Essen. Die Rot-Weißen stecken in der größten sportlichen Krise seit der Insolvenz 2010. Als Spitzenmannschaft der Regionalliga gehandelt, blieben sie bisher deutlich hinter den Erwartungen zurück. Die Kritik richtet sich vor allem gegen Trainer Waldemar Wrobel. Ein Gespräch mit RWE-Chef Michael Welling.
Die Rot-Weißen stecken in der größten sportlichen Krise seit der Insolvenz 2010. Als Spitzenmannschaft der Regionalliga gehandelt, blieben die Essener bisher deutlich hinter den Erwartungen zurück. Die Kritik wird lauter und richtet sich vor allem gegen Trainer Waldemar Wrobel. Wie beurteilt RWE-Chef Michael Welling die Lage bei Rot-Weiss. Mit ihm sprach Redakteur Rolf Hantel.
Die Kritik an Trainer Wrobel nimmt zu. Wie haben Sie die Reaktionen der Fans beim Spiel gegen Wattenscheid wahr genommen? Registriert und abgehakt?
Michael Welling: Nein, das wäre zu einfach. Natürlich machen wir uns Gedanken über die negative Stimmung. Und ich kann die Leute ja absolut verstehen. Sie sind zu Recht unzufrieden, weil wir im Ergebnis und in der Art und Weise, wie wir Fußball spielen nicht annähernd das bringen, was wir uns alle erhoffen. Deshalb ist die Kritik in der Sache absolut berechtigt.
Ein diffuses Stimmungsbild
Werden auch Sie im Alltag mit dem Unmut der Fans konfrontiert?
Welling: Zunächst muss man sagen, dass es nur ein diffuses Stimmungsbild gibt. Gegen Wattenscheid waren die Reaktionen bei unserem ersten und zweiten Tor extrem negativ. Ich bekomme auch täglich E-Mails. Die einen fordern, werfen Sie den Trainer raus. Andere fragen, warum spielt nicht der oder der? Oder warum werden keine Spieler aus der A-Jugend hochgezogen? Es gibt aber auch Leute, die schreiben: Lieber Herr Welling, lassen sie sich jetzt nicht zum Aktionismus hinreißen. Aber klar, alle sind enttäuscht.
Die Mannschaft ist zu dieser Saison verstärkt worden, aber die Ergebnisse sind bisher ausgeblieben. Wurde die Qualität überschätzt?
Welling: Das glaube ich nicht. Unsere Neuverpflichtungen sind doch auch von den Fans durchweg positiv beurteilt worden, auch von denen, die jetzt schimpfen. Ob Knappmann, Wingerter, Fring, Platzek oder Langlitz. Klar ist, die Ergebnisse sind bisher ausgeblieben, aber dass nun alles falsch sein soll, das wäre doch viel zu einfach.
Trainer Wrobel steht im Fokus der Kritik. Wie beurteilen Sie die Trainerdiskussion?
Welling: Wir haben keine Trainerdiskussion und deshalb ist das eine Frage, die sich nicht stellt. Das Problem ist viel komplexer, als dass man es an einer Person festmachen könnte. Und es geht auch nicht um einzelne Personen, sondern um Rot-Weiss Essen. Wir als Sportliche Leitung sind damals angetreten, um vertrauensvoll und seriös zu arbeiten. Und da muss man auch mal Täler und Krisen durchschreiten, ohne gleich in Aktionismus oder alte Muster zu verfallen.
Sieben Cheftrainer seit 2007 auf der RWE-Bank
Zum Juli 2007 hat Waldemar Wrobel (43) bei RWE angeheuert als Assistent von Heiko Bonan. Seitdem hat er viele Chef-Trainer erlebt: Michael Kulm, Ernst Middendorp, Uwe Erkenbrecher, Ralf Aussem und Thomas Strunz.
Seit Juli 2010 steht Wrobel in der Verantwortung bei RWE.
Wie sehen Sie denn die Arbeit des Trainers?
Welling: Wir machen uns ständig ein Bild davon. Über die inhaltliche Arbeit, das Training, den Fitness-Zustand der Spieler und wie die Mannschaft auf den jeweiligen Gegner vorbereitet wird. Dabei habe ich nicht den Eindruck, dass es nicht passt oder etwas nicht stimmt. Ich zweifele nicht an der Kompetenz des Trainers. Wir hören auch in die Mannschaft hinein, versuchen die Stimmung auszuloten, ob es zwischenmenschlich Probleme gibt. Würde sich da irgendwie andeuten, dass Waldemar Wrobel ein Hemmschuh ist, müssten wir über Konsequenzen nachdenken. Das ist aber nicht der Fall. Die Mannschaft sagt geschlossen, dass sie gut vorbereitet wird, nur sie setze das alles nicht um. Natürlich sind aber Spieler auch mal unzufrieden, wenn sie nicht so zum Einsatz kommen. Das ist völlig normal.
Wie soll es nun weitergehen?
Welling: Wir müssen weiter hart an uns arbeiten und werden es nur gemeinsam schaffen. Wir müssen die Spieler in die Pflicht nehmen, ihnen aber auch den Rücken stärken. Wir müssen die Negativspirale durchbrechen, uns dabei auf die einfachen Dinge konzentrieren. Es geht jetzt um kleine Erfolgserlebnisse und nicht um große Saisonziele. Wir müssen Schritt für Schritt aus dem Tief herauskommen. Dabei sollte man den Spielern auch Fehler zugestehen und erst einmal keinen Zauberfußball erwarten.