Oberhausen. Rot-Weiß Oberhausen hat sich nach einem krassen Fehlstart stabilisiert. Sportchef Frank Kontny zieht Bilanz und lässt seine eigene Zukunft offen.
- RWO-Sportchef Frank Kontny hat nach einer Hinrunde mit Höhen und Tiefen Redebedarf
- Er stellt klar: Muss der Etat weiter reduziert werden, ist er im Sommer weg
- Bei 13 auslaufenden Verträgen wartet viel Arbeit auf ihn
Müde ist Frank Kontny nicht. Seit April 2009 ist der 51-Jährige in verschiedenen Funktionen für den Traditionsverein Rot-Weiß Oberhausen tätig. Die laufenden Saison ist seine sechste als Sportlicher Leiter des ehemaligen Bundesligisten. Im Gespräch mit RevierSport auf der Oberhausener Geschäftsstelle wirkt der in Essen geborene Ex-Profi hochmotiviert. Den Kaffee serviert er selbst.
Nach einer Hinrunde, die von Höhen, wie dem 7:1-Sieg über den SC Verl am Samstag, und Tiefen geprägt war, gibt es für Kontny Redebedarf. RWO gehört nach einem Wackelstart, der Trainer Andreas Zimmermann den Job kostete, wie in den drei Jahren zuvor zum oberen Tabellendrittel der vierten Liga. Für den ganz großen Wurf hat es bisher noch nicht gereicht. Dazu, so sind sich in Oberhausen wohl alle einig, fehlen schlicht und ergreifend die finanziellen Mittel. Jahr für Jahr musste der Verein seinen Etat reduzieren. Sollte dies auch für die kommende Spielzeit gelten, müsste der Verein einen neuen Sportlichen Leiter suchen. Das betont Frank Kontny im Interview.
Frank Kontny, noch ein Spiel muss Rot-Weiß Oberhausen absolvieren, dann geht es in die Winterpause. Können Sie zufrieden Weihnachten feiern?
Frank Kontny: Das können wir. Wir haben die Kurve bekommen. Die ersten vier Spiele waren sehr hart für uns alle. Ich denke, dass der späte Punktgewinn im Heimspiel gegen Schalke II die Initialzündung war. Danach lief es wieder rund. Fußball ist eben oftmals eine reine Kopfsache. Die Bilanz danach ist abgesehen vom Rückschlag gegen Wattenscheid sehenswert. Hätten wir zu Saisonbeginn gepunktet, wären wir jetzt wohl unter den Top 3. Dennoch können wir zufrieden sein, weil wir uns erneut der Sprung ins obere Tabellendrittel der Regionalliga geglückt ist.
Welchen Anteil am Erfolg hat Trainer Mike Terranova? Die Bilanz spricht für ihn.
Frank Kontny: Ich muss zunächst weiter ausholen. Wir haben in den letzten vier Jahren - erst mit Peter Kunkel, später mit Andreas Zimmermann als Trainer - damit begonnen, Strukturen zu schaffen und die Weichen für eine sportlich erfolgreiche Zukunft zu legen. Davon hat die gesamte Mannschaft profitiert. Keiner konnte damit rechnen, dass wir so schlecht in die Saison starten. Einen schlechteren Saisonbeginn konnten wir nicht hinlegen. Dass es danach eine Reaktion von Seiten des Vereins gab, war nachvollziehbar. Das war in unserer Planung nicht gewollt. Der Verein wollte ein Zeichen setzen und dann kam Terra. Für Rot-Weiß Oberhausen gab es in diesem Moment keinen besseren Mann. Mike hat alle Leute hier im Griff. Er emotionalisiert die Mannschaft und auch die Fans. Die Spieler folgen seiner speziellen Art. Er hat die Mannschaft erreicht. So wie er Fußball gespielt hat, ist er auch als Trainer - absolut unberechenbar. Der Erfolg wäre aber nicht ohne die Mannschaft, die seit Monaten voll mitzieht, und Dirk Langerbein möglich gewesen. Er reißt sich hier täglich den Hintern auf und stellt sich in den Dienst des Vereins. Wir funktionieren derzeit als Gesamtpaket.
Wie haben die Spieler reagiert, als Mike Terranova als Trainer vorgestellt wurde. In Oberhausen ist er schließlich der "Fußballgott".
Frank Kontny: Erstaunlicherweise haben wir viele junge Spieler in unserer Mannschaft, die ihn gar nicht gut aus seiner aktiven Zeit kannten. Wir haben deshalb ein Video mit vielen Toren aus seiner aktiven RWO-Zeit zusammengestellt. Da war auch unter anderem der berühmte 40-Meter-Hammer gegen Fürth drauf. Danach wussten alle, mit wem sie es zu tun haben.
"Muss auch mal an meine persönlichen Ziele denken"
Nichtsdestotrotz ist RWO von früheren Glanzzeiten in der 2. Bundesliga weit entfernt. Der Begriff "Aufstieg" ist in den letzten Jahren immer wieder gefallen, zu mehr als Platz drei hat es aber nicht gereicht. Wie ernüchternd ist das für Sie?
Frank Kontny: Zunächst einmal muss ich betonen, dass wir in der sportlichen Führung nie über den Aufstieg gesprochen haben. Ich denke, dass wir, gemessen an unseren finanziellen Möglichkeiten, in den letzten Jahren stets das Optimum herausgeholt haben. In der Regionalliga West sehe ich uns in puncto Finanzen maximal auf Platz zehn oder elf. Wenn der Verein mehr erreichen will, dann muss der Etat erhöht und nicht stetig gesenkt werden. Das ist im Fußball leider so. Um ganz oben anzugreifen, brauchen wir eben vier oder fünf Spieler der Marke Bauder oder Fleßers. Momentan ist das leider nicht drin.
Gibt es Grund zur Hoffnung, dass sich daran künftig etwas ändert?
Frank Kontny: Das kann ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht beantworten. Die Zahlen werden uns Anfang nächsten Jahres präsentiert. Fakt ist, dass zehn Spieler einen Vertrag über die Saison hinaus besitzen. 13 Arbeitspapiere laufen aus. Das bedeutet, dass sehr viel Arbeit auf uns wartet. Ich weiß, dass wir ein großes Budget für die Jugendarbeit benötigen. Wir führen ein professionelles Nachwuchsleistungszentrum, das hohe Voraussetzungen erfüllen muss. Andererseits haben wir davon in den letzten Jahren auch profitiert. Rund 330.000 Euro haben wir durch Transfererlöse und Ausbildungsentschädigungen eingenommen. Dennoch musste ich regelmäßig Etatkürzungen hinnehmen. Das macht die Arbeit mit Sicherheit nicht leichter.
Ihr Vertrag läuft am Ende dieser Saison aus. Wird es für Sie unter diesen erschwerten Bedingungen in Oberhausen weitergehen?
Frank Kontny: Das kann ich jetzt noch nicht konkret beantworten. Fakt ist aber: Wird der Etat wieder gekürzt, bin ich weg. Dann wird es mich als Sportlichen Leiter bei Rot-Weiß Oberhausen nicht mehr geben. Die letzten sechs Jahre waren schon sehr intensiv, trotzdem haben wir den Verein sportlich, wie infrastrukturell weiterentwickelt. Eine weitere Einschneidung im wirtschaftlichen Bereich macht es sehr schwer, die aktuellen Strukturen des Vereins zu erhalten. Wenn Oberhausen diesen Weg gehen muss, verstehe ich das, es ist aber nicht mehr mein Weg. Ich persönlich habe auch noch Träume und Ambitionen. Ich bin ehrgeizig, voller Elan und möchte gestalten. Wenn möglich, auch mal einen Titel holen. Anfang nächsten Jahres werden wir wohl wissen, wohin meine Reise führen wird.