Hamburg. Gideon Jung ist Stammspieler beim Bundesligisten Hamburger SV. Im Interview erinnert sich der 22-Jährige auch an seinen Aufstieg im Revier.
Peter Kunkel (60) hat ein Auge für Talente. Die Spieler- und Trainerlegende der SG Wattenscheid 09 entdeckte an der Lohrheide spätere Stars wie Thorsten Fink, Yildiray Bastürk oder die Altintop-Brüder. Im Sommer 2013 trainierte er den Regionalligisten Rot-Weiß Oberhausen, als Gideon Jung (22) auf sein Radar geriet. Der damals 18-jährige Abwehrspieler kam aus der A-Jugend des ehemaligen Bundesligisten und war zunächst für die Oberliga-Reserve eingeplant. Kunkel aber hatte größere Pläne mit Jung: „Der Junge hat seine Gegenspieler im Training aufgefressen. Mir war sofort klar, dass aus dem was wird.“
Vier Jahre später ist der gebürtige Düsseldorfer mit ghanaischer Abstammung Stammspieler beim Bundesligisten Hamburger SV. Im Interview spricht er über seinen steilen Aufstieg – und er blickt auf seine RWO-Zeit zurück.
Herr Jung, vor zweieinhalb Jahren spielten Sie in der Regionalliga, nun kommen Sie regelmäßig in der Bundesliga zum Einsatz. Wie fühlt es sich an, Woche für Woche auf die Stars der Szene zu treffen?
Gideon Jung: Es macht einfach Bock! Es macht mir Tag für Tag Spaß, hier zu trainieren und regelmäßig in den Bundesliga-Stadien aufzulaufen. Das ist wirklich ein großartiges Gefühl. Ich spüre ein großes Vertrauen beim Hamburger SV, und das gibt mir die nötige Sicherheit. Für mich war es damals ein großer Schritt, von Rot-Weiß Oberhausen zum HSV zu wechseln. Anfangs musste ich mich gedulden und spielte in der U23. Aber ich habe auf meine Chance gewartet und sie bekommen.
Sie haben innerhalb kürzester Zeit den Sprung aus der A-Jugend von RWO bis zum Stammspieler in der Bundesliga geschafft. Welche Rolle hat Ihr ehemaliger Trainer Peter Kunkel dabei gespielt?
Gideon Jung: Er hat eine große Rolle gespielt. Er hat mir sehr viel Vertrauen geschenkt und mich nach meiner ersten Vorbereitung bei der ersten Mannschaft zur Saison 2013/2014 gleich oben behalten. Im Laufe der Hinrunde bekam ich immer mehr Einsätze, in der Rückrunde wurde ich sogar zur Stammkraft. Er hat mir immer Tipps gegeben und mich mit Hinweisen auf den Platz geschickt, was ich noch verbessern kann. Das hat mir sehr geholfen.
Verfolgen Sie noch das Geschehen in Ihrer alten Heimat? Gibt es noch Kontakt zu ehemaligen Oberhausener Kollegen?
Gideon Jung: Ich verfolge regelmäßig die Ergebnisse der Regionalliga West. Insbesondere die Resultate meines Ex-Klubs Rot-Weiß Oberhausen. Mit einigen Spielern stehe ich noch in engem Kontakt. Es sind die Jungs, die damals mit mir in der A-Jugend bei RWO angefangen haben. Ich hatte dort eine tolle Zeit. Nach meinem Debüt vor anderthalb Jahren gegen Bayern München haben mir fast alle alten Kollegen gratuliert und Glückwünsche gesendet.
Am vergangenen Wochenende hat der HSV den ersten Saisonsieg eingefahren. Zudem haben auch Sie eines Ihrer besten Spiele gemacht. Der Gang zur Arbeit dürfte in dieser Woche leichter gefallen sein, oder?
Gideon Jung: Es fühlt sich natürlich sehr gut an, dass wir endlich wieder drei Punkte geholt haben. Das hat sehr lange gedauert. Gegen Darmstadt war es mit Sicherheit nicht einfach. Vor allem auswärts. Wir haben uns endlich für eine gute Leistung belohnt.
Hat der HSV den Bock endlich umgestoßen?
Gideon Jung: Umgestoßen haben wir den Bock noch nicht. Wir stehen schließlich noch auf einem Abstiegsplatz. Bis zum Saisonende ist es noch sehr lang. Wir wollen bis zur Winterpause so viele Punkte wie möglich holen, um eine gute Ausgangsposition zu haben.
Welchen Anteil an diesem kleinen Lauf hat Trainer Markus Gisdol? Sein Start in Hamburg war alles andere als einfach.
Gideon Jung: Für den Trainer war es bei der geringen Punkteausbeute nicht leicht. Als er übernahm, standen wir sehr schlecht da. Auch wenn die Ergebnisse am Anfang nicht stimmten, hat die Mannschaft sein Konzept gut angenommen. Wir hatten in einigen Spielen auch Pech. Mittlerweile trägt seine Arbeit Früchte. Wir haben aus den letzten drei Spielen fünf Punkte geholt, das kann so weitergehen.
Der Trainer hat Sie in den letzten Wochen zum Innenverteidiger gemacht. Ist das für Sie eine gewünschte Dauerlösung?
Gideon Jung: Die gewünschte Lösung ist es nicht. Ich war zuletzt im defensiven Mittelfeld und musste in der Innenverteidigung aushelfen, weil wir einige verletzte Spieler hatten. Für den Erfolg der Mannschaft wäre es besser, wenn diese Jungs bald wieder zurückkehren.
Schafft der HSV erneut den Klassenerhalt?
Gideon Jung: Ja!