Essen. Rot-Weiss Essen besiegte im Derby den FC Kray vor 11 000 Zuschauern souverän mit 3:1. Für den Tabellenzweiten RWE war es der fünfte Heimsieg in Folge. Der Aufsteiger besaß zu wenig Durchsetzungsvermögen und war im Zweikampf unterlegen.
Die Vorfreude auf dieses Derby war riesig und der Rahmen mit 11 000 Zuschauern dann auch eine Klasse für sich in der Regionalliga. Die Voraussetzung für einen spannenden Fußball-Nachmittag waren ideal, doch letztlich wurde es ein unspektakuläres Treffen - RWE besiegte den FC Kray mit 3:1 (1:0). Zu unbedarft waren die Gäste, um einen Krimi inszenieren zu können. Der Aufsteiger besaß zu wenig Durchsetzungsvermögen, konnte nur ganz selten ein flottes Kombinationsspiel aufziehen. Kray war im Zweikampf unterlegen und musste sich damit bescheiden, die Aktionen des Gegners zu stören, was zumindest in Hälfte eins noch halbwegs gelang.
Die Chancenlosigkeit hat Spuren hinterlassen beim FC Kray
Rot-Weiss, der Favorit, hatte die Nachbarn im Griff und gewann verdient, ohne zu glänzen. „Wir hatten mehr Dominanz, mehr Präsenz, mehr Ballbesitz“, fasste RWE-Trainer Waldemar Wrobel zufrieden zusammen. Fünf Heimspiele, fünf Siege. Die Rot-Weißen haben Tabellenplatz zwei erobert. „Eine angenehme Momentaufnahme“, sagte Wrobel mit einem Schmunzeln, wohl wissend, dass diese Platzierung schnell Begehrlichkeiten beim Anhang wecken könnte. „Wir leiten daraus gar nichts ab“, betonte der Fußball-Lehrer deshalb schleunigst. „Jetzt müssen wir uns erst einmal gegen die großen Jungs beweisen.“ Gemeint sind die Klubs aus dem oberen Tabellendrittel wie Spitzenreiter Viktoria Köln, Wuppertal, Siegen, Lotte und auch die U23 von Schalke 04 II, der Gegner am kommenden Samstag (13 Uhr, Mondpalast-Arena, Herne).
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Der FC Kray darf getrost zu den Kleinen der Liga mit Außenseiter-Abo gezählt werden. Der erfolgsverwöhnte Sensationsaufsteiger, der 2011 noch in der Landesliga kickte, hat derzeit vor allem auch mit sich selbst zu kämpfen. Vor allem die Chancenlosigkeit zuletzt in Lotte (2:7) und gegen Siegen (0:3) hat Spuren hinterlassen und offenbar auch das Selbstvertrauen angenagt. „Uns fehlte die Überzeugung vom eigenen Können“, meinte FCK-Trainer Dirk Wißel. Ein bisschen mehr Mut und Rotzigkeit hätte sicher nicht geschadet. Dass seine Mannschaft nur dreimal in der Woche trainiert, an diesem Tag wurde es deutlich. „Da, wo wir die Bälle verlieren, verliert sie keiner in dieser Liga.“ Gleichwohl erwartet Wißel, dass seine Spieler aus den Fehlern und Misserfolgen peu á peu lernen. Gegen RWE war davon allerdings nicht viel zu erkennen. Auch das enttäuschte ihn.
Es hätte möglicherweise anders laufen können. Als Kray in der Anfangsphase zum Konter ansetzte und plötzlich in der Essener Hälfte eine 3:1-Überzahl besaß. „Wir sind wohl auch die Einzigen in der Liga, die es schaffen, dabei ins Abseits zu laufen“, würzte Wißel seine Kritik mit einer Prise Sarkasmus. Warum? „Es hätte die Initialzündung für uns sein können, hier eine breitere Brust zu zeigen.“
Im ersten Durchgang war’s trotz Spielkontrolle eine zähe Angelegenheit für die Rot-Weißen. Und doch gelang kurz vor der Halbzeit das 1:0: Flanke Kerim Avci, Kopfball Benedikt Koep. Ein Tor zur rechten Zeit, Kray war angezählt. Nach dem Wechsel reichte ein energischer Antritt von Vincent Wagner, der sein Solo mit dem 2:0 krönte. Der FCK baute ab und hätte sich weitere Tore fangen können als nur das 3:0 durch Avci, der mit einem filigranen Heber traf.
Eine gute Szene hatte aber auch der FC Kray noch. Mit einer ebenso pfiffigen wie banalen Freistoß-Finte wurde Kevin Barra freigespielt, der das 1:3 erzielte. „Für unsere Verhältnisse haben wir uns hier gut verkauft“, befand FCK-Chef Günther Oberholz. Die Gesichter seiner Fußballer ließen aber auch einen anderen Schluss zu.
Rot-Weiss - FC Kray 3:1 (1:0)
RWE: Lamczyk - Dombrowka, Laletin, Wagner (70.Telch), Guirino - Heppke (56.Pires-Rodrigues), Grummel - Lemke, Avci, Grund (66.Soukou) - Koep.
FC Kray: O.Allouche - I.Ketsatis, Kretschmar, G.Ketsatis - Kehrmann, Barra, Wibbe (72.Sokhan Sanj) - Elouriachi, Karagülmez (72.Adamczok), Mun (61.Walter) - Schmidt.
Schiedsrichter: Thorsten Kinhöfer (Herne).
Zuschauer: 11 037.
Tore: 1:0 Koep (44.), 2:0 Wagner (58.), 3:0 Avci (68.), 3:1 Barra (82.).