Essen. Beim 2:2 gegen Aufsteiger SG Wattenscheid 09 machte die Westtribüne Stimmung gegen den Trainer von Rot-Weiss Essen. „Was hier abgeht, ist rein persönlich und diffamierend“, sagte Coach Waldemar Wrobel. Er spürt diese Front, die sich gegen ihn aufbaut.

Nein, Waldemar Wrobel will sich nicht beirren lassen. Auch nicht von dem abermals dürftigen Auftritt seiner Mannschaft beim 2:2 gegen den Aufsteiger SG Wattenscheid 09. Und auch nicht von den Leuten im Stadion, die am Dienstagabend in Sprechchören seinen Rausschmiss forderten.

Nicht nur das. Vor allem von der Westtribüne, wo die Ultras zusammenstehen, wurde kräftig Stimmung gemacht: Nicht wie gewohnt (und von allen Seiten geschätzt) für die eigene Mannschaft, sondern gegen den Trainer. Die Rot-Weißen kamen per Handelfmeter zum 1:2 durch Kevin Pires-Rodrigues. Und auf den Rängen jubelten sie nicht, sondern pfiffen und forderten „Wrobel raus!“. Die gleiche Reaktion beim Ausgleich durch Koep.

Wrobel spürt natürlich diese Front, die sich gegen seine Person aufbaut. „Dass wir Fehler machen und nicht gut spielen, ist die eine Sache“, sagt er. „Was hier abgeht, ist aber etwas Anderes. Das ist rein persönlich und diffamierend. Wer von diesen Jungs glaubt denn, dass er der Mannschaft hilft, wenn er beim 2:2 Wrobel raus ruft?“

Wie ausgeprägt die Stimmung gegen den RWE-Trainer ist, lässt sich nicht zuverlässig ermitteln. Vincent Wagner, der nach dem Spiel den Kontakt zur Basis gesucht hatte, betonte jedenfalls, dass es auch andere Fangruppen gebe als die Ultras. „Die haben sich total gefreut, dass wir noch den Ausgleich gemacht haben.“ Aber natürlich könne er die Ultras verstehen. „Wenn wir so scheiße spielen.“

Wrobel glaubt an Qualität der Mannschaft

Wird RWE den Schalter finden? Oder anders gefragt: Hat die Mannschaft tatsächlich das Potenzial, um oben mitmischen zu können? Nach dem Schlusspfiff wurde Waldemar Wrobel genau das gefragt, ob er nach wie vor an die hohe Qualität seiner Mannschaft glaube. Und er entgegnete: „Ja, absolut.!“ Was mache ihn so sicher? „Weil ich die Jungs im Training sehe, und weil ich das ganze Miteinander sehe.“ Demnach muss die Diskrepanz zwischen den Leistungen in der Vorbereitung und im Wettkampf gewaltig sein, denn der Auftritt der Essener gegen die SG 09 war zumindest aus spieltechnischer Sicht erneut eine Nullnummer. „Ja, wir liefern nicht, wir haben zur Zeit eine schlechte Phase“, räumt Wrobel ein, will deshalb aber nicht das komplette Projekt, die Aufbauarbeit der vergangenen Jahre in Frage stellen. „Die Verunsicherung ist exorbitant. Und das ist ein wichtiger Faktor.“

Michael Laletin fällt für längere Zeit aus

Michael Laletin wurde gegen Wattenscheid nach gut einer Stunde ausgewechselt. Der Innenverteidiger hat sich einen Muskelfaserriss im Hüftbeuger zugezogen.

Wie lange der Defensivmann ausfallen wird, ist unklar. „Mit ein, zwei Wochen ist es aber nicht getan“, so Wrobel.

Gegen Wattenscheid traten die Rot-Weißen nicht wie ein selbstbewusster Hausherr auf, sondern zögerlich und vorsichtig Sie passten quer, um sicher zu gehen, oft fehlten die Anspielstationen, weil niemand den Ball haben wollte. Bloß keinen Fehler machen. Blöd nur, dass sie einem gerade dann eher unterlaufen als sonst . Wie beim 0:1 durch den Ex-Essener Alexander Thamm, der nach einem Eckball per Kopf traf. Zweimal durfte der Gast üben, ohne dass die RWE-Abwehr reagierte. „Dabei haben wir diese Eckbälle so erwartet und in der Vorbesprechung auch thematisiert. Es gab eine klare Zuteilung.“

Benjamin Wingerter verkörpert derzeit die Verunsicherung wie kein anderer im Team. Der Routinier wurde verpflichtet, um im zentralen Mittelfeld für Ordnung zu sorgen. Doch derzeit hat Wingerter mehr mit sich selbst zu tun. Erneut wurde er ausgewechselt. Auch ein taktisches Opfer. Kevin Grund rückte auf, um die Offensive zu beleben. Mit mäßigem Erfolg. Nun geht es am Samstag gegen den FC Schalke II (14 Uhr, Mondpalast Arena). Nach aktuellen Stand ist RWE diesmal nicht Favorit. Vielleicht tut das auch mal ganz gut.