Oberhausen. Zum Saisonabschluss kassierte Rot-Weiß Oberhausen in der Regionalliga West eine unglückliche 3:4-Niederlage gegen den SV Rödinghausen.

Samuel war 90 Minuten ein glückliches Einlaufkind beim Saisonschluss zwischen RWO und Rödinghausen. Direkt nach Abpfiff musste er kurz auf die Toilette. Als er zurück kam, hatten die RWO-Spieler alle Trikots an Samuels Einlauf-Kollegen verteilt. Samuel war leer ausgegangen und als er das begriff, brach er in Tränen aus. Deichbruch nichts dagegen. Das sah eine freundliche Frau vom Sicherheitsdienst, checkte die Notlage und führte Samuel in die Spielerkabine. Dort gab Yassin Ben Balla seine Hose und Kapitän Benjamin Weigelt sein letztes Hemd. Schluss für ihn, nach dem 3:4 (1:2) gegen die Elf von Alfred Nijhuis. Der war guter Dinge, RWO-Trainer Mike Terranova natürlich nicht. Er wäre tatsächlich gern Zweiter geworden.

Weigelt gab seinen letzten RWO-Auftritt auf der offensiven Sechs

Zwischendurch machte seine Elf auch diesen Eindruck, lieferte aber wie schon in Essen zum Teil verheerende Fehler ab, die die Gäste kühl nutzten. Zuvor stand eine 20-minütige Abtastphase. Ben Balla war für den angeschlagenen Oliver Steurer in die Innenverteidigung gerückt, Raphael Steinmetz für den gelbgesperrten Patrick Bauder auf die Spielmacherposition. Für den nach einem leichten Knie-Eingriff pausierenden Robert Fleßers gab Benjamin Weigelt seinen letzten Auftritt auf der offensiven Sechs.

Konzentration auf die nächste Saison

RWO-Trainer Mike Terranova: Im Prinzip hatten wir das Spiel im Griff. Aber man hat auch die Handschrift der Arbeit von Alfred Nijhuis gesehen. Auf den Gegentoren will ich nicht groß drauf rumreiten. Wir sind nach den Rückständen wieder gekommen, erst das Traumtor von Holtby hat dann den Ausschlag gegeben. Ich bin froh, dass wir uns jetzt in die Pause verabschieden können. Dann kommen wir mit ein paar Neuen wieder und konzentrieren uns auf die nächste Saison. Alle Spieler, die gegangen sind, waren charakterlich einwandfrei. Ich bin sicher, dass wir den einen oder anderen wieder sehen werden.

RWO-Pechvogel Alex Scheelen: Gottseidank ist das endlich vorbei.

RWO-Außen Dominik Reinert: Ich habe verlängert, weil hier für mich einfach alles passt. Der Verein macht aus seinen kleinen Möglichkeiten sehr viel. Hier ist langfristig Potenzial. Ich bin immer gern länger bei Vereinen geblieben, in Duisburg war ich elf Jahre.

RWO-Stürmer Simon Engelmann: Es waren zwei gute Jahre hier für mich, ich bin auch persönlich weiter gekommen. Der letzte Kick hat leider gefehlt, ein Pokalerfolg oder eine Meisterschaft hätten die Sache richtig rund gemacht. Das Ziel war für mich schon Aufstieg, aber das war vielleicht etwas zu hoch gegriffen. Obwohl, wenn man diese Rückrunde von uns nimmt, was wäre alles möglich gewesen, wenn es von Beginn so gewesen wäre? Schade. (P.V.)

Güngör Kaya brachte erstmals den Ball gefährlich aufs Tor, als er eine Flanke von Daniel Heber aber nicht voll mit dem Kopf erwischte. Dann hatte sich RWO warm gespielt und zeigte eine erste gute Kombination über Heber und Steinmetz, die Weigelt und Alex Scheelen mit zwei Schüssen hintereinander aber nicht in Zählbares wandelten. Doch der nächste Versuch saß. Steinmetz sah Kaya frei am kurzen Posten, flankte aus 30 Metern präzise und Kaya überraschte die Rödinghauser Deckung mit einem Querpass auf den langen Pfosten. Dort stand Tim Hermes und drückte ein (29.).

Das ist das eine Gesicht der Rot-Weißen: Wenn es läuft, sieht’s prima aus. Das andere sieht so aus: Fehler und Gegentor. Eine Flanke von rechts knallt der herausstürmende Torwart Krystian Wozniak gegen den Angreifer Azur Velagic und von dem prallt der Ball ins Tor. Unglücklicherweise rammt der Torwart auch in den Stürmer, der benommen ausgewechselt werden muss. Für Velagic kommt Björn Schlottke und der markiert mit seinem ersten Ballkontakt die Gäste-Führung. Er nimmt einen Fehlpass von Scheelen vor dem Strafraum auf, stürmt hinein und schiebt an Wozniak vorbei ein (42.).

Mit Rafael Garcia für den scheidenden Simon Engelmann kommt im zweiten Durchgang mehr Druck über links, doch Kaya verpasst ein starkes Zuspiel am Fünfmeterraum (51.). Dann legen sich die Rot-Weißen das Ei wieder selbst ins Nest. Ben Balla passt ohne Not auf Wozniak in den Strafraum zurück und der wiederum passt blind auf einen Rödinghauser Angreifer. Der legt quer auf Konstantin Möllering (61.). In solchen Momenten will man als Torwart im Boden versinken. Darf man aber nicht, sondern muss fünf Minuten später gegen einen Heber von Joshua Holtby retten.

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Und dann klingelt es mal wieder auf der Gegenseite: Steinmetz nagelte einen langen Ball halbrechts aus dem Strafraum unter die Latte (70.). Als Arnold Budimbu dann bei einem Alleingang in den Strafraum im selbigen umgerissen wird, verabschiedet sich Steinmetz mit seinem zweiten Tor des Tages. Er donnert den Elfmeter in den linken Giebel (76.). Marvin Lorch hätte bei einem Lauf über links den vierten Treffer erzielen können, doch er zog knapp am langen Pfosten vorbei.

Und dann wird Wozniak noch einmal bezwungen. Seinen zweiten Versuch als Chip von der Strafraumlinie platziert Holtby diesmal besser, er überlupft den unglücklichen RWO-Keeper zum 3:4-Endstand.

Aber das spielt dann auch keine Rolle mehr, die Tore werden geöffnet und die Spieler verabschieden sich von ihren Fans. Und die stehen 20, 30 Minuten auf dem Platz und erfüllen wirklich jeden Fotowunsch. Und natürlich auch den tränennassen von Samuel, Ehrensache.