Essen. Auf geht’s. An diesem Samstag (14 Uhr) steigt an der Hafenstraße das Revier-Derby in der Fußball-Regionalliga: Rot-Weiss gegen Rot-Weiß, Essen gegen Oberhausen. Brisanz steckt seit jeher in diesem Nachbarschaftsduell, weshalb voraussichtlich etwa 10000 Fans ins Stadion pilgern werden.

Auf geht’s. An diesem Samstag (14 Uhr) steigt an der Hafenstraße das Revier-Derby in der Fußball-Regionalliga: Rot-Weiss gegen Rot-Weiß, Essen gegen Oberhausen. Brisanz steckt seit jeher in diesem Nachbarschaftsduell, weshalb voraussichtlich etwa 10000 Fans ins Stadion pilgern werden. Es ist halt ein Duell zweier Traditionsklubs, die Tabelle spielt da eher eine untergeordnete Rolle. Es ist ein Vergleich im Mittelfeld der Liga, RWE auf Rang zehn, RWO auf sieben. Spektakulär ist das jedenfalls nicht.

Doch allein die Krise beim Gastgeber generiert reichlich Spannung. Von sechs Spielen in diesem Jahr hat RWE bereits vier verloren. Damit sind sie natürlich alle unzufrieden und enttäuscht beim ambitionierten Gastgeber. Aber während die Sportliche Leitung bemüht ist, mit Besonnenheit und Ruhe die Wende herbeizuführen, rumort es im Lager der Fans. Sie machen vor allem Trainer Waldemar Wrobel (44) für die Misere verantwortlich. Und es gibt Stimmen, die dessen Rausschmiss fordern. Und sie werden garantiert lauter und eindringlicher, sollte RWE auch noch dieses prestigeträchtige Treffen vergeigen.

Von Prestige, Pech im Hinspiel und einer ganz bitteren Pleite

Serie und Kontinuität
Während RWE vier der sechs Spiele in diesem Jahr verloren hat (vier Punkte), kann Kontrahent RWO eine makellose Bilanz aufweisen. Er siegte beim Spitzenreiter Fortuna Köln mit 2:0, gewann gegen den SC Verl (3:0) und behaupteten sich in Lippstadt (2:1.). Am vergangenen Wochenende mussten die Oberhausener pausieren, weil in ihrem Stadion ein Flutlichtmast umzustürzen drohte. Das Spiel gegen 1.FC Köln II wurde abgesagt. RWO hat zwei Punkte Rückstand auf Rang drei, die Essener inzwischen neun.


Doppelderby-Sieg
Ein Prestige--Faktor, auf den die Fans schauen. In der vergangenen Saison gewann RWE beide Saisonspiele, 4:2 in Oberhausen, 2:1 an der Hafenstraße. Nun möchte RWO den Spieß umdrehen. Mit 2:0 haben die „Kleeblätter“ das Hinspiel gewonnen. Allerdings lief es äußerst unglücklich für Essen. Schon nach acht Minuten pfiff der Schiedsrichter Elfmeter für die Gastgeber. Benjamin Wingerter hatte, so der Unparteiische, den Ball auf der Linie mit dem Arm abgewehrt und sah dafür außerdem auch noch die Rote Karte.

Noch ein Blick zurück
Eine ganz bittere 1:4-Heimpleite kassierte RWE gegen Aufsteiger RWO im Sommer 2007. Essen verpasste am Saisonende die Qualifikation zur 3.Liga und rutschte ab in die Viertklassigkeit. RWO kletterte als Vizemeister in die 2.Liga.

Ganz anders sieht es auf der Oberhausens Bank aus. Peter Kunkels (58) Vertrag endet zwar mit dieser Saison, aber Kritik an seiner Person gibt es nicht. Ganz im Gegenteil. RWO-Präsident Hajo Sommers stellt im „Reviersport“ fest: „Er hat den Fahrstuhl mit uns zusammen angehalten, und wir sind mit seiner Arbeit sehr zufrieden.“

Dennoch gibt es genug Parallelen. Wie Wrobel, der sich 2010 nach der Insolvenz bei RWE bereit erklärt hatte, den damals nicht gerade angenehmen Trainerjob zu übernehmen, rückte Kunkel im September 2012 aus der U 23 auf und löste in der Regionalliga Mario Basler ab. So rasant wie RWO in die 2.Liga durchmarschiert war, so schnell drohte der Klub auch wieder abzustürzen. „Wir haben das ganz gut hingekriegt und sind auf einem guten Weg“, findet Kunkel. Praktisch mit ähnlichen Mitteln wie die Essener Konkurrenten. Auch RWO setzt auf Talente. „Da das Geld nach zwei Abstiegen nicht da war, haben wir auf die Jugend gesetzt“, sagt RWO-Chef Sommers. „Das Konzept trägt langsam Früchte.“

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Ohne Schwitzen den Klassenerhalt schaffen“

Als Peter Kunkel die Rolle des Cheftrainers übernahm, lautete der Auftrag: „Ohne Schwitzen den Klassenerhalt schaffen.“ Geschafft. „In dieser Saison wollen wir uns stabilisieren mit Blick nach oben“, beschreibt der Coach das Ziel. „Rang drei bis sechs, das können wird schaffen. Und es wäre eine gute Platzierung angesichts der Stärke dieser Liga.“ Und es gibt so etwas wie einen Dreijahresplan, wie Kunkel andeutet. „Wir wissen, dass wir Rot-Weiß Oberhausen sind“, erklärt Sommers. „Der nächste Schritt wäre zwangsläufig der Aufstieg in die 3.Liga.“

So einfach ist das allerdings nicht, was auch RWE gerade leidvoll erfahren muss. Zumal das Verletzungspech ständiger Wegbegleiter ist. Acht Spieler fehlen Waldemar Wrobel an diesem Samstag: Wagner, Denker, Rodenberg, Fring, Sauter, Sawin, Soukou und Pires-Rodrigues - alle verletzt, Letzterer gesperrt. Auch Kunkel hat personelle Probleme. In der Hinrunde fielen ihm alle drei Torhüter aus. Offensivmann Patrick Bauder (Fußbruch) fehlte zwischendurch. Zum Derby bricht ihm die gesamte Innenverteidigung mit Hötte, Haas und Nowak weg. Vor allem Nowak, der „Dirigent“, sei kaum zu ersetzen. „So etwas brauche ich nicht oft“, klagt Kunkel. Aber was soll Wrobel sagen? „Wir müssen es nehmen wie es ist und vieles anders machen als in Aachen.“ Nicht leicht, aber eine spannende Ausgangslage.