pause zu kommen. Wir können Rückrunde traditionell gut und das wollen wir mit den ersten Spielen gegen Mönchengladbach, Fortuna Köln und Bergisch-Gladbach auch zeigen. Dann kommt gegen RWE in Essen die Mutter aller Spiele.“

Gibt es konkrete Ziele?

Bauder: „Ganz klar, wir wollen den Niederrheinpokal holen. Und in der Meisterschaft wollen wir so lange wie möglich oben dran bleiben.“

Terranova: „Meine sportlichen Ziele sehen genauso aus. Für die Mannschaft wünsche ich mir, dass sie vorne effektiver wird. In dieser Liga ist es schwer gegen tief stehende Mannschaften in Führung zu gehen. Es ist leichter, dicht zu machen, und dann werden Spiele nun mal eng. Erst wenn wir mal 2:0 führen sollten, werden dann Unterschiede in der Qualität sichtbar. Denn dann bekommen wir das Spiel, das wir haben wollen und können.“

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Wie fällt das Fazit insgesamt unterm Tannenbaum aus?

Bauder: „Gut. Aber eigentlich wünsche ich mir mehr ruhigere Spiele, in denen wir nicht bis zum Ende um die Punkte bangen müssen. Dazu gehört es eben, die Chancen besser zu nutzen.

Terranova: „Wir arbeiten im Training jedes Mal an Abschlüssen. Wir arbeiten ständig daran, über Standards zum Erfolg zu kommen. Wir haben mit Jannik Löhden, Jerome Propheter oder Nico Klaß und Philipp Gödde so viel Körperlänge, viel mehr geht eigentlich nicht.“

Neuzugänge sind also definitiv nicht geplant?

Bauder: „Nein, mit Tim Hermes hätten wir nach den langen Verletzungspausen ja praktisch einen. Der kann zudem auf der linken Seite für weitere Akzente neben Felix Herzenbruch oder Maik Odenthal sorgen. Vielleicht wird der eine oder andere aus der U19 hochgeholt. Was Dimi Pappas und Benjamin Weigelt, dort aus der Mannschaft heraus kitzeln, ist aller Ehren wert. Wir stehen mit unserem Nachwuchs nur hinter Erst- und Zweitligisten in der U19-Bundesliga.“

Haben die beiden Trainer eigentlich keine Anfragen anderer Vereine?

Bauder: „Nein, die bleiben bei uns.“

Terranova: „Damit das mal klar ist, wir alle hier haben was vor!“

Was denn?

Bauder: „Ich habe mir diese Saison ein paar Drittliga-Spiele angesehen. Duisburg gegen Lautern etwa. Was Lautern kann, können wir auch.“

Terranova: „Und die haben jetzt fünf Mal hintereinander gewonnen.“

Wäre die Mannschaft denn bereit für die Dritte Liga?

Bauder: „Mit punktuellen Verstärkungen auf den Außenbahnen wären wir konkurrenzfähig, sicher.“

Terranova: „Nur dafür musst Du erstmal aus dieser Liga herauskommen, das ist das Kunststück.“