Essen. Mit Ramien Safi hat Rot-Weiss Essen einen Flügelstürmer aus der Regionalliga verpflichtet. Wir vergleichen den RWE-Zugang mit Young und Obuz.
Marvin Obuz, Isaiah Young, Sandro Pleachty und nun auch Sascha Voelcke: Rot-Weiss Essen hat zum Saisonende gleich vier Flügelspieler verabschiedet. Die Außenpositionen sind derzeit die größte Baustelle in der RWE-Kaderplanung. Bisher hat der Klub einen Nachfolger vorstellen können.
Mit Ramien Safi hat der Verein den ersten Spieler präsentiert, der auf den Flügeln zu Hause ist. Der 24-Jährige spielte in der vergangenen Saison für den Regionalligisten SV Rödinghausen - mit zehn Toren und drei Vorlagen in 33 Spielen war er dort einer der Leistungsträger. Ausgebildet wurde der schnelle Offensivspieler in seinem Heimatland Niederlande bei ADO Den Haag, ehe er über den deutschen Amateurfußball den Sprung zu Rot-Weiss Essen schaffte.
Rot-Weiss Essen: Kann Safi Obuz und Young ersetzen?
Kann Safi das Offensivspiel der Essener mehr beleben, als zuletzt Isaiah Young? Oder tritt er sogar in die großen Fußstapfen von Topscorer Marvin Obuz? Daten unseres Partners Createfootball geben Antworten.
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„Ramien ist ein sehr schneller und gradliniger Spieler mit Zug zum Tor und durch seine Beidfüßigkeit für den Gegner nur schwer ausrechenbar. Er bringt eine gewisse Unbekümmertheit mit und kann besonders bei Umschaltaktionen mit seinem Tempo für viel Gefahr sorgen“, sagt RWE-Trainer Christoph Dabrowski über den Neuzugang.
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Der 1,77 Meter große Safi ist ein klassischer Außenstürmer und häufig im letzten Drittel des Spielfelds zu finden. Immer wieder zieht er Richtung Zentrum und sucht mit dem rechten Fuß den Abschluss - der jedoch häufig nicht zum Erfolg führt. Etwa die Hälfte seiner Schüsse gehen zwar aufs Tor, sind aber meist zu unplatziert und nicht hart genug.
Der Linksaußen ist laufstark, sucht die Tiefe und dringt oft in den gegnerischen Strafraum ein. In vielen seiner Aktionen fehlt ihm aber die Präzision: Bei Läufen an die Grundlinie finden nur 23 Prozent seiner Flanken den Mitspieler. Aus seinen Pässen entstehen kaum Abschlussmöglichkeiten, die Erfolgsquote seiner Zuspiele in den Strafraum liegt bei nur 44 Prozent. Seine Passqualität im Spiel nach vorne ist ausbaufähig, nur 58 Prozent seiner vorwärtsgerichteten Bälle kommen an. Hier erinnert Safi an Isi Young, auf dessen Position Safi spielen kann. Auch Young ließ den entscheidenden letzten Pass häufig vermissen.
Ramien Safi hat im Defensivverhalten kein Drittliga-Niveau
Safi fühlt sich in der Offensive wohl, dort führt er auch die meisten Zweikämpfe. Sein Defensivverhalten ist allerdings schwach: Gegen den Ball hat Safi Defizite, was am deutlichsten in seiner Positionierung auf dem Feld sichtbar wird. Immer wieder steht er zu hoch und lässt sich durch schlechtes Timing im Anlaufverhalten leicht vom Gegner überspielen.
Auch seine Zweikampfstärke ist ausbaufähig, Safi gewinnt nur 38 Prozent seiner Duelle. Bei der Balleroberung hat der Neuzugang ebenfalls Probleme: Während Young auf der Außen-Position im Schnitt fünf Ballgewinne pro Spiel verbucht, kommt Safi nur auf drei - eine Liga tiefer.
Wie gut passt Ramien Safi in das System von Rot-Weiss Essen?
Seine größten Stärken hat Ramien Safi in einem Dreiersturm als Teil der letzten Angriffskette. Das aber passt nicht optimal in das System von Rot-Weiss Essen. Dabrowski spielt meist mit einer klaren Neun, die Außenbahnspieler sind dahinter postiert, meist auf der Höhe eines Zehners oder Achters.
Sollte Safi weiter vorne spielen, bräuchte er einen defensivstarken Linksverteidiger hinter sich. Lucas Brumme macht seine Sache dort gut, sucht aber selbst oft den Weg nach vorne. Das könnte bei Umschaltbewegungen des Gegners für Probleme sorgen. Dennoch kann Safi mit seiner temporeichen, mutigen und dribbelstarken Spielweise die Qualität der Essener Angriffe deutlich erhöhen.
Auch seine Geradlinigkeit unterscheidet ihn von Isi Young, der häufig durch zu viele Ballkontakte in der gegnerischen Abwehr hängenblieb. Durch seine hohe Positionierung kann Safi für Überzahlsituationen auf der linken Seite und im Strafraum sorgen, sein Tempo und die Bewegungen hinter die gegnerische Abwehrkette beleben das Essener Offensivspiel.
Ist Ramien Safi ein Kadidat für die Startelf von Rot-Weiss Essen?
Ramien Safi ist keine klare Verbesserung gegenüber Isaiah Young. Er bringt zwar viel Tempo mit, ist allerdings häufig zu ungenau bei Flanken und im finalen Passspiel, seine Abschlüsse sind zu zentral - insgesamt erzeugt er zu wenig Torgefahr. An die Qualitäten von Marvin Obuz kommt er bei weitem noch nicht heran.
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Festzuhalten ist aber: Safi hat viel ungenutztes Potenzial, ist mit 24 Jahren noch entwicklungsfähig. Wenn er im letzten Drittel genauer und gefährlicher wird, sein Spiel gegen den Ball und Zweikampfverhalten verbessert, kann er ein wichtiger Faktor für das RWE-Spiel werden. Dass Dabrowski junge Spieler entwickeln kann, hat er bereits gezeigt.
Rot-Weiss Essen: Safi wohl kein Stammspieler
Es bleibt abzuwarten, wie schnell sich Safi an Tempo und Intensität in der Dritten Liga gewöhnt. Als Stammspieler wird er mit großer Wahrscheinlichkeit nicht eingeplant sein. Das hängt allerdings auch davon ab, welche Spieler Rot-Weiss auf der Flügelposition noch verpflichtet.