Essen. Fußball-Regionalligist Rot-Weiss Essen steht am Wochenende das erste Testspiel der Saisonvorbereitung bevor. Elf Neulinge stehen im Kader, von denen sich Trainer Marc Fascher viel verspricht. Die Fans sind skeptisch, Fascher bleibt ruhig. Er will nur zwei Sachen: Zeit und echte Typen.

Seit einer Woche sind die Rot-Weißen nun im Training. Und an diesem Samstag steht das erste Testspiel beim Landesligisten VfB Bottrop auf dem Programm (14.30 Uhr, Jahnstadion), der extra dafür in dieser Wochen mit dem Training begonnen hat. Für die RWE-Fans eine erste Gelegenheit, die neue Mannschaft im Wettkampf zu begutachten. Elf Neulinge stehen im 23-köpfigen Kader von Trainer Marc Fascher, davon können allein neun als gestandene Fußballer bezeichnet werden, die mindestens Regionalliga-Erfahrung besitzen.

Es ist ein Umbruch, aber zumindest quantitativ kein besonders spektakulärer. Denn in den beiden Spielzeiten zuvor gab es ebenso viele neue Gesichter. Elf Spieler aus der Vorsaison sind zudem geblieben. Allerdings bringen die Neuverpflichtungen Referenzen mit, die sie für einen Platz in der Startelf befähigen. So soll es eigentlich sein. Gleichwohl lässt diese nominelle Qualität einige Fans schon unken, dass es kaum ein Spieler aus der Vorsaison in die Anfangsformation schaffen wird. Ihre Kritik: Keine Kontinuität, keine Identifikation.

RWE-Trainer Fascher warnt vor verfrühten Urteilen

Alles Spekulation, findet Fascher. „Es kommt sowieso anders, als man denkt“, sagt der Trainer. Erst nach der sechswöchigen Vorbereitung könne man die Lage besser beurteilen. „Keine Sekunde früher.“ Es kann viel passieren: Verletzungen, Formkrisen, einiges wird auch einfach nicht passen.

Alles ist nicht planbar. Kompetenz, Erfahrung und ein zuverlässiges Netzwerk benötigt man in jedem Fall. Die Suche nach den richtigen Typen ist eine hohe Kunst – manchmal aber auch Glücksache. Wobei man mit einem entsprechenden Budget dem Glück zumindest etwas auf die Sprünge helfen könnte. Und dennoch: Man weiß nie, wie sich Spieler in ihrem neuen Umfeld entwickeln.

Die Rot-Weißen haben damit leidliche Erfahrungen. In der Strunz-Ära hatten sie an der Hafenstraße ein Ensemble mit starken Individualisten. Gereicht hat es nicht zum Spitzenplatz. Im Vorjahr galten Alexander Langlitz und Benjamin Wingerter zweifelsohne als Top-Verpflichtungen. Beide haben die Erwartungen nicht erfüllt. Mit Wingerter planen die Essener nicht mehr, Langlitz ist zu SF Lotte gegangen. Ausgerechnet Lotte.

Fascher verspricht sich viel von den RWE-Neuzugängen

Die Sportfreunde sind seit Jahren ein heißer Aufstiegskandidat. Und was macht der Vizemeister der Vorsaison? Trainer Michael Boris holt Benedikt Koep, Kevin Pires-Rodrigues und Alex Langlitz. Ein Trio, das in Essen unterm Strich enttäuscht hat, soll bei der Titeljagd mithelfen? Auch das hat die RWE-Fans irritiert.

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Marc Fascher hat offenbar andere Vorstellungen. Und er mag Typen, die sich reinhängen, die Ärmel aufkrempeln und Verantwortung übernehmen. Burschen, die sich nicht wegducken, wenn der Wind mal von vorne bläst. Die Neuzugänge erfüllen offenbar diese Kriterien. Auch Vincent Wagner ist ein solcher Typ. Nur ihm fehlt nach Meinung der Verantwortlichen die Qualität für gehobene Ansprüche, die RWE nun mal hat. Deshalb muss dieser Sympathieträger gehen. Und nicht anders war es in der Vergangenheit bei Alexander Thamm oder Dennis Lamczyk. Als sie abdankten, waren einige Fans ebenfalls entsetzt. Dabei sind doch solche Wechsel völlig normal im bezahlten Fußball.