Essen. Nach drei Niederlagen in Folge wird Frust geschoben bei Rot-Weiss Essen: der Trainer, die Spieler, die Chefetage und vor allem natürlich die Fans machen ihrem Unmut Luft. Sportdirektor Uwe Harttgen lässt sich trotz der tobende Diskussion vor allem um Trainer Wrobel nicht beeindrucken.
Die Rot-Weißen waren die Verlierer im Siegerland. Zum dritten Mal in Folge haben sie es vergeigt und den Start ins neue Jahr in den Sand gesetzt. Man lehnt sich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn man dem Traditionsklub die schwerste sportliche Krise seit dem Zwangsabstieg 2010 attestiert. Das ehrgeizige Saisonziel Platz drei ist in weite Ferne gerückt, und man darf angesichts der vergangenen drei Auftritte bezweifeln, ob es noch gelingt, wenigstens eine halbwegs gute Rückrunde zu spielen. Alle sind sie unzufrieden und schieben Frust: Trainer, Spieler, die Verantwortlichen in der Chefetage und vor allem natürlich die Fans.
Schon vor dem Nachholspiel bei Sportfreunde Siegen hatten sich die Kritiker warm geschossen und die 2:3-Pleite hat ihnen selbstverständlich weitere Munition geliefert. Vor allen Dingen Waldemar Wrobel dient als Zielscheibe. Es gibt Fans, die haben die Ebene des gegenseitigen Respekts, des sachlichen Disputs längst verlassen und werden unangenehm persönlich. Andere sind um Sachlichkeit bemüht, wie Rainer Henselowsky, der dieser Redaktion geschrieben hat: „Ich halte Wrobel für einen guten Trainer, der sich Verdienste für RWE erworben hat. Nun aber ist er mit seinem Latein am Ende, wie auch einige Spieler, die wohl überfordert sind und von denen man sich trennen muss. Zur neuen Saison muss ein Cut her. Das ist die einmalige Chance für Manager Uwe Harttgen.“
Fan sieht "Gegurke"
Und Rudolf Weida, ein wie er von sich sagt, eingefleischter RWE-Fan, meint nach dem „Gegurke der letzten drei Spiele“: „RWE steht seit Wochen fest einzementiert auf einem Tabellenplatz im Mittelfeld der Liga. Die Alibiveranstaltung (Trainingslager in der Türkei) hätte man sich ruhig sparen können, denn die Spitzenplätze bleiben für die Spieler, die zur Zeit unter Vertrag stehen, unerreichbar. Somit hat die Vereinsführung schon heute Planungssicherheit für die kommende Saison.”
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Sportdirektor Uwe Harttgen lässt sich trotz der tobende Diskussion vor allem um Trainer Wrobel nicht beeindrucken. Er sei beeindruckt, von der Leidenschaft wie in Essen der Fußball gelebt werde, sagt er. Und Emotionen gehören auch für ihn dazu. Nur er werde sich davon ganz sicher nicht leiten lassen: „Wenn ich mich von Emotionen leiten ließe, wäre hier in den vergangenen zwei Wochen wohl schon einiges passiert.” Das heißt nicht, dass noch nichts passiert ist. Harttgen beobachtet, spricht mit den Beteiligten, sammelt Eindrücke und will sie dann wie bei einem Puzzle zu einem Gesamtbild zusammensetzen. Das bedeutet: erst sorgfältig analysieren, dann handeln. Kein Aktionismus, keine populistische Effekthascherei.
Gegentor durch Diagonalpass
Seine Eindrücke vom Spiel in Siegen dürften sich ohnehin nicht wesentlich von denen der Anhänger unterscheiden. Das Tor zum 1:0 für Siegen, dass durch einen einzigen Diagonalpass übers Feld eingeleitet wurde: „Das geht gar nicht.” Bei den Gegentoren mache man es dem Gegner immer wieder zu leicht. Und: „Die Spieler haben keine Lösungen, keine Antworten gefunden. Es fehlten die Automatismen.” Gleichwohl spricht er ihnen den Willen nicht ab. Der Ausgleich sei jedenfalls verdient gewesen. Und die Mannschaft habe sich auch nicht aufgegeben. „Wir müssen einfach mal wieder versuchen, zu Null spielen. Dann kommt am Ende vielleicht auch mal ein 1:0-Sieg heraus.”
Und die zähe Anfangsphase in Leverkusen und Siegen? „Solche Phasen haben Mannschaften. Das kann ja manchmal auch ganz normal sein.” Die Zeit wird es zeigen. Allerdings weisen RWE-Fans schon auf ein anderes Problem hin: Die Zeit, da wohl kaum noch etwas geht in der Tabelle, sollte der neue Sportvorstand Dr. Harttgen nutzen und einige Spieler fragen, ob und wie sie ihre Zukunft bei Rot-Weiss Essen sehen. Denn genau diese Zeit hat der Verein nicht im Überfluss. Lange werden Dr.Welling und Dr. Harttgen den Fans die vierte Liga nicht „verkaufen“ können.