Essen. Trotz des siebten Tabellenplatzes genossen alle Rot-Weissen den Saisonausgang gemeinsam. Nach den Abgängen der Leistungsträger wartet viel Arbeit
Feierbilder aus Lübeck: Spieler, Trainerteam und Staff posierten beim Gruppenbild mit der wieder reichlich mitgereisten Fangemeinde, Trainer Christoph Dabrowski lehnte es dankend ab, auf dem Zaun wie einst Frank Kurth zu erscheinen. Man musste dreimal hinschauen, ob es nicht doch Bilder aus Münster waren, wo vielleicht „verkleidete“ Preußen den sensationellen Durchmarsch in die Zweite Liga bejubelten.
Endlich eine Saison nur Fußball gucken
Nein, hier feierte tatsächlich der Tabellensiebte zum Saisonabschluss der Dritten Liga. Gründe für die erstaunliche Einheit zwischen allen Beteiligten? Nun, hier muss man wohl den Verlauf der vorigen Saison als rationale Erklärung hinzuziehen. Nach Jahren des Aufstiegsfrustes und der permanenten Abstiegsangst in der Vorsaison, letztlich gerettet durch einen ominösen Spielabbruch, war die Sehnsucht der Rot-Weiss-Fans riesengroß. Nach einer Saison mit Bier, Bratwurst - aber ohne Bibbern, bitte! Einfach nur mal entspannt Fußball gucken. Man wollte der Fußball-Weisheit, wonach das zweite Jahr nach einem Aufstieg das schwerste ist, aus dem Weg gehen. Genau das hat die Mannschaft serviert.
Aber irgendwann in der Nachschau werden die Analytiker vielleicht wieder die Oberhand gewinnen und zu der Erkenntnis gelangen: Man hat eine große Chance, die vielleicht lange Zeit nicht wiederkommt, vertan. Denn man muss sich nochmal vor Augen halten: Alleine mit einem Heimsieg gegen verunsicherte Münchner Löwen und einem Auswärtserfolg beim bereits abgestiegenen VfB Lübeck hätte man den Relegationsrang erreicht! War das wirklich zu viel verlangt?
Als es um die Wurst ging, blieb RWE nur der Zipfel
Offensichtlich. Denn als es in der Meisterschaft um die Wurst ging, gaben sich die Rot-Weissen demütig mit dem Zipfel zufrieden. Aus den letzten drei Spielen in Sandhausen, gegen 60 und in Lübeck gab es ein mageres Pünktchen. Spürte die Mannschaft in dieser Saison erstmals den Leistungsdruck? Oder waren es doch im Endspurt ein paar Spieler zu viel, die sich mit Zukunftsgedanken beschäftigten? Entweder, weil sie längst gedanklich auf Reisen sind, oder weil sie immer noch nicht wissen, ob die Reise mit Rot-Weiss zu Ende ist? In beiden Fällen ein ungünstiger Zustand. Nur so ist letztlich der frappierende Leistungsabfall bei einigen Leistungsträgern zu erklären.
Mehr News zu Rot-Weiss Essen
- Rot-Weiss Essen: Dabrowski spricht über Arslan – „hat Bock“
- RWE: Golz bleibt, neue Transfers - Machtwort von Steegmann
- Transfer: RWE findet einen Pröger-Ersatz im Ausland
- Rot-Weiss Essen braucht Typen wie Felix Herzenbruch
- Rot-Weiss Essen: Hohe Ablöse für Vinko Sapina, Fans wüten
- Uhlig schließt Rückkehr zu RWE „auf gar keinen Fall aus“
Allmählich kommt aber Licht ins Dunkel: Felix Götze hat als Erster für Klarheit gesorgt - als die letzte Chance auf den Aufstieg verspielt war. Bei Cedric Harenbrock zieht es sich unerträglich in die Länge. Entweder, weil der Altgediente vor dem wichtigen Pokalfinale gegen RWO nicht den Zusammenhalt mit den Fans gefährden will. Und, schlimmer: Weil er vielleicht zu einem Klub wechselt, den ihm die Westkurve nicht verzeihen wird? Fragen über Fragen.
Rot-Weiss Essen: Nun ist das Pokalfinale wieder spannend
Wenn der Saisonausgang ein Gutes hat, dann: Nun herrscht endlich wieder Spannung im Niederrhein-Pokalfinale. Sollte der Titel verteidigt werden, dann gäbe es wirklich was zu feiern. Und danach beginnt wieder die Arbeit. Ohne die Leistungsträger Götze und Obuz und vermutlich auch Harenbrock wird sich die sportliche Führung schwer tun, aufgrund der begrenzten Mittel adäquaten Ersatz zu bekommen. Vielleicht heißt es: Das dritte Jahr ist für Aufsteiger RWE das schwerste.