Essen. Der Trainer von 1860 München gab ein kurzes spektakuläres Gastspiel bei Rot-Weiss Essen, ehe es ihn nach Aalen zog. Freitag sieht man sich wieder

Freitagabend, 19 Uhr, Flutlichtspiel: Die Hafenstraße beginnt so langsam wieder, sich elektrisch aufzuladen. Die Partie gegen 1860 München ist mit 19.100 Zuschauern restlos ausverkauft, 2.000 Fans aus der bayerischen Metropole werden die Stimmung abrunden. In der Partie steckt eine Menge Pfeffer - und die Aspekte sind durchaus vielfältig.

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Vordergründig geht es für die Rot-Weissen darum, mit einem letzten Auftritt vor heimischem Publikum diese aufregende Saison zu vergolden. So ganz nebenbei würde man mit einem Heimsieg den Druck auf den Dritten Jahn Regensburg auch erhöhen, der tags darauf seine Auswärtsaufgabe bei Viktoria Köln zu erledigen hat. Bei einer Niederlage der Regensburger wäre es nur noch ein Pünktchen, und dann, ja dann, kann man sich vorstellen, welche rot-weisse Invasion sich am letzten Spieltag auf nach Lübeck machen würde.

Entwarnung nach dem Donnerstagtraining: Sascha Voelcke  kann nach seinem Pferdekuss gegen die Löwen mitwirken.
Entwarnung nach dem Donnerstagtraining: Sascha Voelcke kann nach seinem Pferdekuss gegen die Löwen mitwirken. © imago/foto2press | IMAGO/Oliver Zimmermann

Aber die Partie gegen die Löwen, die auch noch nicht ganz am sicheren Ufer sind, hat noch ein ganz anderes Geschmäckle. Beim Trainernamen Argirios Giannikis werden die älteren der RWE-Fans wieder hellhörig. Da war doch mal was? Es ist der erste Auftritt des Gäste-Coaches nach seinem unrühmlichen Abgang bei den Rot-Weissen im April 2018. Giannikis, damals 37-jährig und voller Ehrgeiz, hatte RWE in der Regionalligasaison sportlich sicherlich auf einen guten Weg gebracht. Das war aber auch anderen Klubs aufgefallen.

Zwei Herren aus dem Balkan verdutzten den RWE-Vorstand

Und so begab es sich, dass an einem kalten Januartag 2018 an der RWE-Geschäftsstelle eine schwere Limousine vorfuhr, der entstiegen zwei Herren aus dem Balkan, die sich als Agenten des Trainers vorstellten und dem verdutzte RWE-Vorsitzenden Marcus Uhlig sowie dem damaligen Sportdirektor Jürgen Lucas mitteilten, dass ihr „Mandant“ seinen Vertrag zum Sommer nicht verlängern würde. Da war Giannikis gerade drei Monate im Amt.

Die Szenerie hatte etwas Absurdes und Filmreifes: Während draußen auf dem Trainingsplatz der RWE-Coach mit seinem Trainerteam die Rückrunde und die personellen Veränderungen zum Sommer plante, wurde die sportliche Führung drinnen über die weiteren Pläne ihres Shooting Stars informiert. Das „Gespräch“ war nach wenigen Minuten beendet. Giannikis zog es, wie bald bekannt wurde, zum damaligen Drittligisten VfR Aalen.

Ein grußloser Abgang bei Rot-Weiss Essen

Bis April quälten sich Verein und Trainer noch über die Runden, ehe endlich ein Schlussstrich gezogen wurde und Karsten Neitzel als neuer RWE-Trainer gefunden war. Der Abgang des Griechen war am besagten April-Wochenende auch spektakulär: Der packte seine sieben Sachen im Rüttenscheider Appartment zusammen und ward nicht mehr gesehen, ohne sich vom Verein zu verabschieden. In Aalen hielt es Giannikis auch kein Jahr aus, ging dann nach Griechenland und machte beim Erstligisten AEK Athen für ein halbes Jahr Karriere. Seit Januar diesen Jahres nun versucht er, die Löwen vor dem Absturz in die Viertklassigkeit zu bewahren.

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Die Vorzeichen zwischen Ex-Trainer und den Rot-Weissen, die nach der Trennung noch lange in der Regionalliga herumkrebsten, haben sich nun grundsätzlich geändert: Während RWE zaghaft ans Tor zur Zweiten Bundesliga klopft, hat sich die Anfangseuphorie um Giannikis im „Löwenstüberl“ auch schon wieder gelegt: Von den letzen neun Ligaspielen verloren die 60er sechs. Und personell sieht es auch mau aus: Fabian Greilinger (Gelb-Sperre), Valmir Sulejmani (muskuläre Probleme), Daniel Winkler (Kreuzbandriss) und Philipp Steinhart (muskulär) fehlen.

Entwarnung bei Voelcke, Eisfeld und Plechaty

Bei den Rot-Weissen hingegen gab es nach dem Donnerstagtraining bei Sascha Voelcke (Pferdekuss), Thomas Eisfeld (Fußprellung) und Sandro Plechaty (muskulär) Entwarnung, nur bei Lucas Brumme (Pferdekuss) wird es ein Wettlauf mit der Zeit. Aber: Das Spiel will natürlich niemand verpassen.

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